"Fühle mich merkwürdig, was meine Karriere aktuell anbelangt" - Spielt Nick Kyrgios mit Rücktrittsgedanken?

Nur vier Turniere hat Nick Kyrgios seit Beginn der Coronapandemie gespielt - wo es für ihn hingeht, scheint er nicht so ganz zu wissen. 

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 03.08.2021, 21:24 Uhr

Nick Kyrgios wird an seinen Erfolgen gemessen werden
Nick Kyrgios wird an seinen Erfolgen gemessen werden

Fast ein komplettes Jahr war Nick Kyrgios raus aus dem Tenniszirkus, von Februar 2020 bis 2021. Und auch in der aktuellen Saison trat er nur fünf Mal an: Zwei Mal in Melbourne, in Wimbledon und Atlanta, in der aktuellen Woche will der Australier in Washington sein Glück versuchen. /

Wie aber bekommt man Kyrgios dazu, wieder häufiger zum Schläger zu greifen? Eine Frage, der man auch in Washington nachging. Und der Kyrgios eine recht komplexe Antwort lieferte. Zum einen sei da freilich das Offensichtliche gewesen zuletzt: Corona. "Wenn das kein Thema gewesen wäre, hätte ich natürlich mehr gespielt", erklärte der 26-Jährige. "Ich denke nicht, dass es richtig war, zu spielen, als die Situation sehr schlimm war, als es keinen Impfstoff gab, keine Richtlinien auf Turnieren, keine Zuschauerbeschränkungen und so."

Aber was könnten Turniere tun, um ihn wieder mehr zu Gesicht zu bekommen? Nun, so Kyrgios, auch wenn er Seit Anfang 2020 kaum gespielt habe, sei er alle paar Tage in den Medien vertreten. Was ihn verwundere. "Wenn man denkt, dass ich schlecht für den Sport bin, wieso werde ich dann dermaßen promotet?" Im Inneren seines Herzens wisse er, dass er großartig sei fürs Tennis, "man braucht Persönlichkeiten."

Kyrgios fühlte sich nicht gewertschätzt

Kyrgios deutete auch an, mit mentalen Problemen zu kämpfen gehabt zu haben, vor allem zu Beginn seiner Karriere, wo er viel Hass und Rassismus erlebt habe. "Wenn da jemand nicht so eine dicke Haut gehabt hätte wie ich..."

Ihm sei es gegangen wie Spielern wie Naomi Osaka, die zuletzt über ihre Depressionen gesprochen hatte. "Was ich durchlebt habe, war 20 Mal so schlimm, meiner Meinung nach", sagte er. "Sie bekommen nur gute Presse. Keine hasserfüllten Nachrichten. Keine lächerlich hohen Strafen, wenn sie Bälle aus dem Stadion dreschen."

Seiner Meinung nach hätte man mit ihm anders umgehen müssen. "Anstatt jemanden derart auszugrenzen, ja fast zu kreuzigen, hätte man sagen sollen: Okay, der Typ ist anders, lass ihn sich in einer gewissen Weise anders benehmen, behandele ihn nicht wie einen Roger Federer oder Marin Cilic." Der Sport hätte ihn in einen völlig dunklen Bereich treiben können, "was er teils auch getan hat, es war mental hart, mit 18 Jahren, als einer der bekanntesten Spieler in Australien derart von den Medien angegangen zu werden. Es war nicht einfach." Jetzt, mit 26, sei er alt genug und wisse, es sei alles Blödsinn. Aber: "Ich habe schon das Gefühl, das Tennis hat sich zu Beginn meiner Karriere damit schwer getan, Persönlichkeiten schätzen zu wissen."

Karriereende gar nicht so fern?

Wie lange es für ihn noch weitergeht im Tenniszirkus, kann der heimatverbundene Kyrgios offenbar selbst nicht einschätzen. "Jedes Mal, wenn ich bei einem Turnier bin, denke ich, es könnte das letzte Mal sein, dass ich hier bin", erklärte der aktuelle Weltranglisten-77. "Ich weiß grade nicht, wo ich stehe. Ich fühle mich komisch. Ich fühle mich merkwürdig, was meine Karriere aktuell anbelangt."

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Montag
02.08.2021, 17:23 Uhr
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