Jurij Rodionov: „Mein Ziel ist das Hauptfeld bei den Australian Open“

Eine erfolgreiche Turnierwoche erlebt Jurij Rodionov bislang beim ATP 250-Turnier in Astana. Nach erfolgreicher Qualifikation konnte der Niederösterreicher mit zwei Siegen im Hauptfeld ins Viertelfinale einziehen, wo er auf den Franzosen Adrian Mannarino treffen wird. An seinem freien Tag stellte sich der 24-jährige im tennisnet-Interview.

von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet: 30.09.2023, 19:26 Uhr

Jurij Rodionov möchte sich in den Top 100 etablieren.
© Tennisnet / privat
Jurij Rodionov möchte sich in den Top 100 etablieren.

Von Dietmar Kaspar aus Astana

tennisnet: Inklusive Qualifikation konntest du hier beim Turnier schon vier Siege einfahren. Astana scheint ein gutes Pflaster für dich zu sein, oder?

Jurij Rodionov: Ich habe schon öfters hier in Kasachstan gespielt. Zweimal in Shymkent und einmal in Almaty, wo ich mein erstes Challenger-Turnier gewinnen konnte. Auch hier auf der Anlage in Astana bin ich zum vierten oder fünften Mal. Ich fühle mich sehr wohl hier und man kann sagen, dass ich die Platzverhältnisse bereits regelrecht inhaliert habe.

tennisnet: Deine Eltern kommen aus Belarus. Wie kommst du hier in Kasachstan sprachlich zurecht und siehst du darin Vorteile?

Rodionov: Ich spreche russisch, und das ziemlich clean. Auch wenn ich im letzten Jahr nicht viel sprechen konnte, weil ich nicht mehr viel Kontakt in meine alte Heimat habe, hilft es mir hier sehr. Es wird dann von Tag zu Tag besser und es tut richtig gut, mal wieder die Muttersprache zu sprechen.

tennisnet: Im Jahr 2020 hast du in Kasachstan beim Challenger gespielt, das dann wegen Covid abgebrochen wurde und die Tour musste dann länger pausieren. Welche Erinnerungen hast du noch daran?

Rodionov: Daran kann ich mich noch gut erinnern. Viele andere Spieler hatten sich sofort aufgemacht, das Land schnellstmöglich zu verlassen. Als einer der wenigen verbliebenen Spieler hatte ich mir natürlich gute Chancen auf den Turniersieg und die vielen Weltranglistenpunkte ausgerechnet, aber leider habe ich dennoch in der zweiten Runde verloren und der Plan ist somit nicht aufgegangen.

tennisnet: Die letzten Wochen waren für dich nicht so erfolgreich und du sprachst von einem Tief. Hier beim Turnier siehst du dich wieder in einem Hoch. Wie macht sich das bei dir bemerkbar?

Rodionov: Das geht rein über das Selbstbewusstsein, dass ich einfach auf den Platz gehe und mich nicht frage, ob es heute funktionieren wird. Ich kann einfach wieder auf mein Spiel zählen und mich auf meine Waffen konzentrieren. Dieses Vertrauen in mein Spiel hatte ich die letzten Wochen davor leider nicht.

tennisnet: Wie zufrieden bist du bislang mit deiner Saison?

Rodionov: Das ist bislang mit Abstand meine erfolgreichste Saison. Mit Erfolgen wie dem Challenger-Titel in der Schweiz bin ich im Race und in der Weltrangliste in die Top 100 eingezogen. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob ich mich dort halten kann und mich somit direkt für das Hauptfeld der Australian Open qualifizieren kann, was mein primäres Ziel für den Rest der Saison ist.

tennisnet: Ein gutes Ranking beruht auf konstant guten Leistungen. Was hat sich verändert, dass du diese inzwischen häufiger abrufen kannst als in den vergangenen Jahren?

Rodionov: Wenn ich einen guten Tag habe, kann ich sehr gefährlich sein. Wie gestern zum Beispiel, als ich Sebastian Baez glatt bezwingen konnte, der Top 30 in der Welt steht. Es geht mehr darum, die Anzahl der Tage zu minimieren, an denen ich mich nicht so gut fühle, um mit dem entsprechenden Selbstvertrauen mein Spiel aufzuziehen. Solche Serien, in denen man vier, fünf Wochen hintereinander in der ersten Runde verliert, gilt es mit brauchbaren Resultaten dazwischen zu vermeiden.

tennisnet: Du bist öfters mit verschiedenen Coaches auf der Tour unterwegs. Welche Vorteile siehst du darin für dich?

Rodionov: Für mich ist es wichtig, eine konstante Basis zu haben und die besteht für mich seit eineinhalb Jahren. Trotzdem denke ich generell, dass mir frischer Wind immer mal wieder guttut. Auf der Tour ist es für mich persönlich wichtig, auch mal Abwechslung zu haben. Als Tennisspieler sieht man seine Coaches teilweise öfter als die Familie oder Freunde. Hier bin ich gerade mit Richy Waite unterwegs, den ich jetzt bei den Turnieren in Astana, Shanghai und Tokio fast einen Monat lang 24/7 sehe. Wenn man dann 20 Wochen im Jahr mit derselben Person unterwegs ist, kann das schon ganz schön viel werden.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg bei den nächsten Aufgaben.

von Dietmar Kaspar

Sonntag
01.10.2023, 10:30 Uhr
zuletzt bearbeitet: 30.09.2023, 19:26 Uhr