Großer Lesetipp: „The Racket“ von Conor Niland

Wer einem Tennisfan für die Weihnachtstage etwas Gutes tun will, der könnte mit bestem Gewissen „The Racket“ (Penguin Verlag) von Conor Niland unter den Baum legen.  

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 29.11.2024, 22:34 Uhr

Conor Niland im Qualifikationsturnier für Wimbledon 2011
© Getty Images
Conor Niland im Qualifikationsturnier für Wimbledon 2011

Es ist völlig klar, dass man nicht jedes autobiographische Tennisbuch an „Open“ von Andre Agassi messen darf. Was nicht nur mit der grandiosen, abwechslungsreichen Karriere von Agassi zusammenhängt, sondern auch mit dem Co-Autor jenes Buches. Denn J.R. Boehringer, der „Open“ letztlich zu Papier gebracht hat, ist ein großer Schriftsteller mit eigenen Meriten. Man lese nur „Tender Bar“.

Und doch: „The Racket“ von Conor Niland fühlt sich fast wie ein Komplementärbuch zu „Open“ an. Dort erzählt ein Profi den Weg zur Weltspitze und Grand-Slam-Siegen und zurück, hier wird die andere Seite der Medaille im Profitennis beschrieben. Und wer auf ein Happy End mit einem gigantischen Triumph hofft, der wird schon im Klappentext eingefangen: Niland hat es lediglich auf Position 129 der ATP-Charts geschafft. Was für uns Normalsterbliche immer noch eine fantastische Leistung wäre.

Mit der Kreditkarte eines Gönners

„The Racket“ liest sich trotzdem (oder gerade deswegen?) wie in Top-Five-Buch. Niland beschreibt in selbstironischer Weise die Bemühungen der frühen Jahre, die früher oder später zu einem mehrwöchigen Aufenthalt in der Akademie von Nick Bolllettieri führen. Dort darf er als Hitting Partner der Williams Sisters ran, die zu jenem Zeitpunkt schon mehr Sponsorengeld eingenommen hatten als Conor Niland es in seiner gesamten Karriere tun sollte.

Vielmehr war es ein privater, ungenannter Gönner, der dem Iren eine Kreditkarte in die Hand gedrückt hat, um dessen Leben auf der Future- und Challenger-Tour wenigstens soweit zu unterstützen, dass sich Niland über regelmäßige Mahlzeiten und ordentliche Unterkünfte keine Sorgen machen musste. Eine kurze Zeit lang nur.

Ivanisevic schläft in der Box

Und apropos Irland: Conor Niland hat es dort bis in die Davis-Cup-Mannschaft geschafft - als Highlight mag wohl das Treffen mit Ivo Karlovic in einem „Dead Rubber“ im Jahr 2000 durchgehen. Weniger wegen des Ergebnisses, denn Niland verlor die Partie in drei Sätzen. Aber in der kroatischen Box schlief damals ein nach einer durchzechten Nacht leicht derangierter Goran Ivanisevic.

Die Davis-Cup-Saison 2010 hätte für Conor Niland und die Iren ein echtes Highlight werden können. Denn nach dem Auftakterfolg gegen die Türkei war ein Duell mit Großbritannien erwartet worden. Niland hätte gegen Andy Murray gespielt. Der aber hat die Erstrunden-Partie gegen Litauen ausgelassen. Und Großbritannien mit 2:3 verloren.

Mehr soll nicht verraten werden über die Reise des 1981 geborenen Niland. Hmm, gab es da nicht einen später auf der Tour doch recht erfolgreichen Schweizer, der ebenfalls in diesem Jahr zur Welt gekommen ist? Tatsächlich. Und auch ihm ist Conor Niland mehrmals über den Weg gelaufen …

Da ist das Ding!
© Penguin Verlag

Da ist das Ding!

von Jens Huiber

Samstag
30.11.2024, 15:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 29.11.2024, 22:34 Uhr