Tamira Paszek will wieder Vollgas geben

Österreichs aktuelle Nummer vier am Rande des Fed Cups in Budapest im exklusiven tennisnet.com-Interview (Teil 1).

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 09.02.2014, 19:47 Uhr

Wer gewinnt? Tippt jetzt!
Tamira Paszek - WTA-Tour

Zum ersten Mal seit 2012 und zum zweiten Mal seit 2008 ist Tamira Paszek 2014 wieder mal im Einsatz für Österreichs Damen-Nationalteam - trotz der Vorfälle vom letzten Jahr, als ihr Ex-Manager, ÖTV-Präsident Ronnie Leitgeb, ganz unverblümt unterstellt hatte, „dass ihr das nationale Wohlergehen nicht sehr viel bedeutet." Die 23-jährige Vorarlbergerin spricht nun offen über ihr heutiges Verhältnis zu Leitgeb und dem Verband, ihren beinharten Weg zurück und ihre Trainingssituation. Außerdem: Warum Dornbirn wieder ihr Hauptwohnsitz ist und es wohl keine zwei Paszeks in der erweiterten Weltklasse geben wird.

Tamira, wie sehr freut es dich denn, heuer wieder ein Teil des Fed-Cup-Teams zu sein?

Sehr! Es ist eine sehr große Freude bei mir, und ich glaube, wir haben uns sehr gut verkauft. Die Atmosphäre im Team stimmt und ich freue mich wirklich, dabei zu sein.

In den letzten Jahren hat es aus unterschiedlichen Gründen nicht immer mit deiner Teilnahme geklappt. Wie wichtig ist der Fed Cup für dich wirklich?

Sehr wichtig! Ich habe eigentlich immer gespielt, seitdem ich 14 Jahre alt bin, außer ich hatte Verletzungen. Und leider Gottes sind in den letzten Jahren einige Sachen vorgefallen, wo ich meine Gründe dafür hatte, nicht zu spielen. Diese Dinge möchte ich jetzt nicht nennen, aber vielleicht kommt eines Tages der Zeitpunkt, wo ich darüber reden will.

2013 hat es ja bezüglich deiner Fed-Cup-Teilnahme mit ÖTV-Präsident Ronnie Leitgeb einige Probleme gegeben. Wie ist jetzt dein Verhältnis zu deinem Ex-Manager und dem Verband?

Dinge sind passiert, die kann man nicht mehr rückgängig machen. Ich war menschlich sehr enttäuscht, was in der Presse stand und dass ich sehr falsch dargestellt wurde. Denn „null Patriotismus", das war überhaupt nicht der Fall, sondern für meinen Verzicht waren wirklich die Gründe ausschlaggebend, dass ich unter anderem mein Geld auch nicht bekommen habe, das mir fürs Jahr davor versprochen worden war. Ich schaue jetzt in die Zukunft, ich bin im Hier und Jetzt. Jeder geht seinen Weg und jeder lebt sein Leben, würde ich sagen.

Sind die Geschehnisse also fürs Erste ausgeräumt?

Ich habe meinen Job, den ich machen muss, und ich habe eigentlich Besseres zu tun. Ich schaue, dass ich mich auf mich selber konzentriere.

Du bist im Fed Cup in den letzten Jahren, wenn du dabei warst, meist die Teamleaderin gewesen. Ist es für dich irgendwo ein bisschen frustrierend, derzeit - bei allem Respekt - ein bisschen wie das dritte Rad am Wagen zu sein?

Eigentlich gar nicht. Ich spiele jetzt zwar hier momentan nicht Einzel, aber ich bin trotzdem Teil des österreichischen Fed-Cup-Damen-Teams und stolz drauf. Ich versuche, für das Team alles zu geben. Mein Ziel ist aber definitiv, im Fed Cup bald wieder Einzel spielen zu können.

Du bist momentan nicht mal mehr in den Top 200. Es ist klar, dass das nicht das ist, wo du hingehörst. Was ist da in den letzten eineinhalb Jahren schiefgelaufen?

Da waren einfach sehr viele gesundheitliche Probleme, 2013 war von dem her ein schlechtes Jahr. Und ich glaube, vom Kopf her war da auch eine sehr große Belastung eben durch diese ganze Geschichte im letzten Jahr - Fed Cup, Medien, Leitgeb, ohne das alles wäre ich, muss ich ehrlich sagen, sicher besser zurechtgekommen. Aber aus diesen Dingen lernt man, und es kommt der Punkt, wo man sie abhaken und vorausschauen muss.

Du hast unter anderem ja auch eine Trennung vom Fußballer Georg Margreitter hinter dir gehabt. Wie sehr nehmen private Probleme bei dir Einfluss auf dein Spiel am Platz? Wie sensibel bist du da?

Es war ein Umschwung letztes Jahr, definitiv. 2013 hat sich viel verändert, und ich bin sehr menschlich und ein sehr sensibler Typ. Ich habe Gefühle, Emotionen, und ab und zu kommen sie ein bisschen zu nahe, was vielleicht nicht so hilfreich ist.(lacht)Aber ich bin wie ich bin, und ich versuche natürlich, Job und Privates dann doch zu trennen, wenn es Probleme gibt.

Man weiß natürlich, es ist ein harter Weg zurück, der durch die steigende Dichte auch im Damentennis nicht leichter wird. Was lässt dich glauben, dass du es zurückschaffst?

Dass ich es schon einige Male geschafft habe. Dass ich weiß, dass ich dort hingehöre. Dass momentan einfach viel im Kopf mitspielt, ich brauche das Selbstvertrauen, dass ich auf dem Platz wieder loslasse und wirklich das umsetze, was ich im Training spiele. Natürlich, dass die Gesundheit passt. Aber ich würde sagen in erster Linie, dass der Kopf wieder am richtigen Platz ist und dass ich wieder Vollgas loslegen kann.

Wie sieht dein Ziel heuer aus? Ein zweistelliges Ranking?

Definitiv wieder Top 100.

Dein Trainer ist nach wie vor der rumänische Ex-Profi Andrei Pavel. Wie sieht denn die Zusammenarbeit mit ihm genau aus? Zu wie vielen Turnieren begleitet er dich?

Er ist mit mir derzeit eigentlich als Fulltime-Coach unterwegs. Jetzt beim Fed Cup nicht, er hat auch seinen Job als Rumäniens Davis-Cup-Kapitän und es gibt hie und da mal ein paar Wochen, wo er nicht dabei ist und wo ich auch nicht immer jemanden dabei brauche. Aber prinzipiell ist er eigentlich bei den meisten Turnieren dabei.

Wo trainiert ihr meist? Andreis Akademie ist in Florida, du hast aber eigentlich Dubai als deinen Hauptwohnsitz angemeldet.

Nein, ich bin seit dem 1.1. wieder zurück in Österreich. Ich bin wieder zuhause in Dornbirn.

Das ist neu. Welche Gründe hat dieses Hin und Her überhaupt gehabt?

Es war eigentlich in erster Linie aus reisetechnischen Gründen, weil wir viel im asiatischen Bereich sind. Da ist es natürlich leichter von Dubai aus. Dazu ist das Wetter besser, es gibt gute Trainingsmöglichkeiten. Es ist bei uns daheim in Österreich im Winter wirklich auch schwer, die richtige Motivation zu finden, jetzt jeden Tag rauszugehen, wenn's Minusgrade hat. Das waren eigentlich die Hauptgründe. Aber ich muss sagen: Ich bin eine Vorarlbergerin, ich fühle mich dort zuhause.(lacht)Ich fühle mich hier einfach wohl.

Demnach hast du wohl auch deine Trainingszelte öfter in Dornbirn aufgeschlagen.

Ja, in der Dornbirner Messehalle.

Also dort, wo auch Joachim Kretz mit seinen Schützlingen arbeitet.

Ja, aber mit denen trainiere ich eigentlich nicht. Yvonne(Meusburger; Anmerkung)arbeitet ja etwa mit ihm. Ich habe auch zuhause mein eigenes Umfeld, mit dem ich trainiere, der Trainer von meinem Bruder Joel, Marek Miskolci, hilft mir.

Gibt's denn noch eine Chance auf zwei Paszeks in der erweiterten Weltspitze?

Joel spielt noch, aber spaßhalber. Ich glaube also nicht. Ich hoffe, dass er irgendwann dabei sein und mit mir unterwegs sein kann.(lacht)Das wäre cool. Er hat da jedenfalls einen tollen Coach. Marek war letztes Jahr auch paar Wochen mit mir unterwegs, in Nottingham, Stanford und San Diego, glaube ich. Wenn ich in Europa bin, versuche ich, in Dornbirn zu trainieren, und wenn ich in Amerika bin, in meinem Appartement in Florida, dann dort mit Andrei.

Wie viel Zeit hast du vor, jeweils wo zu trainieren?

Schwer zu sagen. Ich habe vor, dass ich wieder anfange, sehr gut zu spielen(lacht), sodass ich dann wieder seltener zuhause bin, das ist so das Ziel. Jetzt war ich zwei Wochen zuhause, im Dezember drei Wochen. Es war auch mal schön, wirklich Zeit mit der Familie zu verbringen.

Das Gespräch führte Manuel Wachta.

von tennisnet.com

Sonntag
09.02.2014, 19:47 Uhr