Bammer ohne Entzugserscheinungen
Österreichs ehemalige Nummer eins widmet sich derzeit vermehrt ihrer Familie - und bereut den Rücktritt ganz und gar nicht.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
03.10.2011, 17:31 Uhr

Seit Juli 2011 ist Sybille Bammer nicht mehr Tennisprofi. Zum ersten Mal seit Jahren kommt die Oberösterreicherin als Zuschauerin zum Generali Ladies Linz presented by voestalpine – und tritt noch einmal ins gleißende Rampenlicht. Warum sie keinerlei Entzugserscheinungen vom Sport verspürt, wie sie die tennislose Zeit genießt und weshalb das Linzer Turnier eines der beliebtesten auf der WTA-Tour ist, verrät sie hier.
Am 14. Juli 2011 endete in Bad Gastein eine der außergewöhnlichsten Tennis-Karrieren in Österreich – wenn nicht weltweit. Sybille Bammer unterlag der Vorarlbergerin Yvonne Meusburger und verabschiedete sich in das Leben als Hobbytennisspielerin und Mutter. „Mama Bammer“, wie sie immer wieder genannt wurde, widmet sich nun vor allem Tochter Tina. „Endlich habe ich richtig Zeit, mit ihr zu spielen“, sagt die Mama, deren Balanceakt zwischen Muttersein und Um-die-Welt-reisen für großes Aufsehen sorgte. Als ihre Gegnerinnen immer jünger wurden, setzte sie den familiären Kontrapunkt, sodass sogar die renommierte New York Times auf sie aufmerksam wurde und ihr 2009 bei den US Open ein seitenlanges Porträt widmete.
Seit 1970 sind nur zehn Spielerinnen als Mütter in den Tenniszirkus zurückgekehrt – und sie waren alle älter und etablierter als es Bammer im Jahr 2001, mit 21, war. Aber erst nach einem Jahr Babypause startete die Oberösterreicherin so richtig durch und erreichte im Dezember 2007 ihr höchstes Ranking in der Weltrangliste, Platz 19. „Ich habe in meiner Karriere viel mehr erreicht, als mir viele zugetraut haben“, sagt sie stolz. Zwei Turniersiege stehen da zu Buche (Pattaya 2007 und Prag 2009) sowie Erfolge gegen absolute Top-Stars wie Serena Williams.
Nach 14 Jahren auf der Tour ist Bammer vor allem des Reisens überdrüssig. „Ich war immer am liebsten daheim“, sagt sie und meint damit auch das Turnier in Linz, direkt vor ihrer Ottensheimer Haustüre. „Leider konnte ich das Turnier nie gewinnen, aber dazu war die Konkurrenz einfach immer zu stark.“ 2005 erreichte sie nach tollen Siegen gegen Virginie Razzano (Frankreich) und Vera Dushevina (Russland) das Viertelfinale, musste sich aber dort nach drei umkämpften Sätzen der damaligen Nummer zehn der Welt und späteren Siegerin, Nadia Petrova (Russland), geschlagen geben.
Jetzt kehrt Bammer als Zuschauerin und ohne Wehmut zurück. „Ich habe überhaupt keine Tennis-Entzugserscheinungen. Jetzt kommt es sogar vor, dass ich eine Woche lang überhaupt keinen Schläger anrühre. Ich genieße geradezu die tennislose Zeit.“ Genießen will sie auch die Zuschauerrolle beim Generali Ladies Linz presented by voestalpine, das auch als Aktive immer ein Genuss für sie gewesen ist: „Die Spielerinnen kommen alle irrsinnig gerne nach Linz, es ist von der Atmosphäre und den ganzen Rahmenbedingungen her eines der beliebtesten und besten Turniere auf der Welt.“
Ihre Welt, das ist jetzt Ottensheim und ihre Familie mit Tina und ihrem Lebenspartner Christoph. „Jetzt nehme ich mir einmal bis Jahresende eine Auszeit“, sagt die 31-Jährige. Danach will Sybille Bammer aber dem Tennis erhalten bleiben, am liebsten als Coach in Oberösterreich. „Reisen will ich vorerst nimmer, ich kann mir derzeit nicht vorstellen, mit einer Spielerin auf die Tour zu gehen.“ Denn Zuhause ist es doch am allerschönsten.(Text: Aussendung Generali Ladies Linz; Foto: GEPA pictures/ Matthias Hauer)