Ein bisschen UTS für die ATP? Ja, bitte! Und schnell!

Der Zuspruch für den Ultimate Tennis Showdown in Frankfurt am Wochenende hat gezeigt: Die Tennisfans haben Lust auf etwas Abwechslung. Hoffentlich kapiert das auch endlich die ATP.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 17.09.2023, 23:03 Uhr

Andrey Rublev am Sonntag in Frankfurt
© UTS
Andrey Rublev am Sonntag in Frankfurt

Wenn man in der Tennis-Community die Sprache auf Patrick Mouratoglou bringt, dann hört man durchaus differenzierte Meinungen. Positive wie negative - was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass der umtriebige Franzose viele Hüte aufhat: Coach auf den Profitouren wie etwa bei Serena Williams, Simona Halep oder Holger Rune. Akademie-Gründer und Leiter. Und seit den unsäglichen Zeiten der Corona-Pandemie auch Innovator des Tennissports.

Damals rief Mouratoglou den ersten Ultimate Tennis Showdown (UTS) ins Leben, ein Event, das mit den Konventionen brach. Spiel auf Zeit? Einzelne Punkte, die plötzlich den dreifachen Wert haben? Shot Clock bei nur 15 Sekunden? Das haben die Traditionalisten als Unfug abgetan. Und machen dies womöglich noch immer.

Wie beweglich ist die ATP?

Wenn man nun allerdings die voll besetzten Tribünen in Frankfurt während der letzten drei Tage gesehen hat, dann darf man schon fragen, ob es nicht unter gar nicht mal so wenigen Fans den Wunsch nach etwas Neuem gibt. Oder zumindest auf etwas Abwechslung. Nächste Frage: Hat die ATP das auch registriert? Oder denkt deren Chef Andrea Gaudenzi weiterhin, dass der Tennissport global nur überleben kann, wenn man die größten Turniere, die ATP-Masters-1000-Events, immer stärker macht? Und dabei in Kauf nimmt, dass kleinere Events, namentlich die 250er, einfach hinten runterfallen.

Denn in Wahrheit ist es ja so: Auch die #NextGen Finals wurden ja als Versuchslabor eingeführt, um zu sehen, wie man das Tennis für die Fans attraktiver machen kann. Und übernommen wurde … hmmm … die Shot Clock. Nichts mit kürzeren Sätzen, Abschaffung des Netzaufschlags, etc. …

Tennis im Wettstreit um Aufmerksamkeit

Das Format des UTS, so wie es in Frankfurt in richtig guter Besetzung über die Bühne ging, hat ein paar Features, die für Zuschauer wie auch für die TV-Stationen bestechend attraktiv sind: zuallererst die Planbarkeit. Vier Viertel zu jeweils acht Minuten - wer will sich das Spektakel nicht anschauen? Zumal bei 3:0 theoretisch schon nach 24 Minuten ein Sieger gekürt wird. Nur ein Aufschlag und der nach jeweils 15 Sekunden! Hach! Wie würde das das Spiel beschleunigen!

Natürlich sollte man nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Die Grand-Slam-Turniere sind hoffentlich sakrosankt. Aber warum schreibt die ATP nicht einfach mal ein, zwei, drei Probeläufe aus, wo nach den Regeln des UTS gespielt wird (abzüglich der Spielkarten und der Spitznamen)?

Es ist nämlich so: Wenn sogar der traditionsreichste und also auch starrste Sport in den USA, Baseball nämlich, erkannt hat, dass die Spiele kürzer werden müssen, und entsprechende Regeln einführt - was hält dann den Tennissport zurück, der sich vor allem bei den jungen Sportfans in einem gnadenlosen Wettbewerb um Aufmerksamkeit mit so vielen anderen, womöglich aufregenderen Disziplinen befindet.

von Jens Huiber

Montag
18.09.2023, 15:07 Uhr
zuletzt bearbeitet: 17.09.2023, 23:03 Uhr