tennisnet-Archiv: Als Stefan Koubek Daniel Köllerer in der Bundesliga an die Gurgel ging
Im Juni 2010 kam es in der österreichischen Tennis-Bundesliga zu einem denkwürdigen Zwischenfall. Der heutige Davis-Cup-Kapitän Stefan Koubek fühlte sich von seinem Gegner Daniel Köllerer so provoziert, dass er diesem an die Gurgel ging.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
04.04.2020, 12:43 Uhr

Im tennisnet-Instagram-Interview erinnerte sich Koubek an den Zwischenfall. "Er hat mich anscheinend getriggert, es war einfach zu viel. Er hat es sich vermutlich verdient, aber klar ist: So etwas macht man nicht."
Nach Absprache mit Koubek präsentieren wir den Original-tennisnet-Artikel zum Zwischenfall von 2010:
Wilder Zwischenfall in der ersten Runde der Bundesliga: Stefan Koubek wurde nach einer Insultierung von Daniel Köllerer disqualifiziert.
Insultierung beim Seitenwechsel
Im Spitzensingle des Schlagers der ersten Bundesliga-Runde zwischen dem Star-Team des TC Gleisdorf und dem UTC Strassburg kam es zu einem Eklat: Stefan Koubek insultierte Daniel Köllerer während des Seitenwechsels beim Stand von 4:6 und 3:2. Nach einer Reihe von gegenseitigen Gehässigkeiten eskalierte die Situation – Koubek stieß Strassburgs Wolfgang Schranz zur Seite, ging auf Köllerer zu, der Oberösterreicher schlug dem Kärntner das Racket aus der Hand, worauf Koubek Köllerer so heftig an die Gurgel fasste, dass die Spielerbank nach hinten kippte.
Nach Rücksprache mit Stuhlschiedsrichter Werner Hötzinger wurde Koubek von Oberschiedsrichter Kurt Gogg sofort disqualifiziert, das Spiel zu Gunsten von Strassburg gewertet: „Nachdem Werner Hötzinger mir gegenüber versichert hat, dass er die verbale Provokation nicht gehört hat, musste ich Stefan Koubek den Regeln entsprechend disqualifizieren“, erklärte Gogg in einer ÖTV-Aussendung.
Koubek schildert Ablauf
Im Gespräch mit tennisnet.com schildert Koubek den Ablauf der Ereignisse wie folgt: „Ich habe Köllerer im zweiten Satz gebreakt und mich mit einem ‚Come on‘ gepusht. Dann hat Köllerer das Rebreak zum 2:3 geschafft.“ Beim Seitenwechsel kam es dann zu einem Wortgefecht. Koubek: „Er sagte: ‚Brauchst mi net reizen‘. Daraufhin wollte ich weiterspielen, aber er sagte ‚Setz dich hin‘, woraufhin ich ‚Du sagst mir nicht, was ich zu tun habe‘ gesagt hab und weiter Richtung Court gegangen bin. Dann hat er „Du Wichser“ gesagt und ich hab' ihm die Gurgel massiert, so Koubek. „Vielleicht gehört so eine Aktion nicht auf den Platz, aber ich bin Manns genug, um mich nicht beschimpfen zu lassen – schon gar nicht von einem Herrn Köllerer“, polterte Koubek, der auch Schiedsrichter Hötzinger heftig kritisierte: „Die Zuschauer rundherum haben gehört, was er zu mir gesagt hat, nur er nicht.“
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Köllerer ist sich keiner Schuld bewusst
Naturgemäß anders ereignete sich der Vorfall aus Daniel Köllerers Sicht: „Ich habe mir noch gestern vorgenommen, dass ich mir in diesem Spiel nichts zu Schulden kommen lasse. Ich habe in dieser Situation zu Stefan gesagt, er soll sich hinsetzen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger“, so Köllerer.
Strassburg-Mannschaftsführer Georg Pirkebner brachte die Sache auf den Punkt: „Für mich war das eineinhalb Sätze lang eine normale Partie auf gutem Niveau. Es ist schade für das Tennis, dass dieses Match so zu Ende gehen musste.“ Schranz wollte gar keinen Kommentar abgeben, meinte nur "Der Schaden fürs Tennis ist schon groß genug." Laut Regulativ ist Koubek übrigens nicht nur für die anschließenden Doppel, sondern auch für die zwei restlichen Vorrundenspiele am Samstag beim LTM Team Wien und am Sonntag zu Hause gegen die Sportunion Klagenfurt gesperrt.
Peya bezwingt Novak
Nach der Disqualifikation stand es im Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften in Gleisdorf vor 1000 Zuschauern 2:2. Martin Slanar eroberte für Strassburg einen überraschenden Punkt gegen den Deutschen Björn Phau. Für Gleisdorf punkteten Martin Fischer (Sieg über Alexander Flock) und Alexander Peya mit einem starken 7:5, 6:3 über den ehemaligen Weltranglisten-Fünften Jiri Novak (Tschechien). Auch die letzten beiden Einzel, die in der Halle beendet werden mussten, gingen an die Heimmannschaft.
Angespannte Stimmung
Weitere Vorfälle gab es keine mehr, Koubek blieb auch während der Doppelspiele auf der Anlage und sah zwei Siege seines Teams, das damit nach der 4:2-Einzelführung alles klar machte. "Die Anspannung war da natürlich auf beiden Seiten spürbar. Aber sonst war's eine Top-Atmosphäre. Und einen Punkt haben wir mit dem 3:6 ja wenigstens doch gemacht", bemühte sich Pirkebner, das Positive hervorzuheben. Das zweite Spiel der Gruppe B gewann das LTM Team Wien erwartungsgemäß mit 7:2 bei der Sportunion Klagenfurt, wo Herbert Wiltschnig im Einser-Duell mit dem Argentinier Juan-Pablo Brezicki aufgeben musste und zum Doppel dann nicht antreten konnte. Das erleichterte den Wienern die Aufgabe.
Nicht Grand Slam, sondern Bundesliga
In der Gruppe A setzte sich der 1. Salzburger TC Stiegl gegen Titelverteidiger UTC Vandans mit 7:2 durch. Ein Mitgrund: Die Vorarlberger mussten ohne ihre Top Drei Simon Greul (Deutschland), Simone Bolelli und Flavio Cipolla (beide Italien) auskommen, Andreas Haider-Maurer war auch noch durch eine Muskelzerrung gehandicapt. Zudem überraschte bei den Salzburgern etwa Nico Reissig mit seinem Erfolg über Rainer Eitzinger. Die Doppel gingen alle drei an die Hausherren. Der ULTV Linz hingegen feierte den erwarteten Erfolg über den TC Deutsch-Wagram. Besonders hervor stach die Einser-Partie zwischen dem 39. im ATP-Ranking Philipp Petzschner und dem Slowaken Dominik Hrbaty, ehemalige Nummer zwölf der Welt. "Ein Spiel auf unglaublich hohem Niveau", schwärmte Deutsch-Wagrams Mannschaftsführer Heribert Elias, "das hätte genauso eine Grand-Slam-Partie sein können." Der Deutsche behauptete sich mit 7:5, 6:2 und führte die Linzer damit zum 7:2-Erfolg.
Herren-Bundesliga, 1. Spieltag, Gruppe A
ULTV Linz – TC Babolat Deutsch-Wagram 7:2
Philipp Petzschner (Deutschland) – Dominik Hrbaty (Slowakei) 7:5, 6:2
Gero Kretschmer (Deutschland) – Bastian Knittel (Deutschland) 1:6, 3:6
Johannes Ager – Pascal Brunner 6:3, 4:6, 6:2
Marco Mirnegg – Philip Lang 6:3, 6:1
Sascha Klör (Deutschland) – Gerald Melzer 4:6, 6:4, 6:0
Ingo Neumüller – Ricardo Bellotti (Italien) 1:6, 4:6
Kretschmer/Klör – Hrbaty/Bellotti 6:2, 1:6, 12/10
Petzschner/Neumüller – Knittel/Melzer 1:6, 6:0, 10/7
Ager/Mirnegg – Brunner/Lang 6:3, 6:3
1. Salzburger TC Stiegl – UTC Vandans 7:2
Lukas Rosol (Tschechien) – Andreas Haider-Maurer 7:6 (3), 6:0
Andreas Vinciguerra (Schweden) – Philipp Oswald 7:6 (3), 7:6 (6)
Hans Podlipnik-Castillo (Chile) – Alessio di Mauro (Italien) 4:6, 3:6
Nico Reissig – Rainer Eitzinger 7:6 (3), 6:1
Marc Rath – Armin Sandbichler 4:6, 6:3, 3:6
Gerald Kamitz – Stefano Cobolli (Italien) 6:2, 5:7, 6:4
Rosol/Vinciguerra – Haider-Maurer/Oswald 6:3, 7:6 (10)
Podlipnik-Castillo/Reissig – di Mauro/Cobolli 6:3, 6:2
Rath/Kamitz – Eitzinger/Sandbichler 6:3, 6:3
Gruppe B
TC Gleisdorf – UTC Hohe Brücke Strassburg 6:3
Stefan Koubek – Daniel Köllerer 4:6, 3:2 disqu. Koubek
Björn Phau (Deutschland) – Martin Slanar 4:6, 6:7 (6)
Martin Fischer – Alexander Flock (Deutschland) 7:5, 6:1
Alexander Peya – Jiri Novak (Tschechien) 7:5, 6:3
Christian Magg – Werner Eschauer 5:7, 6:4, 7:6 (6)
Patrick Schmölzer – Michael Linzer 2:6, 6:2, 6:3
Peya/Phau – Slanar/Novak 6:3, 6:7, 2/10
Fischer/Schmölzer – Köllerer/Schranz 3:6, 6:3, 11/9
Magg/Weiglhofer – Flock/Eschauer 6:3, 6:4
Sportunion Klagenfurt – LTM Team Wien 2:7
Herbert Wiltschnig – Juan-Pablo Brzezicki (Argentinien) 2:5 ret. Wiltschnig
Marko Tkalec (Slowenien) – Evgeny Donskoy (Russland) 7:5, 2:6, 4:6
Bertram Steinberger – Juho Paukku (Finnland) 3:6, 2:6
Björn Propst – Leonardo Azzaro (Italien) 6:7 (3), 6:7 (6)
Rene Gräflinger – Daniel Elsner (Deutschland) 0:6, 2:6
Christian Polessnig – Dmitri Kotchetkov 6:0, 6:2
Steinberger/Propst – Brzezicki/Elsner 0:1 ret. Steinberger/Propst
Tkalec/Polessnig – Azzaro/Paukko 0:1 ret. Tkalec/Polessnig
Gräflinger/Christian Hoellger (Deutschland) – Donskoy/Kotchetkov 1:0 ret. Donskoy/Kotchetkov