Glücksritter „Buffalo“ und viele Gescheiterte

Michael Berrer kam bei den Australian Open am Dienstag als einziger Deutscher weiter und hat über die harte Tour zurück zu alter Stärke gefunden

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 14.01.2014, 18:53 Uhr

Seine Tenniswelt ist inzwischen kleiner und überschaubarer geworden, doch auf der großen Grand-Slam-Bühne von Melbourne stand am Ende eines grauenhaften deutschen Tages mit Pleiten, Pech und Pannen ausgerechnet er noch aufrecht und stolz im Turnier drin: Michael Berrer, 33, Familienvater, Tennis-Abenteurer aus dem Schwabenland, Stehaufmännchen des Tour-Zirkus. „Je älter ich werde, umso fitter bin ich", sagte der Veteran augenzwinkernd, als er eine 43-Grad-Hitzeschlacht bei den Australian Open gegen den französischen Schelm Michael Llodra mit einem 6:4,-7:5- und 6:1-Sieg überstanden hatte.

Verletzungs-Nackenschläge weggesteckt

Wie ein einsamer deutscher Glücksritter wirkte der reife Handlungsreisende in Sachen Tennis an diesem schwarzen Dienstag - umgeben von einer angezählten Truppe schwarz-rot-goldener Verlierer und Gescheiterter. Schon durch die Qualifikation hatte sich der unermüdliche, zähe Stuttgarter souverän und wacker durchgeschlagen und so erstmals seit den French Open 2012 wieder ein Grand-Slam-Hauptfeld erreicht. Zwischendurch hatte der stämmige Berrer - Spitzname: „Buffalo" - immer wieder Verletzungs-Nackenschläge weggesteckt und war sich auch nicht zu schade gewesen, über die harte Tour der zweit- bis drittklassigen Wettbewerbe zurück in die erweiterte Weltspitze zu finden. „Richtig gute Motivation" lieferte dem bulligen Fighter, der aktuell auf Ranglisten-Platz 144 klassiert ist, aber auch der Viertelfinal-Vorstoß beim heimischen MercedesCup im letzten Sommer, das beste Ergebnis der ganzen Saison 2013. Berrer trifft nun am Donnerstag in Melbourne auf den spanischen Linkshänder Feliciano Lopez.

Davis-Cup-Chefcoach Arriens in Personalnot

Berrer wird nicht unbedingt der Spieler sein, der den Deutschen aus ihren akuten Davis-Cup-Kalamitäten helfen kann. In Personalnot ist Chefcoach Carsten Arriens nämlich, nachdem sich sein zweiter Topspieler Philipp Kohlschreiber noch vor dem ersten Australian-Open-Einsatz wegen einer Oberschenkelblessur „schweren Herzens" verletzt abgemeldet hatte. „Das ist schon eine traurige Sache", sagte der Augsburger Profi, der sich noch an Ort und Stelle behandeln lassen wollte. Ein Fragezeichen steht nicht nur hinter Kohlschreibers Einsatz bei der Partie gegen Spanien (31.1 - 2.2.) in Frankfurt, sondern auch hinter dem Mitwirken von Tommy Haas. Der gebürtige Hamburger hatte seine Erstrundenpartie am Montag gegen den Spanier Guillermo Garcia-Lopez beim Stande von 5:7 und 2:5 aufgeben müssen und war inzwischen schon wieder auf dem Heimweg nach Kalifornien.

Brands' Albtraum der vergebenen Chancen

Einen Alptraum der vergebenen Chancen erlebte am Dienstag einer, der potenziell für Kohlschreiber und Haas einspringen müsste beim Länderspiel am Main - Daniel Brands, der „Turm von Deggendorf". Bei seiner 7:6,-4:6,-6:3,-4:6- und 14:16-Niederlage gegen den Franzosen Gilles Simon ließ der hochgewachsene Niederbayer nicht weniger als sieben Matchbälle in einem 272-Minuten-Drama in stechender Hitze aus und wankte anschließend betreten vom blauen Tennisfeld. Selbst 110 Gewinnschläge und 41 Asse reichten dem Hünen nicht zum Triumph gegen die Nummer 18 der Setzliste. Neben Brands schieden auch noch Tobias Kamke, Julian Reister, Peter Gojowczyk und Benjamin Becker aus.

von tennisnet.com

Dienstag
14.01.2014, 18:53 Uhr