Jagd auf Schiedsrichter – Die Geschichte hinter dem bizarren Ausraster

Der Iraner Majid Abedini wurde beim ITF-Turnier in Antalya nach einem Wutausbruch disqualifiziert.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 21.04.2016, 08:48 Uhr

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Diese Szene ist derzeit ein Renner in den sozialen Medien. Man sieht, wie ein Tennisspieler auf dem Platz die Nerven verliert, Jagd auf den Schiedsrichter macht und mit dem Schläger auf den Zaun eindrischt. Der junge Mann, um den es sich handelt, istMajid Abedini,Iraner, 29 Jahre alt und wahrscheinlich der erfolgloseste Spieler im Herrentennis, der sich derzeit rumtreibt.

Dieser Vorfall ereignete sich vor wenigen Tagen in der Qualifikation beim mit 10.000 US-Dollar dotierten ITF-Turnier in Antalya (Türkei). Abedini spielte gegen den BritenImran Aswatund wurde beim Stand von 0:6, 0:2 disqualifiziert. Was hinter diesem Aufreger steckte, erzählte ein britischer Spieler, der anonym bleiben will, gegenüber der Tagezeitung  „The Telegraph“. „Wir haben gehört, dass er in der Woche zuvor ein Schreiduell mit einem Schiedsrichter hatte, daher waren wir nicht überrascht, als es losging. Imran hat den ersten Satz locker gewonnen, ehe der Kerl mit Sachen um die Ecke kam wie „Ich habe deine Mutter gef...“ sowie das Schreien von anderen Obszönitäten. Der Oberschiedsrichter kam und hat ihm eine Verwarnung wegen seiner Sprache gegeben. Zunächst schrie der Iraner „Nein, nein, hau ab, nicht du.“ Daher weiß ich nicht, ob es der gleiche Schiedsrichter war, mit dem er bereits eine Auseinanderzog hatte. Dann gab es ein paar weitere laute Flüche. Der Oberschiedsrichter kam erneut, und der Kerl flippte aus.“

„Einer der lustigsten Momente, die ich auf dem Tennisplatz gesehen habe”

Es folgte die Szene, die ein Zuschauer mit der Kamera festhielt. „Er hatte einen Ball in der Tasche und versuchte, den Schiedsrichter direkt zu treffen, aber glücklicherweise war er nicht sehr präzise. Dann hat er den Schiedsrichter vom Platz gejagt und versucht, den Zaun einzuschlagen. Drei Schiedsrichter mussten kommen, um ihn schließlich vom Platz zu holen. Das ist einer der lustigsten Momente, die ich auf dem Tennisplatz gesehen habe, obwohl es zum Schluss etwas beängstigend war. In der Qualifikation hat man keine Schiedsrichter, sodass man seine eigenen Entscheidungen treffen muss. Natürlich gibt es da viele Flüche, es herrscht viel Chaos. Aber ich habe noch nie etwas gesehen, was dem nahe kommt“, berichtete der anonyme Spieler.

Dass Abedini nach dem Vorfall disqualifiziert wurde, versteht sich von selbst. Schaut man sich das Spielerprofil des 29-jährigen Iraners an, sieht man ein erspieltes Preisgeld von 36 US-Dollar. Wie Abedini seine Turnierteilnahmen finanzieren kann, ist schleierhaft. Der anonyme Brite berichtet. „Er hat in der Türkei unzählige Turniere gespielt und lebt im Grunde genommen im Hotel.“ Einen schlechteren bzw. erfolgloseren „Profispieler“ gibt es wohl nicht. Abedini nimmt seit dem Jahr 2010 an Qualifikationen bei ITF-Future-Turnieren teil. Nachdem er 2010 bei drei Turnieren im Iran ohne Erfolg bliebt, legte er  eine Pause ein. Seit dem Jahr 2014 spielte Abedini nur noch bei Turnieren in Antalya. Der Iraner kassierte insgesamt 65 Pleiten, alle ohne Satzgewinn und 30-mal ohne Spielgewinn. Im Dezember 2015 wurde er sogar disqualifiziert, bevor das Match überhaupt begann.

In Pelham wurde es besonders bizarr

Trotz dieser ganzen Misserfolge und klaren Niederlagen konnte der Iraner zwei Matches in der Quali gewinnen, hatte dabei aber gehöriges Glück mit dem Gegner. Im Mai 2015 gewann er gegen den damals 17-jährigen TürkenFurkan Fidan,der sein erstes Profimatch spielte, mit 6:2, 6:1. Einen Monat später siegte er gegenAta Dikkaya(ebenfalls Türkei), für den es auch das erste Profimatch war, sogar mit 6:0, 6:0. Es ist übrigens zum zweiten Mal innerhalb einer Woche, dass die kleinen Turniere auf der ITF-Tour plötzlich im Rampenlicht stehen.

In Pelham (USA) hatte die 69-jährige Gail Falkenberg für Aufsehen gesorgt,als sie in der ersten Quali-Runde mit 6:0, 6:1 gewinnen konnteundim Anschluss gegen Taylor Townsend, ehemalige Nummer eins bei den Juniorinnen, mit 0:6, 0:6 verlor.Die Gegnerin bei Falkenbergs Sieg war die US-AmerikanerinRosalyn Small,die in 26 Partien in Qualifikationen bei ITF-Turnieren keinen Satz gewann und insgesamt nur zehn Spielgewinne verbuchen konnte. Small ist also so etwas wie das weibliche Pendant zu Majid Abedini – nur ohne Ausraster. Warum völlig talentfreie Spieler wie Small und Abedini jahrelang bei Profiturnieren in der Qualifikation antreten dürfen und dabei völlig chancenlos sind, wäre in Zukunft vielleicht ein Diskussionspunkt innerhalb der International Tennis Federation.

Hier geht es zu den denkwürdigsten Disqualifkationen im Herrentennis.

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Donnerstag
21.04.2016, 08:48 Uhr