DTB-Teamchef Rainer Schüttler - "Überrascht, dass wir auf Sand spielen"

Am 15. und 16. April spielt das Porsche Team Deutschland im Billie Jean King Cup (BJKC) gegen Kasachstan um den Einzug in die Endrunde. Team-Kapitän Rainer Schüttler spricht im Interview mit dem Deutschen Tennis Bund (DTB) über die Chancen seiner Mannschaft und gibt einen Einblick hinter die Kulissen…

von PM
zuletzt bearbeitet: 30.03.2022, 09:49 Uhr

Teamchef Rainer Schüttler strahlt Optimismus aus
© Paul Zimmer
Teamchef Rainer Schüttler strahlt Optimismus aus

Im November hat es in Prag leider nicht mit dem Einzug ins Billie Jean King Cup-Halbfinale geklappt. Nun werden die Karten wieder neu gemischt. Wie ist das Porsche Team Deutschland dieses Jahr aufgestellt?  

Mit Angie Kerber haben wir eine Führungsspielerin, die in den Top 20 steht, schon drei Grand Slams gewonnen hat und jeden schlagen kann. In Prag haben Jule Niemeier und Anna-Lena Friedsam im Doppel gezeigt, was sie können – haben gegen ein tschechisches Weltklasse-Doppel im Champions-Tie-Break verloren. Natürlich müssen wir manchmal Verletzungen verkraften (zuletzt fiel Laura Siegemund mehrere Monate wegen einer Knieverletzung aus, Anm. d. Red.). Aber wir haben andere Spielerinnen, die das auffangen können. Egal also ob Einzel oder Doppel: Wir haben auf jeden Fall gute Chancen!

Ihr habt noch nie gegen Kasachstan gespielt. Was erwartet das Team dort?  

Für die Spielerinnen wird es kein Problem sein sich zu akklimatisieren – das gehört für sie zum Tagesgeschäft. Aber wir reisen einige Tage früher an, denn an den Belag müssen wir uns schon etwas gewöhnen. Was mich überrascht hat, ist, dass wir auf Sand spielen. Da haben die Kasachinnen natürlich eine Stärke: Elena Rybakina, die aktuell auf Platz 18 der Welt steht, hat letztes Jahr bei den French Open (Sandplatzturnier, Anm. d. Red.) das Viertelfinale erreicht. Für uns wird es in diesem Jahr das erste Match auf Sand sein. Aber das passt ganz gut in den Turnierplan. In der Woche nach dem Billie Jean King Cup findet der Porsche Tennis Grand Prix auf Sand statt, der gerade für die Deutschen wichtig ist.  

In Kasachstan ist mit einem vollen Stadion zu rechnen. Bereitet ihr euch auf Auswärtszuschauer vor? 

In manchen Ländern kommt es vor, dass das Publikum extrem ist – wie man beim Davis Cup in Brasilien gesehen hat. Dann thematisiert man sowas schon mal vorher in der Kabine. Die Zuschauer in Kasachstan sind aber eigentlich immer fair. Außerdem sind unsere Spielerinnen sehr erfahren und können damit locker umgehen.

Apropos erfahrene Spielerinnen: Die Frauen sind alle Profis. Mit Angelique Kerber ist ein richtiger Superstar im Team, dem man nichts beibringen muss. Was ist deine Rolle als Kapitän? 

Meine Aufgabe ist es, das beste Team aufzustellen. In der Zeit, in der wir zusammen sind, das Optimale im Training zu geben und alle Störfaktoren rauszunehmen, ist mein Job. Jede soll die beste Vorbereitung bekommen und sich wohl fühlen. Es ist wichtig, die Mannschaft zusammen zu bringen und eine Einheit zu schaffen, damit am Match-Tag alle hinter der Spielerin auf dem Platz stehen. Und natürlich ist es wichtig, dass alle eine schöne Zeit haben, denn nur dann kann man richtig gut spielen.

Zum Porsche Team Deutschland gehören noch mehr Menschen – abgesehen von den Spielerinnen. Wer ist das Team hinter dem Team? 

Wir haben einen Arzt dabei, zwei Physiotherapeuten, einige Mitarbeiter vom DTB und auch DTB-Präsident Dietloff von Arnim wird kommen. Jeder ist ein Puzzleteil vom Team. Das ist ganz wichtig! Man muss eine Gruppe haben, in der man sich wohl fühlt, und braucht Menschen, mit denen man Spaß haben kann, mit denen man essen gehen kann. Die Spielerinnen sind 40 Wochen im Jahr unterwegs. Da muss man auch außerhalb des Platzes eine gute Zeit haben.

Von 2018 bis 2019 warst du Coach von Angelique Kerber. Inwiefern hilft dir diese Erfahrung bei deinem Job als BJKC-Kapitän. 

Das hilft sehr! Ich hatte vorher nur mit Männern trainiert, kannte die Tour vorrangig von dieser Seite. Die Erfahrung mit Angie hat mir gezeigt, wie unterschiedlich die Ansprache im Herren- und Damentennis ist. Bis jetzt komme ich mit dem Team super zurecht – und ich hoffe, sie kommen auch mit mir gut klar. Bisher hatten wir eine sehr gute Zeit zusammen: haben gut gearbeitet, hart trainiert und hatten viel Spaß.

Wie bist du in Kontakt mit den Spielerinnen – abseits vom BJKC?  

Ich bin mit Angie gut befreundet. Auch mit den anderen habe ich regelmäßig Kontakt. Durch die Pandemie war es natürlich extrem schwer für mich, weil ich wenig bei Turnieren dabei sein konnte. Jetzt ändert sich das hoffentlich wieder, sodass man nicht nur über Nachrichten oder kurze Telefonate voneinander hört.

Du bist beim BJKC der Kapitän eines Teams mit fünf Spielerinnen, die sicher ganz unterschiedlich sind. Wie schaffst du es, auf jede einzelne einzugehen? 

Sie sind alle Einzelsportlerinnen. Jede möchte anderes trainieren, mit unterschiedlicher Intensität oder Dauer. Manche müssen länger behandelt werden, manche fast gar nicht. Jede hat andere Bedürfnisse. Darauf muss man sich einstellen und darüber sprechen, sodass man einen Plan erstellen kann. Aber dafür bin ich nicht alleine, sondern mit dem Team unterwegs, um das aufzufangen.

Die Fünf kennen sich zwar alle – aber spielen eigentlich das ganz Jahr über unabhängig voneinander auf der Tour. Gibt es besondere Team Building-Maßnahmen für die BJKC-Zeit?  

Wir machen immer ein paar Sachen, um die Stimmung aufzulockern und uns gemeinsam die Zeit zu vertreiben. In Prag haben wir zum Beispiel einen Karaoke-Abend organisiert. Wir müssen schauen, was wir in Kasachstan machen können. Da wird uns sicher was einfallen…

Du bist seit 2020 Kapitän des Teams. Was ist dein bisheriges BJKC-Highlight? 

Durch die Pandemie habe ich noch nicht so viel miterlebt. Aber natürlich war es toll, dass wir gleich bei meinem Debüt Brasilien klar geschlagen haben. In Prag haben wir zuletzt nicht so erfolgreich gespielt, wie wir uns das erhofften. Wir waren aber sehr nah dran gegen Tschechien. Nun müssen wir in Kasachstan gewinnen und wieder ins Finale kommen – für das nächste Highlight.

Worauf freust du dich in Kasachstan? 

Für mich ist es schön, mit dem Team zusammen unterwegs zu sein. Mir macht das großen Spaß. Das Prickelndste ist der Moment, in dem es los geht – wenn jeder ein bisschen nervös ist und man die Spannung merkt. Darauf freue ich mich am meisten. Ich bin tennisverrückt und genieße das… 

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Kerber Angelique

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Mittwoch
30.03.2022, 19:05 Uhr
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