Jelena Ostapenko arbeitet mit Marion Bartoli: „Wir sind gute Freundinnen“

Etwas überraschend hat Jelena Ostapenko eine neue Trainerin zum WTA-Turnier in Linz gebracht. Die Lettin lässt sich von Marion Bartoli betreuen, die ihre Karriere im Sommer 2013 beendete. Die Zusammenarbeit tut ihrer Stimmung merklich gut.

von Lukas Zahrer aus Linz
zuletzt bearbeitet: 09.10.2019, 19:44 Uhr

„Wir sind gute Freundinnen. Bei den Grand Slams gehen wir immer auf einen Kaffee, ich besuchte sie im Urlaub in Dubai. Deshalb fragte ich sie, ob sie mich in dieser Woche unterstützen möchte“, sagte eine bestens gelaunte Ostapenko nach einem überzeugenden 6:1, 6:3 nach 73 Minuten über die Deutsche Tamara Korpatsch.

Die 22 Jahre alte Ostapenko, French-Open-Siegerin von 2017, erreichte im März 2018 mit Nummer fünf das beste Ranking in ihrer Karriere. Wenige Monate später erreichte sie mit einem Wimbledon-Halbfinale ihr zweitbestes Ergebnis bei einem Grand-Slam-Turnier.

Beim Sieg in Paris interviewte Bartoli die damals 19-jährige Ostapenko, schon damals war die Französin von ihrem nunmehrigen Schützling angetan. "Es war unglaublich, was sie geleistet hat. Sie ging mit dem Druck überragend um. Über die Jahre fragte sie mich immer wieder nach meiner Meinung zu einzelnen Spielerinnen, weil ich sie beim Kommentieren beobachtete. Wir haben einen ähnlichen Spielstil, deshalb verstehe ich gut, wie sie spielt."

Ostapenko versucht stets den gesamten Court auszunützen. Sie mag es, Punkte mit gezielten Schlägen vorzubereiten, um sie dann mit kräftigen Winnern abzuschließen. „Beim Return steht sie gerne im Platz. Ihr gelingen viele Breaks und sie attackiert die Bälle. Auch mental erkenne ich Gemeinsamkeiten“, erklärte Bartoli. „Ich muss ihr das Selbstvertrauen zurückgeben, dass sie sich wie eine Top-10-Spielerin fühlt.“ Allen voran sollen ihr Stichpunkte für den Aufschlag helfen, um die Anzahl an Doppelfehlern zu reduzieren.

Marion Bartoli lehnte andere Trainer-Angebote ab

Bartoli wollte sich noch nicht festlegen, wie lange die Zusammenarbeit mit Ostapenko andauern wird. Der Stimmung der beiden in Linz zufolge könnte das neu formierte Gespann auch in der kommenden Saison zu sehen sein. „Ich habe nach dieser schwierigen Saison keine Erwartungen. Ich will den Sport wieder genießen und positiver gestimmt sein“, sagte Ostapenko. Das Training für die Saison 2020 will sie in ihrer Heimat bestreiten.

Bartoli gab zu, Angebote von anderen Spielerinnen gehabt zu haben. Da diese aber ein niedrigeres Ranking aufweisen, konnte sie eine Trainerinnentätigkeit mit ihren Einsätzen als TV-Kommentatorin nicht vereinbaren.

"Du musst den oder die Richtige finden. Ich werde nicht ihr gesamtes Spiel umkrempeln. Aber ich sehe die eine oder andere Komponente, die wir ändern könnten. Ich kann als Ex-Spielerin das gewisse Etwas mitbringen“, sagte Bartoli.

Ein Angebot eines Profis aus Bartolis Heimat Frankreich blieb bislang aus. „Ich weiß nicht genau, warum. Ich freue mich sehr, mit Aljona zu arbeiten.“

Ostapenko beklagt: TrainerInnen? „90 Prozent sind Männer“

Diese freut sich, nun wieder von einer Frau betreut zu werden. „Ich versuchte es mit vielen männlichen Trainern, aber es sollte nie wirklich funktionieren.“ Ostapenkos Mutter brachte sie im Alter von fünf Jahren zum Tennis, die Spanierin Anabel Medina Garrigues führte sie zum French-Open-Titel. Von Glenn Schaap, der sie nicht ganz zwei Jahre unterstützte, trennte sie sich.

„90 Prozent der Trainer sind Männer“, beklagte Ostapenko. Bartoli pflichtete ihr bei: „Du musst Verständnis zeigen. Männer können sich vermutlich nicht so gut in die weibliche Psyche hineinversetzen. Sie sind etwas grober in ihrer Aussprache. Ich sah viele On-Court-Coachings, in denen der Trainer auf eine frustrierte Spielerin draufstieg. Das ist nicht der richtige Weg.“

Das Jahr 2019 verlief für Ostapenko alles andere als nach Wunsch. Satte 14 Erstrundenniederlagen musste die Dame aus Riga hinnehmen, wodurch sie in der Weltrangliste bis auf Platz 72 abrutschte. Besser lief es im Doppel, wo sie zuletzt in Peking das Finale erreichte und auf Platz 22 liegt.

von Lukas Zahrer aus Linz

Mittwoch
09.10.2019, 17:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 09.10.2019, 19:44 Uhr