John McEnroe sieht in puncto Talent nur die "Big Three" und Andy Murray vor Nick Kyrgios
John McEnroe hat sich im Interview beim Sport Sunday höchst positiv über Nick Kyrgios geäußert. Das australische Enfant terrible sei laut McEnroe einer der talentiertesten Spieler überhaupt, er sieht in Kyrgios gar einen zukünftigen Grand-Slam-Sieger.
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
01.06.2020, 10:47 Uhr

Nick Kyrgios ist ein ganz eigener Charakter. Nick Kyrgios ist ein Spieler, der vor seinem Zweitrundenduell mit Rafael Nadal in Wimbledon bis 23:00 Uhr in einem Pub sitzt. Nick Kyrgios ist aber auch ein Spieler, der jeden der "Big Three" schon einmal geschlagen hat - gegen Novak Djokovic bislang gar ungeschlagen ist. Von vielen Seiten hieß es daher in der Vergangenheit, der Australier müsse sein Verhalten auf und abseits des Platzes in den Griff bekommen, müsse sich professioneller verhalten.
Nun ja, in diesem Feld scheint sich der 25-Jährige in diesem Kalenderjahr bislang deutlich verbessert zu haben, die Skandalakte Kyrgios wurde jedenfalls um keinen allzu nennenswerten Fall länger. Die ganz großen Erfolge blieben aber auch aus, bei den Australian Open war im Achtelfinale gegen Rafael Nadal Endstation, beim ATP-Cup folgte nach einer deutlichen Niederlage gegen Roberto Bautista Agut das Aus mit seinen Australiern. Und die Mission Titelverteidigung in Acapulco, sie wurde von einer Verletzung jäh gestoppt.
Ein Mann, der aber dennoch ganz große Erwartungen an Nick Kyrgios hat, ist niemand geringerer als John McEnroe. Der siebenfache Grand-Slam-Champion sieht den 25-Jährigen im Interview im australischen Sport Sunday gar als einen der talentiertesten Spieler überhaupt: "Wenn man Murray einbezieht, würde ich ihn direkt hinter die drei offensichtlichen Legenden Novak und Rafa und Roger stellen. Er hätte bereits einige (Anm. Grand Slams) gewinnen müssen, wenn er in der Lage gewesen wäre, sich auf den Job zu konzentrieren", zitierte Ubitennis.com den US-Amerikaner.
McEnroe: "Geht darum, wie weit man bereit ist, zu gehen"
Im Sport gehe es aber nunmal nicht nur um Talent, auch die geistige Stärke spiele laut McEnroe eine enorm wichtige Rolle. "Es geht darum, in welche mentale und physische Verfassung man sich begibt und wie weit man zu gehen bereit ist", führte der 61-Jährige weiter aus. Noch sei Kyrgios noch nicht bereit gewesen, weit genug zu gehen. "Ich weiß nicht, ob er jemals in der Lage sein wird, das zu tun. Ich hoffe, er schafft es, denn eigentlich mag ich ihn, und es wäre toll für den Sport, wenn er es schaffen würde", ist sich McEnroe unsicher, ob Nick Kyrgios seine mentalen Aussetzer jemals ad acta legen kann.
Auf die Frage, ob sich McEnroe denn eine Zusammenarbeit mit dem Australier vorstellen könne, meint der US-Amerikaner, es sei jedenfalls "verlockend". "Wir würden uns wahrscheinlich innerhalb von Minuten an die Gurgel gehen, aber es wäre sicherlich verlockend", so der siebenfache Major-Titelträger. Noch sei es dafür aber zu früh, Kyrgios müsse erst einmal an den Punkt kommen, an dem er von sich aus einen Coach will. Ein Punkt, der in Nick Kyrgios` Karriere einen Scheidepunkt darstellen könnte, könnte es ihm doch dabei helfen, sein Talent auch in Erfolge umzumünzen. Und was wäre das für eine Geschichte, wenn John McEnroe selbst beteiligt ist, seine Prophezeiung zu bewahrheiten.