WTA: Kontaveit-Trainer macht weiter ohne Vertrag
Seitdem Dmitry Tursunov im August die Trainerrolle bei Anett Kontaveit übernommen hat, war diese kaum noch zu bremsen. Auch 2022 soll die Zusammenarbeit fortgesetzt werden – dabei ist das Vertrauen so grenzenlos, wie die neulichen Erfolge.
von Ilya Portnoy
zuletzt bearbeitet:
09.12.2021, 19:22 Uhr

Traumläufe im Tennis sind so rar wie faszinierend. In diesem Jahr gab es einige davon auf beiden Touren. Man erinnere sich an den Halbfinaleinzug von Aslan Karatsev bei den Australian Open, den dieser aus der Qualifikation erreichte. Oder an die Siegesserien von Emma Raducanu und Botic van de Zandschulp bei den US Open, die beide wie aus dem Nichts durchstarteten – für die Britin gar bis zum Grand Slam Titel ohne zuvor ein „normales“ Tourmatch gewonnen zu haben.
Wie die Leistung von Kontaveit in dieser Liste unglaublicher Serien einzuordnen ist, lässt sich nur schwer zu sagen. Mit ihren Turniersiegen in Cleveland, Ostrava, Moskau und Cluj-Napoca hat sie es jedenfalls geschafft, in letzter Minute noch genug Punkte zu sammeln, um auf den Flieger zu den WTA Finals nach Guadalajara aufzuspringen. Dort erreichte sie das Finale, wo sie sich - wie zuvor schon in der Gruppenphase - lediglich, der Spanierin Garbine Muguruza geschlagen geben musste. Bis zum Saisonabschluss hat Kontaveit über Wochen eine bemerkenswerte Konstanz gezeigt, wie es sie auf der Damentour kaum gibt.
Einen gewissen Anteil daran dürfte sicherlich auch ihr Coach Dmitry Tursunov haben. Bei einem Gespräch mit metaratings.ru bestätigte der Russe, dass das Duo auch in der kommenden Saison die Zusammenarbeit fortsetzen werde. Auf einen Vertrag verzichtet der Ex-Profi indessen: „Ich finde, gleich ob es einen Vertrag geben wird oder nicht – er wäre sinnlos“.
Tursunov zu Kontaveit: Wie mit der Ehe
Er wolle seinen Schützling nicht dazu drängen, mit ihm weiterzuarbeiten, nur weil ein Dokument dies so regle. „Das ist wie mit der Ehe. Wenn ein Mensch nicht mehr verheiratet sein will, kann man ihm auch nicht sagen, dass in seinem Pass eine Unterschrift steht und Schluss“. Tursunov ist überzeugt, dass, man so oder so mit Konsequenzen rechnen müsse, wenn man als Spieler oder Trainer sein Wort nicht hält. Ober er damit auf seine gescheiterte Trainer-Spielerin-Beziehung mit Aryna Sabalenka anspielt, bleibt reine Spekulation. „Ich bevorzuge es, den Menschen zu vertrauen. Natürlich verbrenne ich mir dabei oft meine Finger, aber ich möchte einfacher leben“, so der 38-jährige, obwohl er einräumt, dass mancher dies als naive, utopische Lebenseinstellung ansehen wird.
„Insgesamt war das für sie eine großartige Saison“, fasst Tursunov die Erfolge von Kontaveit zusammen. „Jetzt ist unser Ziel, dies in der nächsten Saison zu bestätigen, das Spiel auf eine noch höhere Ebene zu bringen“, was natürlich angesichts der eigenen Erwartungen und jener der Außenstehenden noch schwerer zu erreichen sein würde. Über die verlorenen Matches bei den WTA Finals gegen Muguruza denkt der Trainer, dass seine Spielerin diese hätte gewinnen können. Sie sei womöglich mit dem Druck nicht ganz klargekommen, aber nun sei er gespannt, ob sie sich steigern könne, um „allen zu zeigen, dass es kein Zufall war“.