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HTT Kitzbühel 2025 und was “Karl Heinz” alles anrichtete

Die 13. Auflage der HTT Generali Open Kitzbühel ist am Samstag Abend trotz widrigster Wetterbedingun...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 28.07.2025, 17:18 Uhr

Die 13. Auflage der HTT Generali Open Kitzbühel ist am Samstag Abend trotz widrigster Wetterbedingungen und eines neuerlich total verregneten Finaltages, planmäßig zu Ende gegangen. Den Rückblick auf die Tiroler Tenniswoche und eine Ergebnis-Analyse aus sportlicher Sicht gibt es von C.L

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Was “Kalle” in dieser Woche so alles ruiniert hat

Ja ja, das Wetter! Dieses speziell in den Tiroler Bergen so unberechenbare Phänomen, hat die vergangene Turnier-Woche in Going wieder einmal massiv geprägt, und in seiner schlechteren Ausführung wie so oft in den vergangenen Jahren für grobe Probleme gesorgt. Ab Donnerstag war der permanent durch Regenwolken verhüllte Wilde Kaiser für Spätankömmlinge nicht mehr in seiner vollen Pracht zu bewundern. Tja und wenn die Goinger auf der Clubterrasse einmal die Heizstrahler anwerfen, dann kann man sich mit einfachstem Ein Mal Eins ausrechnen, was es wettertechnisch im Sölllandl geschlagen hat. Immerhin: Tiefdruckgebiete wie jenes der letzten Woche sind seit einiger Zeit auf charmante Art und Weise namentlich benannt. Der Party-Crasher aus Goinger Sicht mit mehr als bescheidenen Wetter-Verhältnissen beruht auf Tiefdruckgbiet “Karl Heinz”. Zumindest haben wir also mit “Kalle” damit einen Schuldigen für das nervige Schmuddelwetter, das ganz viel vom Flair und Reiz des HTT-Klassikers in den Tiroler Alpen nahm. Für die erfolgreichen Spieler dieser Turnierwoche entfielen beispielsweise die beliebten Matches auf der ATP Anlage in Kitzbühel, dem Veranstalter entgingen damit Fotos, Vidoes und Bilder, die das einmalige HTT-Event in der Gamsstadt in Österreichs Tenniswelt transportieren und präsentieren. Und dem gastgebenden TC Going ist durch die verkorksten letzten Turniertage mit Sicherheit einiges an Umsatz verloren gegangen, vom geplanten Finaltag auf der Anlage mit vollem Haus und umfangreichem Entertainment ganz zu schweigen.

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Goinger Helden – Von kultiger Wettex-Party zum Schwammtuch-Horror

Einen mindestens so großen Pokal wie die drei HTT-Kitzbühel-Champions 2025, hätten sich auch die Gastgeber vom TC Going allemal verdient. Dem Team von Robert und Theresa Hager ist es einzig und allein zu verdanken, dass die 13. Ausgabe des größten Tiroler HTT Sandplatz-Events in trockenen Tüchern ist. Unermüdlich, am Finaltag sogar an der Grenze zum Unmenschlichen, rackerten die Goinger Clubmitglieder und Freiwilligen daran, die vier Courts am Pramaweg vom Regenwasser zu befreien, und in stets spielbarem Zustand zu halten. Was anfangs mit der sogenannten Wettex-Party noch zum kultigen Spaß gereichte, wurde am Finaltag zum Horror der überdimensionalen und saugstarken Schwammtücher. Allein am total verregneten Schlußtag, rückten die über ihre Grenzen arbeitenden und höchst couragierten Helfer vier Mal aus, um den Stars der Szene die Chance auf ein sportliches Finale zu gewähren.

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Als die weniger coolen Spieler die Nerven über Bord warfen

Zurück zu “Karl Heinz”, der mit seinem hartnäckigen Schlechtwetterprogramm für eine Art Selektierung zwischen coolen und nervlich stabilen Spielern, und den weniger coolen und am Ende auch die Nerven schmeißenden Kollegen sorgte. Man musste eigentlich nur die Spieler beim Betrachten ihrer jeweiligen Wetter-Apps beobachten, und angesichts der bescheidenen Wetterprognosen nur geduldig warten, bis der ein oder andere nervöse Zeitgenosse die Nerven über Bord warf. Der erste war in Person von Adrian Lintner schon am Freitag Nachmittag “bedient”, und gab zum großen Ärger seines Doppelpartners den geplanten Viertelfinal-Auftritt gegen die dreifachen Saison-Grand-Slam-Sieger Katic-Jovanovic kampflos w.o., Eine Stunde später hatte auch Vorjahresfinalist Timo Rabensteiner nervenschwach und perspektivlos, sprichwörtlich das Handtuch in den klitschnassen Ring geworfen. Und am Samstag outete sich dann auch noch HTT Wimbledonfinalist Vuk Jovanovic als Fan einer vorzeitigen Abreise. Der junge Serbe war vom Tiroler Dauerregen, dem ewigen Zuwarten und oftmaligen Verschieben dermaßen genervt, dass er das Geschehene mit der Aussage “ich komme nie wieder hierher” quittierte. Das wiederum dürfte der ein oder andere Einheimische mit Wohlwollen und einem Schmunzeln im Gesicht vernommen haben, zumal sich der 20jährige – ganz anders als bisher in Wien – von einer unnahbaren, beinahe arroganten Seite zeigte. Träne wird man Jovanovic in Going keine nachweinen, und für eine Freundschaft scheint der sprachliche und kulturelle Unterschied wohl ohnehin zu groß.

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Marcus Schischlik bejubelt nach 10 Jahren Kitzbühel den schönsten Titel seiner Karriere, und den 12. TC Strebersdorf-Erfolg in der Gamsstadt

Kommen wir jetzt aber zu den sportlichen Entscheidungen, und den Helden der Goinger Tenniswoche, die üblicher Weise mit einem riesigen silbernen Euro-Pott belohnt werden, und die dieses Jahr allesamt aus der Bundeshauptstadt kommen. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem 250er-Turnier der HTT Generali Open Kitzbühel, das heuer seine 10. Auflage feierte. Bei allen 10 Ausgaben immer am Start war Marcus Schischlik, und so macht es den Samstag Abend mit dem Endspieltreffen gegen Harald Toplitsch noch spezieller. Ausgerechnet zum “doppelten Jubiläum” krönte sich Marcus Schischlik nach drei Viertelfinalteilnahmen (2019, 2023 und 2024) mit einem 6:2, 6:0 Finalsieg über Toplitsch zum großen Sieger. In seinem 430. HTT Karriere-Match hatte der 29jährige Wiener nur in der Anfangsphase mit der menschichen Gummiwand vom Thiersee seine Probleme, ehe er aus seinem ersten Kitz-Finale eine One Man Show machte. Mit Christoph Unterrainer, Philippe Azar, Alexander Clar und Harald Toplitsch hatte Schischlik vier Tiroler ohne Satzverlust aus dem Weg geräumt, ehe sein siebenter HTT Karriere-Erfolg, sein erster Kitz-Titel und der 12. Turniersieg des TC Strebersdorf bei den HTT Generali Open Kitzbühel fest stand. “Ich bin überglücklich, dass ich nach genau 10 Jahren Kitzbühel, endlich den Pokal in die Höhe heben durfte. Dieser Turniersieg ist bis dato der schönste meiner Karriere. Schade nur, dass meine Eltern – die sonst immer in Tirol dabei waren, diesmal nicht hier waren. Und Schade auch, dass das Finale in der Halle und nicht in Going über die Bühne gegangen ist”, so der strahlende Sieger.

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Tristan Kronberger freut sich über “besonderen” Pokal

Apropos Halle: Nachdem die Goinger ihre vier Sandplätze am total verregneten Samstag vier Mal in Folge mit einem Wettex-Einsatz spielbereit gemacht hatten, zog der HTT Veranstalter knapp nach 17 Uhr die Reißleine in Sachen “Wettex-Party”. Die schmucke Tennishalle am Lärchenhof half von 18 bis 20 Uhr aus, um die drei Endspiele “trocken” über die Bühne zu bekommen. Davon profitierte auch Tristan Kronberger im Challenger-Bewerb. Der 17jährige Sympathikus aus Wien, hatte sich gegen den Ellmauer Rene Schopper, den späteren Generali Race to Kitzbühel Champion Raphael Dutzler aus Salzburg und über HTT Legende Markus Hobiger ohne Satzverlust hinweggesetzt, ehe er im Finale gegen Landsmann Boris Mitrovic heftige Gegenwehr verspürte, und sich als Nr. 172 der HTT Computer-Rangliste erst im Match-Tiebreak mit 5:7, 6:1, 10:5 über den größten Erfolg seiner Karriere freuen durfte. “Ich bin insgesamt sehr froh. Einerseits über meinen erkämpften Finalsieg, und Andererseits über meine Entscheidung im Vorfeld, dieses Turnier zu spielen. Besonders schwierig für mich war der Umstand, dass ich in jedem Match der Favorit war, und daher quasi gewinnen musste. Dazu kam das Wetter mit dem vielen Regen, das es uns Spielern extrem schwer gemacht hat. Dennoch war es ein erfolgreiches Turnier. Der Pokal ist noch viel größer und in seiner Bedeutung besonderer als gedacht. Und vielen Dank an unseren Turnierdirektor, der es mit seinem Durchhaltevermögen trotz des schlechten Wetters möglich machte, dass dieses Turnier so zu Ende gehen konnte.

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Unflexible HTT Superstars reisen ohne Trophäe aus Kitzbühel ab

Den Titel im Doppel holten erwartungsgemäß die topgesetzten Ranglisten-Ersten Vuk Jovanovic und Teo Katic. Das serbische Duo feierte bei den HTT Generali Open Kitzbühel bereits den sechsten Saison-Doppeltitel 2025, und schraubte damit das aktuelle Punktekonto auf 7500 Zähler. Im Endspiel hielten allerdings Alexander Aufschnaiter und Valentin Dutzler lange mit und speziell den ersten Satz offen, ehe sich das Nr. 1 Duo den erwarteten Titel abholte. Damit hatte Jovanovic zumindest eine Trophäe im Gepäck, als es am Samstag spät Abends Richtung Wien ging. Den großen Silberpott musste der serbische Shootingstar allerdings am Pramaweg zurücklassen. Der 20jährige war nämlich die treibende Kraft im verbliebenen Halbfinal-Trio, das sich schließlich für einen Abbruch des 500er-Turniers aussprach. Der rumänische Ranglisten-Erste und Kitz-Rekordsieger Damian Roman, der italienische HTT French Open Champion Luca Vanella und eben Jovanovic, sie zeigten sich nicht so flexibel und komprmißbereit wie die restlichen Teilnehmer. Weder eine Verschiebung auf Sonntag (wäre übrigens vom Wetter her prächtig aufgegangen, noch eine Austragung in der Halle, bis hin zur Verlegung auf einen Tennisplatz in Wien war dem Trio der Kitz-Superstars genehm. Dem Veranstalter war’s recht! Er sparte eine Trophäe ein, sich selbst jede Menge Stress & Ärger, und bekam im Nachhinein auch noch recht mit seiner Prognose, wonach es laut Statistik nach 2021 und 2023 auch heuer im Zweijahrestakt aufgrund schlechten Wetters am Finaltag keinen Sieger geben würde. Die Statistik behält eben doch zumeist recht.

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von Claus Lippert

Montag
28.07.2025, 16:11 Uhr
zuletzt bearbeitet: 28.07.2025, 17:18 Uhr