interwetten-Botschafter Stefan Koubek: "Einfach genial, was Sinner macht"
interwetten-Botschafter Stefan Koubek, früher selbst Top-20-Profi auf der ATP-Tour, langjähriger Davis-Cup-Kapitän Österreichs und mittlerweile TV-Experte, über die Faszination Wimbledon und seine Favoriten bei den Männern 2025.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
29.06.2025, 12:45 Uhr

tennisnet: Herr Koubek. Wie würden Sie Ihre Beziehung zum Rasentennis beschreiben?
Stefan Koubek: Diese Liebe habe ich lernen müssen. Die ersten Jahre waren wirklich hart für mich, weil ich nicht wusste, wie man auf Rasen spielt. Ganz ehrlich: Rasen war für mich halt kein Tennisplatz. Aber mit der Zeit habe ich es lieben gelernt und habe es einfach richtig geil gefunden, auf einem schönen Rasen zu spielen. Und Wimbledon oder im Queen´s Club, das war schon einzigartig. Die Qualität der dortigen Plätze ist halt Wahnsinn. Und da kann man auch von hinten spielen, wie man mittlerweile sieht.
tennisnet: Eigentlich hat Ihr kurzer Rückhandschwung ja ganz gut zum Rasentennis gepasst …
Koubek: Ja, die war in Ordnung, mein Volley-Spiel dagegen sehr überschaubar. Aber dafür von hinten, vor allem Return und Rückhand, das war schon gut. Mit der Vorhand ging es nicht so leicht von der Hand, aber insgesamt habe ich es gegen Ende lieben gelernt, weil Rasentennis echt Spaß gemacht hat. Aber es ist halt ein ganz anderes Tennis.
tennisnet: In den letzten Jahren haben sich die Beläge immer weiter angeglichen. Ist das eine Entwicklung, die Sie begrüßen?
Koubek: Ich finde es eigentlich cool, so wie es ist. Aber ich bin natürlich befangen, weil ich ja gerne von hinten gespielt habe. Und das geht halt jetzt auf Rasen auch, weil die Rasenplätze einfach so perfekt sind. Auf der anderen Seite finde ich es schade, dass das Aufschlag-Volley-Spiel doch ein bisschen verloren gegangen ist. Aber die Guten bauen das immer wieder ein. Und die richtige Mischung macht es halt aus.
Stefan Koubek: “Ich drücke für Alexander Zverev die Daumen”
tennisnet: Was hat für Sie den besonderen Reiz an Wimbledon ausgemacht?
Koubek: Das edle Element. Die Leute essen ihre Erdbeeren, die sind gut angezogen. Das ist einfach Kultur und Geschichte. Wenn man während der ersten Tage hinkommt: Das ist einfach alles perfekt. Der Rasen ist sensationell. Diese pinken Blumen überall. Da macht es dann einfach einfach Spaß. Und es ist eine Ehre, dort mitzuspielen zu können.
tennisnet: Lassen Sie uns auf das Turnier der Männer schauen - und da auf die Viertelfinalpaarungen, wenn es nach Setzliste geht. Da träfen etwa Jannik Sinner und Lorenzo Musetti aufeinander. Wie sehen Sie diese Partie?
Koubek: Sinner spielt so konstant und so solide auf allen Belegen. Der ist einfach fast eine Bank. Also den musst du einfach auf der Liste haben, nicht nur im Viertelfinale, sondern auch als Turniersieger. Das ist einfach genial, was der macht. Chancen für Musetti sehe ich ehrlich gesagt nicht. Das wäre für mich eine riesige Überraschung, wenn das so käme.
tennisnet: Dann gäbe es gemäß Papierform ein Treffen zwischen Novak Djokovic und Jack Draper …
Koubek: Jack Draper ist ein Wahnsinnsspieler. Und da ist noch viel, was da noch kommen kann. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Djoker in Wimbledon nochmal was zeigen wird. Aber nicht so viel, dass er das Turnier gewinnen wird. Aber gegen sollte er noch bestehen können.
tennisnet: In der unteren Hälfte haben wir ein Viertelfinale zwischen Alexander Zverev und Taylor Fritz in Aussicht.
Koubek: Also grundsätzlich drücke ich Alexander Zverev die Daumen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob der gegen Fritz nicht mittlerweile ein bisschen zu nervös wird. Und ob Rasen ihm so gut liegt. Also da würde ich sogar auf Taylor Fritz tippen, obwohl ich zu Zverev halte. Dessen Spielstil macht es halt schwierig: Wenn man zu weit zurückfällt, dann ist man in der Defensive und dann kann der Gegner auch richtig Gas geben.
tennisnet: Dass Carlos Alvaraz gegen Holger Rune klarer Favorit wäre, setzen wir voraus. Was macht Alcaraz aus Ihrer Sicht so besonders?
Koubek: Alcaraz ist einfach ein kompletter, ein grandioser Spieler. Allein wenn wir jetzt an das Finale in Roland-Garros denken: Das ist einfach eine andere Sphäre gewesen. Fünfeinhalb Stunden auf dem Niveau zu spielen, das ist einfach abartig. Für mich sofort ein Klassiker. Ein Finale Sinner gegen Alcaraz - das wäre es auch hier. Ich glaube, das sagen 90 oder 95 Prozent der Leute und wahrscheinlich wird es auch so darauf hinauslaufen.
“ich liebe den Typen Ben Shelton”
tennisnet: Drei Außenseiter hätten wir noch - zunächst einmal Halle-Champion Alexander Bublik. Was trauen Sie ihm zu?
Koubek: Ich finde es sensationell, was er geleistet hat und wen er in Halle geschlagen hat. Aber ich bezweifle, dass das dann auf fünf Sätze und auf zwei Wochen so funktioniert. Aber er ist definitiv so ein Außenseiter, den man am Schirm haben muss.
tennisnet: Ben Shelton entwickelt sich ständig weiter, hat in Paris gegen Alcaraz stark gespielt. Ihre Einschätzung?
Koubek: Ich liebe den Typen, weil er einfach ein geiler Tennisspieler ist, aber vielleicht noch ein bisschen zu jung, zu wahnsinnig. Aber wenn dem einmal das Spiel aufgeht und wenn ihm das Spiel bei den richtigen Matches aufgeht, dann kann es weit gehen. Allerdings noch nicht bis zum Turniersieg.
tennisnet: Und dann vielleicht noch ein Wort zu Joao Fonseca, der sich mit dem Rasentennis erst so richtig vertraut machen muss.
Koubek: Auch da sehe ich Möglichkeiten und Chancen, aber Grand-Slam-Turniere haben ihre eigenen Regeln. Die zweite Woche zu erreichen ist immer ein Riesenerfolg. Das ist für Fonseca möglich, aber den Titel zu holen in meinen Augen nicht.
Hier das Einzel-Tableau der Männer