Filip Misolic: „Österreichs Nr. 1 schon als Kindheitstraum“
Nach seinem Challenger-Titel in Posen bleibt Filip Misolic auch beim Qualifikationsturnier in Wimbledon weiter auf der Erfolgspur. Im tennisnet-Interview spricht der Steirer unter anderem über seine sportliche Entwicklung, seinen Lauf bei den French Open und einem erfüllten Kindheitstraum.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
25.06.2025, 21:31 Uhr

Von Dietmar Kaspar aus Roehampton
Herausfordernder konnte die Vorbereitung für Filip Misolic auf das Qualifikationsturnier in Wimbledon kaum sein. Am Samstag durfte der österreichische Davis-Cup-Spieler im polnischen Posen auf Sand den höchstkategorisierten seiner insgesamt vier Challenger-Titel feiern, der ihn in der Weltrangliste mit Position 110 erstmals als höchstplatzierten Spieler Österreichs ausweist. Zwei Tage später stand für den Steirer auf Rasen das erste Match der Qualifikation für das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon gegen den Niederländer Guy den Ouden an, dass er in einem Krimi nach Abwehr dreier Matchbälle für sich entscheiden konnte. Komplett souverän dann seine Zweitrunden-Partie gegen den Belgier Gauthier Onclin, in dem er sich in zwei glatten Sätzen behaupten konnte. Vor seiner Finalrunden-Begegnung gegen den deutsch-Libanesen Benjamin Hassen stellte sich der 23-jährige dem exklusiven tennisnet-Interview.
tennisnet: Filip, am Samstag hast du noch den Challenger-Titel in Posen auf Sand eingetütet. Wie hast du dann die Umstellung auf dein erstes Rasen-Match in der Wimbledon-Qualifikation am Montag geschafft?
Filip Misolic: Das Ziel von mir war natürlich, in Posen möglichst lange im Turnier zu sein. Mir war dann auch klar, dass die Zeit für die Vorbereitung auf Wimbledon mit einem erfolgreichen Abschneiden in Polen äußerst knapp wird. Ich habe aber versucht, das Beste daraus zu machen. Das erste Match war dann noch recht wackelig und mit Abwehr von drei Matchbällen richtig eng. In der zweiten Partie habe ich mich schon richtig gut gefühlt und hoffe natürlich, dass ich in der Finalrunde der Qualifikation auch nochmal richtig gut spiele.
„Ich fühle mich spielerisch, mental und vor allem physisch stark verbessert“
Das Ranking weist aktuell den besten Filip Misolic aller Zeiten aus. Welche Entwicklung im spielerischen und mentalen Bereich hast du in den letzten Monaten genommen?
Die Ergebnisse der letzten Monate spiegeln natürlich wider, dass ich mich spielerisch und mental verbessert habe. Zudem habe ich mich auch physisch stark verbessert und fühle mich aktuell richtig gut auf dem Platz. Wir haben mein Spiel in dem Sinne verbessert, dass ich näher an der Linie bin, mehr mit der Vorhand mache und wesentlich aggressiver bin. Es geht natürlich immer noch besser, aber ich denke, dass ich richtig gute Fortschritte gemacht habe.
Früher hattest du öfters betont, dass die Rückhand dein favorisierter Schlag ist, mit dem du dich etwas natürlicher fühltest. Hat sich das Verhältnis da etwas verändert?
Ich muss schon sagen, dass die Vorhand jetzt etwas übernommen hat. Aber ich denke, dass die Rückhand immer ein guter Bonus-Schlag ist, wenn es richtig läuft. Wenn man aber erfolgreich werden will, muss man die Punkte mit der Vorhand einfach machen.
Seit Montag bist du in der Weltrangliste als Nr. 1 in Österreich gelistet. Welche Bedeutung hat das für dich?
Seit ich mit dem Tennis angefangen habe, ist es natürlich immer ein Kindheitstraum gewesen, irgendwann mal der beste Spieler Österreichs zu sein. Deshalb bedeutet mir das natürlich unheimlich viel. Aber ich werde weiter Tag für Tag hart an meinem Spiel weiterarbeiten und nicht immer nur darauf schauen, wo ich gerade im Ranking stehe. Ich möchte mich einfach stetig verbessern und möglichst das Beste aus mir herauszuholen.
„Ich fühle mich immer noch als Sandplatz-Spezialist, kann es aber auch auf schnellen Belägen schaffen“
Du hast dich früher immer als Sandplatz-Spezialisten bezeichnet. Welche Faktoren in deinem Spiel siehst du verbessert, dass du auch auf den schnelleren Belägen erfolgreich abschneiden kannst?
Ich denke, dass ich eigentlich immer noch ein Sandplatz-Spezialist bin, aber ich versuche immer mehr, mich den schnellen Belägen besser anzupassen. Das geht natürlich nicht von heute auf Morgen und man braucht auf diesen Belägen einfach auch viel Matchpraxis. Aber ich kann das auf alle Fälle schaffen und das ist das Wichtigste für mich.
Immer noch präsent ist dein fantastischer Lauf bei den French Open, wo du dich aus der Qualifikation heraus bis in die dritte Runde spielen konntest. Welche Erinnerungen lösen die Geschehnisse in Roland-Garros bei dir aus?
Es war einfach unglaublich, gerade auch einmal gegen Djokovic spielen zu dürfen. Es waren einfach zwei traumhafte Wochen, in denen ich bei meinen sechs Matches fantastisches Tennis spielen konnte. Aus diesem Turnier konnte ich unglaublich wertvolle Erfahrungen mitnehmen, die mir für meine weitere Entwicklung als Tennisspieler sehr helfen werden.
„Die Erfahrungen bei den French Open werden mir in meiner weiteren Entwicklung sehr helfen“
Wie sieht deine Turnierplanung in den nächsten Wochen aus?
Am liebsten möchte ich die nächsten zweieinhalb Wochen noch hier im Turnier bleiben (schmunzelt). Danach werde ich aber wieder auf Sand wechseln. Ich werde auf jeden Fall beim Turnier in Kitzbühel dabei sein und davor plane ich aktuell mit dem 250er Turnier in Bastad.
Welche Ziele setzt du dir noch bis Saisonende?
Das grobe Ziel ist natürlich das Erreichen der Top 100 und die damit verbundene Teilnahme im Hauptfeld der Australian Open im nächsten Jahr. Ich halte aber an meinem Plan fest, mich spielerisch stetig zu verbessern und dann schlagen sich die Resultate auch automatisch im Ranking nieder.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute bei den nächsten Aufgaben
