Kim Clijsters - Ein Schlusspurt, der Hoffnung macht

Kim Clijsters ist bei ihrem Comeback auf der WTA-Tour zwar schon in Runde eins ausgeschieden - die Leistung gegen Garbine Muguruza nach siebeneinhalb Jahren Wettkampfpause konnte sich aber allemal sehen lassen.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 18.02.2020, 09:15 Uhr

Kim Clijsters am Montag in Dubai
© Getty Images
Kim Clijsters am Montag in Dubai

Von Jörg Allmeroth aus Dubai

Es ging schon langsam auf Mitternacht zu, als Kim Clijsters im mondänen Luftfahrtklub von Dubai recht zufrieden auf ihren Tag zurückblickte. Auf ihr erstes Match beim zweiten Comeback, auf das Comeback mittendrin im Duell mit Garbine Muguruza, der Australian Open-Finalistin: „Es hat Spaß gemacht“, sagte Clijsters, „es war ein richtig gutes Erlebnis da draußen.“ Auch wenn ihre Aufholjagd nach einem 2:6, 0:3-Defizit nicht mehr belohnt wurde, fühlte sich die 36-jährige Belgierin an diesem milden Winterabend in der Wüste dennoch wie eine zweite Gewinnerin. Als Clijsters sich Punkt für Punkt, Spiel für Spiel so richtig in die Partie hinein- und zurückkämpfte, angefeuert auch von Hunderten belgischer Fans, schimmerten die alten Qualitäten der viermaligen Grand-Slam-Gewinnerin wieder eindrucksvoll auf – erst mit dem verlorengegangenen Tiebreak in Satz zwei war schließlich die ehrenvolle 2:6, 6:7 (6:8)-Niederlage besiegelt.

Es klang nicht wie ein billiges Kompliment, sondern durchaus wie eine ernstgemeinte Warnung, als Muguruza später bekannte: „Das war erst der Anfang von Kim. Sie wird uns noch eine Menge Ärger bereiten.“ Clijsters will auch in den nächsten Wochen, wenn sie bei den Turnieren im mexikanischen Monterrey und beim US-Megaevent in Indian Wells antritt, nicht vorrangig auf die Zahlen blicken, auf das nackte Ergebnis. Sondern, das sagte sie nach der Dubai-Premiere, „auf die Art und Weise, wie ich zurück in den Wettkampf-Modus finde. Wie ich auf Herausforderungen reagiere. Wie ich wieder eine Profispielerin werde.“ 

Clijsters von der Nervosität übermannt

Siebeneinhalb Jahre waren seit Clijsters letztem Spiel bei den US Open 2012 vergangen, als sie gegen Muguruza auf den Platz marschierte. Doch die lange, überlange Pause, der eigentliche Abschied ins Rentnerinnenleben, war ihr nur in den ersten 45 Minuten der Partie anzumerken. Clijsters produzierte zunächst zu viele Fehler und Doppelfehler, die Nervosität übermannte sie ein ums andere Mal. Sie schüttelte mit dem Kopf, fraß die Unzufriedenheit in sich hinein. Doch als man an ein krachendes Scheitern dieses Comeback-Debüts dachte, tauchte die alte Clijsters in jeder Beziehung wieder auf: Mit ihrer Schlagwucht, mit klaren, präzisen Gewinnschlägen. Aber, vor allem, mit ihrer starken Mentalität, der Bereitschaft, auch in aussichtslosen Situationen niemals aufzugeben. „Ich war erleichtert, dass ich diesen Umschwung geschafft habe“, sagte die dreifache Mutter später, „zeitweise habe ich das Spiel sogar dominiert.“

Im Social Media-Universum verbeugten sich hinterher alte Größen wie Chris Evert vor der Leistung der Mittdreissigerin: „Sehr beeindruckend“ sei Clijsters aufgetreten, merkte die frühere Weltranglisten-Erste aus den USA an, „das hat Lust auf mehr gemacht.“ Clijsters habe eine „klare Botschaft“ an den Rest der Tour geschickt, erklärte Ex-Frontfrau Tracy Austin (USA), „sie kann wieder auf dem höchsten Level mitspielen.“ Und auch Serena Williams, die beherrschende Spielerin der letzten 20 Jahre, die 23-malige Majorsiegerin, meldete sich zu Wort: „Ich bin so stolz auf Dich, Kim. Du bist eine Inspiration, du hast großartig gespielt.“

"Das wird eine spannende Reise"

Sie sei „unheimlich dankbar“ für die Unterstützung und die Komplimente auch aus dem Kreis der Kolleginnen, sagte Clijsters, aber sie wisse auch: „Ich bin jetzt auch jemand, den man gerne schlagen will. Jemand, bei dem man mit großem, großem Ehrgeiz auf den Platz gehen wird als Gegnerin.“ Clijsters ist in der näheren und mittleren Zukunft nicht verbissen auf den schnellen Erfolg aus, sie habe „echt Geduld“, sagte sie, „ich weiß, dass das kein 100-Meter-Lauf, sondern eine Langstreckendistanz ist. Und die will ich auch absolvieren.“ Dabei soll es ihr etwa so wie im Spiel gegen Muguruza gehen, bei der Premiere in Dubai: „Ich will mich immer besser und besser fühlen. Und irgendwann das Gefühl haben: Ich bin jetzt voll drin in dieser Sache.“ 

Eins könne sie in jedem Fall sagen, gab Clijsters in dieser Nacht von Dubai schlußendlich zu Protokoll: „Es war richtig, es noch mal zu probieren mit dem Comeback. Seinem Herzen zu folgen, seinem Gefühl. Das wird noch eine spannende Reise jetzt.“

von Jörg Allmeroth

Dienstag
18.02.2020, 11:49 Uhr
zuletzt bearbeitet: 18.02.2020, 09:15 Uhr