Ein doppelt bitterer Abend für den Jubilar
Mit einem Geschlechterduell in gleich 2facher Ausführung kann die am heutigen Abend auf dem Programm...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 20.03.2023, 14:18 Uhr
Mit einem Geschlechterduell in gleich 2facher Ausführung kann die am heutigen Abend auf dem Programm stehende Vorschlussrunde des 13. März HTT 150 Turniers im Union Tennis Center La Ville aufwarten. Die Duelle der topgesetzten Lena Ramharter gegen Michael Sommer und der jungen Ungarin Jazmin Ganbat gegen Titelfavorit Sebastian Pallanich sorgen also gleich in doppelter Form für den seit 2004 auf der HTT gängigen, und immer wieder reizvoll wie auch umstrittenen Vergleich der Geschlechter im Tennissport. Der tragische Held des gestrigen dritten Spieltages war aber Johann Schwar, der bei seinem Jubiläums-Auftritt drei Matchbälle ausließ, mit denen er sich bei seinem 70. Turnierstart – nach dem Rückzug von Michael Sommer – sogar für sein zweites HTT Karriere-Finale qualifiziert hätte. Ein Bericht von C.L
Schwarzer Schwar-Sonntag! Zuerst drei Matchbälle vergeben, und dann auch noch vom Turnierrückzug des Gegners erfahren
Es war der Aufreger am Ende eines intensiven, und für HTT 150er-Verhältnisse wirklich hochklassigen Spieltages im UTC La Ville. Hans Schwar nahm mit etwas säuerlichem Gesichtsausdruck vor dem Tenniscenter stehend einen kräftigen Zigaretten-Zug, und versuchte irgendmöglich den Frust der letzten Minuten zu verarbeiten. Und das war eine Menge an Tiefschlägen, die der 50jährige Wahl-Niederösterreicher am Sonntag Abend zu verdauen hatte. Ausgerechnet bei seinem Jubiläums-Start hatte Schwar die bislang eher durchwachsen angelaufene HTT Saison vergessen gemacht, und auf dem Weg ins Viertelfinale des März HTT 150 Turniers die HTT Jugend in der Person von Wenedlin Koch und jener von Jakob Kühnert souverän und ohne Zittern in jeweils zwei klaren Sätzen in die Schranken gewiesen, und erstmals 2023 das Viertelfinale eines HTT-Turniers erreicht. Dort spielte der Routinier vom UTC BH Wr. Neustadt eines der besten Matches seiner bisherigen HTT Karriere, und setzte den an Nr. 3 gesetzten und weitaus höher eingeschätzten Michael Sommer aus Prinzendorf im ersten Satz mit 6:2 matt. Den zwischenzeitlich mit 1:6 verloren gegangenen zweiten Satz steckte der im HTT Computer auf Position Nr. 42 notierte Routinier überraschend locker weg, ehe er sich Ende des alles entscheidenden dritten Satzes, zum 70. Turnierstart selbst zu beschenken schien. Als Rückschläger fand der gebürtige Grazer bei 5:3, 30:40 einen ersten Matchball vor, bei 5:4 und eigenem Aufschlag zwei weitere dieser big points. Das Drama am Ende: Schwar ließ alle drei Matchbälle ungenützt, und stapfte Minuten später brutal frustriert vom Platz und direkt hinein in die nächste Enttäuschung. Denn im Foyer des UTC La Ville angekommen, vernahm Schwar auch noch die ersten Gerüchte vom möglichen Turnierrückzug des Michael Sommer, der dann eine Stunde später offiziell bestätigt wurde.
Lena Ramharter steht in ihrem ersten HTT Finale, und Großbritannien wartet schon siebeneinhalb Jahre auf einen Titel
Damit steht auch Lena Ramharter als erste Finalistin des März HTT 150 Turniers 2023 fest. Die 18jährige erbt also durch den semifinalen Sommer-Verzicht ihr allererstes Finalticket auf der HTT, das sie sich am Sonntag Abend mit einem vorallem im zweiten Satz hart erkämpften 6:1, 7:5 Erfolg sicherte. Ramharter ist damit im Verlauf ihres zweiten HTT Saisonturniers noch immer ohne Satzverlust, und sorgte zudem für die 62. weibliche Finalteilnahme der HTT Geschichte. Auf der anderen Seite beendete Ramharter auch die Hoffnungen der britischen HTT Spieler und Fans auf den ersten englischen HTT Turniersieg seit Oktober 2015, als Chris Cummins auf HTT Future-Ebene zuschlug. Der letzte britische Erfolg bei einem HTT Einzelturnier auf der “großen Tour” liegt sogar noch länger zurück, und datiert aus dem November 2012, als Adam Goodsell das November HTT 250 Turnier für das Königreich gewann. Der insgesamt sechste Titel unter der Flagge des “Union Jack” ist also längst überfällig, vorerst aber eher Illusion als Wirklichkeit.
Im kommenden Jahr ist es 20 Jahre her, das die Emanzipation auf der HTT Einzug gehalten hat
Im kommeden Jahr zur Saison 2024 wird es 20 Jahre her sein, als die beiden HTT Spielerinnen der ersten Stunde, Jelena Trifunovic und Jeannine Hos beim zunächst zu diesem Thema eher reservierten HTT Veranstalter den mittlerweile historischen Coup durchsetzten, wonach Damen auch inmitten der Herren bei HTT Turnieren um Punkte und Pokale mitspielen dürfen. Die Emanzipation auf den Courts der Hobby Tennis Tour hatte also Einzug gehalten, sogenannte Mixed-Bewerbe sind längst gewohnter Alltag im Tennis-Breitensport. Beim 20. HTT Saisonturnier 2023 lebt man diese längst selbstverständliche Gleichberechtigung gleich mit zwei Gender-Fights im Semifinale, wobei ja wie erwähnt der “battle of sexes” zwischen Ramharter und Sommer ausfallen wird. Das reizvolle Duell der Geschlechter wird es am Montag Abend aber mit dem Halbfinale der unteren Tableau-Hälfte zwischen Titelfavorit und Februar HTT 150-Champion Sebastian Pallanich und der jungen Ungarin Jazmin Ganbat doch geben. Beide sind für burgenländische Vereine in der Meisterschaft tätig, und beide sind letztlich souverän in die Vorschluss-Runde des 620igsten jemals im UTC La Ville über die Bühne gegangenen Turniers eingezogen.
Sebastian Pallanich nur mehr einen Schritt vor seinem zweiten HTT Saison- und Karrierefinale entfernt
Besonders imposant spazierte am Sonntag Nachmittag Jazmin Ganbat in ihr zweites HTT Karriere-Halbfinale nach jenem im Herbst letzten Jahres beim Juan Carlos Ferrero Circuit. Der stets lächelnde und immer freundliche Teenie aus Sopron verlebte einen netten Nachmittag mit den diversen Wagners der HTT, und ließ gegen Karl W. im Achtelfinale und gegen Mateo W. im Viertelfinale höflicher Weise nur sieben gegnerische Games zu. Damit hat die junge Ungarin jede Menge Kraft und Substanz für das mit großer Spannung erwartete Semifinal-Treffen mit Sebastian Pallanich gespart. Der 20jährige baute unterdessen seine Siegesserie auf HTT 150er-Ebene auf 8:0 Einzelerfolge aus, musste im Achtelfinale am frühen Sonntag Nachmittag aber erstmals überhaupt einen Satz abgeben. In der Neuauflage des Februar HTT 150 Finales entpuppte sich Matthias Kuntner als erster ernsthafter Konkurrent für den 20jährigen HTT 150er-Saisondominator, und knöpfte Pallanich so einfach einmal den ersten Satz ab. Der große Titelfavorit beim März HTT 150 Turnier fing sich aber mit Fortdauer der Partie, und stellte mit 6:0, 6:4 die Hackordnung in diesem 20. HTT Saison-Draw wieder her. Im Viertelfinale ließ der 20jährige dann auch noch den jungen Italiener Giuliano Wagner mit 6:1, 6:1 über die Klinge springen. Der 13jährige Italo-Jungstar hatte im Duell mit Pallanich einen achtelfinalen Dreistunden-Fight mit Philipp Mayer und mit zwei gerissenen Rackets in der Anfangsphase des Matches zu kämpfen. Zum zweiten HTT Saison- und Karrierefinale fehlt Pallanich daher jetzt nur mehr ein letzter Schritt, und den heißt es am Montag Abend gegen Jazmin Ganbat zu gehen. Die 15jährige aus Sopron, Tochter einer Ungarin und eines vor vielen vielen Jahren aus der Mongolei kommenden Einwanderers, trainiert seit September im Leistungszentrum Oberpullendorf bei Wolfgang Thiem, und besucht dort auch wochentags die Schule. “Nur am Wochenende geht es heim nach Sopron, wenn nicht ein Turnier auf dem Programm steht”, erzählt die stolze Mama.
