„Mir geht es um Siege, um Ergebnisse“
Der Schweizer kann sich mit dem Titelgewinn bei seinem Heimspiel für das Saisonfinale in London qualifizieren.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
24.10.2013, 15:41 Uhr

Von Jörg Allmeroth aus Basel
Auch nach 15 Jahren als Tennis-Profi, auch nach all den überstandenen Abenteuern und Herausforderungen im Wanderzirkus der Tour-Nomaden lassen ihn die wirklich besonderen Augenblicke nie kalt. Und zu diesen außergewöhnlichen Lebenslagen in seinem Beruf zählen fürRoger Federernicht etwa nur die Auftritte bei den Major-Wettbewerben in Melbourne, Paris, London oder New York, sondern auch und vor allem der Marsch auf die heimatlich vertraute Bühne in der St. Jakobshalle. Es hat Jahre gegeben, in denen der eigene und öffentliche Erwartungsdruck einfach so abperlte an Federer und die zu einem Triumphzug für ihn und die eigene Fangemeinde in der Schweiz wurden. Es hat auch Jahre gegeben, in denen Federer in großartiger Form kühl erwischte wurde von einem Rivalen, der in Basel das Tennismatch seines Lebens auf den Center Court zauberte – trotz aller scheinbaren Magie des scheinbar unverwüstlichen Maestro.
Und es gibt nun neuerdings eine Gefechts- und Gemengelage wie in der Saison 2013, in der Federers Auftritt wie unterm Brennglas noch einmal die akuten Turbulenzen dieser Karrierephase bündelt – und sie fast schaufensterartig illustriert. Zum Glück wenigstens haben die Swiss Indoors noch nicht jene Facette eines bitteren Scheiterns in zugespitzter Lage erlebt, ein wiederkehrendes Element, das auch für das laufende Jahr steht – siehe Wimbledon, siehe die US Open, siehe jüngst das ATP-Masters-1000-Turnier in Shanghai. Was freilich symptomatisch zu beobachten war schon in den Auftaktmatches der ersten und zweiten Runde, auf dem Weg ins Viertelfinale also, war dieses zähe, harte, manchmal verzweifelte Ringen um die richtigen Schläge und Antworten auf dem Spielplatz, diese Anti-Attitüde der früheren schwerelosen, federesken Leichtigkeit. Auch gegen den Usbeken Denis Istomin leistete sich Federer eine Vielzahl jener Fehler, die viele Experten mit der Prognose auf den Plan gerufen haben, dem 32-jährigen Familienvater werde es schwer fallen, noch einmal zu alter Souveränität und Machtstellung zurückzukehren. „Ein wenig erschreckend“ fand selbst Federer, wie häufig er sich in der Startphase jener Partie „einfachste Vorhand-Fehler“ begangen habe.
Keine Schönheitspreise
Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass Federer sich mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft gegen die Krise stemmt – im Großen und Ganzen mit allerlei strategischen Überlegungen, mit personellen Planspielen und mit spieltaktischen Varianten. Und eben im Kleinen, in jedem einzelnen Trainingsmoment, in jedem Pflichtspiel da draußen im Circuit, umso mehr, wenn es – wie in dieser Woche – vor den Fans und der großen Basler Federer-Familie stattfindet. Federer saugt gegenwärtig fast körperlich Selbstbewusstsein und frische Moral aus geglückten Aufholjagden wie gegen Istomin, den er schließlich in drei wild bewegten und bewegenden Sätzen vor 9000 Zuschauern in der ausverkauften Arena bezwang. „Ich muss mich hart durchbeißen zurzeit, das ist mir voll bewusst“, sagt Federer, seit jeher der Typ für das schöne Spiel ohne eigenen ästhetischen Totalanspruch: „Ich lege es nicht auf Schönheitspreise an, jetzt noch weniger als sonst. Mir geht es um Siege, um Ergebnisse.“
Federer kann insoweit ein recht versöhnliches Zwischenfazit seines Basler Auftritts ziehen, den er ja im Zuge der schwelenden Auseinandersetzung mit Turnierboss Roger Brennwald kurioser Weise gratis absolviert – kostenfrei im Sparmodus für den Veranstalter, nicht aber im persönlichen Energiesparmodus, wenn es gegen die Gegner auf dem Center Court geht. Schon jetzt steht fest, dass Federer mit einem Punktvorsprung auf alle Mitbewerber in die Zielkurve der Qualifikations-Tortur für das Londoner ATP-Tour-Finale einbiegen wird. Federer ist der gefühlt einzige Gewinner dieser Woche, in der die Wawrinkas, Gasquets und Tsongas keine Vorteile gegen ihn erringen konnten – und allesamt Boden einbüßten auf den ältesten aller Top-Ten-Spieler. Gelänge Federer sogar der Turniersieg in Basel, wäre ihm die automatische Teilnahme am rauschenden Schlusspunkt des Jahres in der O2-Arena nicht mehr zu nehmen. Es wäre, kein Zweifel, das Idealszenario für Federer – anders als ein erbitterter Fight aller verbliebenen Anwärter beim ATP-Masters-1000-Turnier nächste Woche in Paris.(Foto: GEPA pictures)
Hier die aktuellen Ergebnisse aus Basel:Qualifikation,Hauptbewerb,Doppel.
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