Davis Cup: Ersatzmann Evgeny Donskoy - das fünfte Rad am Pokal

Evgeny Donskoy kam in Madrid als Ersatzmann bei keiner einzigen Partie des russischen Teams zum Einsatz, durfte zum Schluss aber den Siegerpokal in die Höhe recken und hat sich damit als Davis Cup Champion verewigt. Nun hat der Moskauer verraten, wie es ist, einen solchen Triumph von der Reservebank zu verfolgen und welches Verhältnis er zu seinen Top-Kollegen hat.

von Ilya Portnoy
zuletzt bearbeitet: 09.12.2021, 19:45 Uhr

Evgeny Donskoy über sein Dasein als Ersatzmann
© Getty Images
Evgeny Donskoy über sein Dasein als Ersatzmann

Für Donskoy war es bereits der zweite Davis Cup in Folge, bei dem er ohne Einsatz geblieben ist. Vor zwei Jahren, als das Team in Madrid noch offiziell unter russischer Flagge antreten durfte, waren nur drei Spieler im Kader. Dauer-Kapitän Shamil Tarpichev setzte damals auf Rublev und Khachanov, die auch im Doppel gut harmonieren. Für Donskoy sei es 2019 eine größere Enttäuschung gewesen, nicht aufgestellt zu werden, als bei der diesjährigen Ausgabe, wie er im Interview mit dem russischen Fernsehsender Match TV verriet. Denn zu diesem Zeitpunkt stand er in der Weltrangliste noch höher (aktuell ATP 172) und die Entscheidung, ihn nicht spielen zu lassen, sei ein Zeichen gewesen, dass er im Einzel und Doppel noch Luft nach oben habe. Zugleich aber auch eine Motivation, um mehr zu trainieren und Resultate zu zeigen.

„Im Moment sehe ich mich als Sparring-Partner. Ich versuche mit allen zu trainieren, alle einzuschlagen, mich anzupassen.“ Körperlich spüre der Russe keine Anzeichen von Erschöpfung und sei auch zum Saisonabschluss bereit, weiter an sich zu arbeiten. Es komme jetzt mehr auf die psychologische Komponente an, also die anschließende Erholung mit der Familie. Für Donskoy persönlich war es, wie er zugibt, eine der schlechtesten Saisons überhaupt – nur drei Siege seit August. Selbst der Triumph als Team-Chef beim ATP Cup Anfang 2021 könne ihn nicht darüber hinwegtrösten. „Damit habe ich nichts zu tun und das hat auf meine Karriere gar keinen Einfluss“. Zu dem Erfolg bei der ATP-Mannschafts-WM habe er als Kapitän nur minimal beigetragen. Nun arbeitet Donskoy weiter daran, seine Karriere wieder auf Vordermann zu bringen. Manchmal seien die „schrecklichsten“ Siege die beste Medizin, um wieder die Kurve zu kriegen. So wie jener von Andrey Rublev gegen den Schweden Elias Ymer im Viertelfinale, bei dem die Nummer fünf der Welt aufs Match servierte und dieses fast noch verschenkt hat. Danach folgten bekanntermaßen souveräne Vorstellungen gegen Deutschland (6:4, 6:0 Koepfer) und Kroatien (6:4, 7:6 (5) gegen Gojo).

Donskoy über die russischen Kollegen: „Es haben sich nur die Bankkonten verändert, sonst nichts“

Für die Chemie innerhalb des russischen Teams sei es indessen komplett egal, wer in seinem Portfolio die größeren Erfolge aufzuweisen habe. „Wir verstehen uns alle wie normale Menschen ohne, dass ein Star-Faktor eine Rolle spielen würde“, so Donskoy. Seit er seine Kollegen kennen gelernt hat, „haben sich nur die Bankkonten verändert, sonst nichts“. Aslan Karatsev sei einfacher ein guter Kerl, Rublev immer noch derselbe, Khachanov vielleicht etwas reifer geworden und Daniil Medvedev „ein echter Professor“.

Für Donskoy bleibt sein Sieg 2017 gegen Federer in Dubai neben dem Davis Cup das persönliche Karriere-Highlight. Damals bezwang er den wiedererstarkten Maestro nach dessen Australian Open Sieg, und dies gar nach Abwehr von Matchbällen. Auch beim ATP Cup in wenigen Wochen steht der Moskauer auf der Meldeliste. Ob er hier endlich wieder zum Einsatz kommt, lässt sich bezweifeln. Karen Kchachanov fehlt indessen und wird durch Roman Safiullin ersetzt. Der ehemalige Top-Ten-Spieler und Paris Bercy Sieger von 2018 hat in Madrid ebenfalls die meiste Zeit auf der Ersatzbank mitgefiebert, nur im bedeutungslosen Doppel im Halbfinale gegen Deutschland (Krawietz/Pütz) stand er Karatsev zur Seite.

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von Ilya Portnoy

Freitag
10.12.2021, 09:55 Uhr
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