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Laura Siegemund zur Nummer eins - „Auch über den Sport hinaus etwas verkörpern“

Laura Siegemund hat das Halbfinale im Doppel bei den US Open 2023 erreicht. Und gut gelaunt auch zu ein paar Themen Stellung genommen, die den Tennissport im Allgemeinen betreffen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 08.09.2023, 06:08 Uhr

Laura Siegemund hat im Doppel noch alle Optionen
© Jürgen Hasenkopf
Laura Siegemund hat im Doppel noch alle Optionen

Von Jens Huiber aus Flushing Meadows

Der zweite Mittwoch bei den US Open 2023 war ein guter Tag für Laura Siegemund. Gemeinsam mit Partnerin Vera Zvonareva zog die deutsche Nationalspielerin nach einem spannenden Drei-Satz-Kampf gegen Victoria Azarenka und Beatriz Haddad Maia in das Halbfinale des Doppel-Wettbewerbs ein. Dort geht es nun gegen Luisa Stefani und Jennifer Brady - keine unmögliche Aufgabe.

Wenn Laura Siegemund aber mal ins Reden kommt so wie bei ihrem Pressegespräch nach dem Coup mit Zvonareva, dann können auch Themen angesprochen werden, die bei den normalen Runden nicht unbedingt auf der Tagesordnung stehen. Wie etwa die Frage, was Siegemund von einer Nummer eins der Welt erwartet. Schließlich wird es ab kommendem Montag mit Aryna Sabalenka einen neue Branchenleaderin geben.

Siegemund - "Umso wichtiger, sich fair zu verhalten"

„Aus meiner Sicht hat man ab einem gewissen Level schon eine Verantwortung, die über das Tennis hinausgeht. Natürlich geht es in erster Linie um Sport - und der Sport muss ja auch kein Politikum sein. Aber wenn man wie ich mit einer Russin doppelt spielt, dann kommt etwa dieses Thema ja auch immer wieder auf die Agenda. Ganz allgemein gesprochen aber: Leute dieses Kalibers, die müssen schon auch etwas über den Sport hinaus verkörpern. Zum Beispiel politisch klar Stellung zu beziehen. Oder aber auch vom Auftritt und der Souveränität her haben die Topspielerinnen eine ganz andere Verantwortung als ich, wenn ich jetzt nicht gerade auf Ashe spiele. Diese Auftritte sehen Kinder und junge Leute, die dadurch geprägt werden. Umso wichtiger ist es, sich fair zu verhalten.“

Wer das Turnier im Einzel gewinnen wird? Da hat Laura Siegemund keine genaue Idee. „Ich glaube, das ist total offen. Da kommet es dann auf Feinheiten an, zum Beispiel auch auf die physische Form, ob jemand auch Doppel oder längere Einzel gespielt hat. Alle, die jetzt noch dabei sind, spielen ein Tennis, das würdig ist, das Turnier zu gewinnen.“

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Trägt das Publikum Coco Gauff zum Sieg?

In Runde eins gab es bekanntlich das Treffen mit Coco Gauff, die heute im Halbfinale auf Karolina Muchova trifft. Mit der vollen Unterstützung der Fans. „Es ist brutal viel wert, das Publikum so im Rücken zu haben“, sagt Siegemund also. „Jede, die gegen Gauff spielt, hat halt das komplette Stadion gegen sich. So etwas trägt! Tennis geht ganz viel über die Confidence. Wenn Du einen Hammer-Ball spielst und drei Leute klatschen, dann denkst Du Dir: Der war doch gigantisch. Aber Du bekommst kein Feedback! Wenn im Gegenteil nach einem Match zehn Leute zu Dir kommen und Dir sagen, das es toll war - dann denkst Du: hmm, vielleicht doch besser als gedacht. Diese Bestätigung, was Dein Ball wert war, die ist viel krasser, wenn das Publikum hinter Dir steht. Das trägt auf jeden Fall.“

Andersurm aber: „Und umgekehrt ist das schon heavy, wenn Du jeden Punkt dagegen spielst. Dir fliegt ein Ball einen Millimeter daneben - und alle finden das so geil, dass der jetzt daneben war. Das über drei Sätze lang immer wieder ausblenden zu können, ist schwierig. Man kann es schaffen und muss es schaffen. Aber es ist halt eine zusätzliche Barriere. Nur: Auf dem Level darf das nicht mehr der ausschlaggebende Faktor sein. Da müssen die Leute abgeklärt genug sein.“ 

Hier das Doppel-Tableau in Flushing Meadows

von Jens Huiber

Donnerstag
07.09.2023, 09:47 Uhr
zuletzt bearbeitet: 08.09.2023, 06:08 Uhr