Die besten Tennisbücher
tennisnet.com stellt einige Bücher von/über herausragende Spieler und Spielerinnen vor.
von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet:
19.12.2011, 10:20 Uhr

Von Christian Albrecht Barschel
Andre Agassi: Open
Die Autobiografie von Andre Agassi sorgte 2009 kurz nach der Veröffentlichung für gewaltige Schlagzeilen. Der US-Amerikaner nimmt den doppeldeutigen Buchtitel beim Wort und schildert schonungslos offen seinen Lebensweg vom kleinen Jungen aus Las Vegas bis zu einem der größten Tennisspieler aller Zeiten. Auf knapp 600 Seiten beichtet Agassi unter anderem, dass er Tennis immer gehasst hat und dass ihm mit 17 Jahren bereits die Haare ausfielen, woraufhin er einige Jahre lieber eine Perücke trug. Auch seine gestörte Beziehung zu seinem Vater Kirk wird thematisiert. "Ich habe meine Kindheit in Isolationshaft und meine Jugend in einer Folterkammer verbracht", schildert Agassi. Der US-Amerikaner blickt auch auf seine wichtigsten Matches seiner Karriere zurück und lässt den Leser an diesen durch sein fotografisches Gedächtnis teilhaben. Seine Aussagen über seine großen Rivalen von einst wie Pete Sampras, Boris Becker, Jim Courier und Michael Chang sorgten nach der Veröffentlichung für viel böses Blut. Der größte Beichte von Agassi im Buch ist aber sicherlich, dass er zugibt Crystal Meth konsumiert zu haben. In seiner schweren Lebenskrise 1997, als er in der Weltrangliste abstürzte, wurde Agassi positiv getestet. Doch eine Strafe seitens der ATP blieb aus und der Fall wurde erst durch Agassis offene Worte in seiner Autobiografie öffentlich. Natürlich erzählt der US-Amerikaner auch die Geschichte, wie er seine Traumfrau Steffi Graf eroberte. Die Reaktionen auf Agassis Lebensbeichte in "Open - Das Selbstporträt" waren gemischt, die meisten reagierten aber mit Unverständnis. "Es ist mir völlig schleierhaft, wie man sein Image nach so langer Zeit durch ein Buch so beschädigen kann" sagte Thomas Muster nach der Veröffentlichung. Die Autobiografie von Agassi ist die umfassendste und intensivste aller Tennisbücher - zumindest im Herrentennis.
Monica Seles: Getting A Grip
Was die Autobiografie von Agassi für das Herrentennis ist, ist sicherlich das Buch von Monica Seles für das Damentennis. Die US-Amerikanerin gibt in ihrer Biografie "Getting a Grip - on my body, my mind, my self" (deutscher Titel: "Immer wieder aufstehen - Mein Spiel zurück ins Leben") sehr viel aus ihrem Seelenleben preis. Das erste Mal berichtet Seles sehr detailliert über das schlimme Messerattentat vom 30. April 1993 am Hamburger Rothenbaum. "Ich bin niedergestochen worden auf dem Tennisplatz vor zehntausend Leuten. Es ist nicht möglich distanziert darüber zu sprechen. Es veränderte meine Karriere unwiderruflich und beschädigte meine Seele. Ein Sekundenbruchteil machte aus mir einen anderen Menschen", gibt Seles offen zu. Sie spricht über die Folgen des Messerattentats und lässt den Leser an ihrem Innersten teilhaben. Seles schildert den schweren Weg zurück ins Leben sowie den Kampf gegen ihre Dämonen. Die US-Amerikanerin thematisiert ihre Gewichtsprobleme und ihre Essstörungen. Auch ihre innige Beziehung zu ihrem Vater und dessen Tod wird umfassend behandelt. Die Autobiografie von Monica Seles ist sicherlich die emotionalste, die bislang erschienen ist.
Rene Stauffer: Das Tennisgenie - die Roger Federer Story
Bei Roger Federer ist es noch nicht so weit mit einer Autobiografie. Trotzdem gibt es bereits ein Meisterwerk, das sich intensiv mit der Karriere des Schweizers beschäftigt. Der Tennisjournalist René Stauffer begleitet den Werdegang von Federer seit 1996 sehr intensiv und hat den 16-fachen Grand-Slam-Sieger in den unterschiedlichsten Situationen erlebt - vom Schläger werfenden Jungspund bis zum tadellosen Sportsmann ohne Allüren. Stauffer beschreibt die Karrierestationen von Federer sehr detailliert und gewährt auch einen Blick hinter die Kulissen des Profitennis. Das Buch "Das Tennisgenie - die Roger Federer Story" wird ständig aktualisiert und ist ein absolutes Muss für jeden Tennisfan.
Pete Sampras: A Champion´s Mind (mit Peter Bodo)
Bevor Andre Agassi seine Biografie veröffentlichte, hatte Pete Sampras seine Memoiren schon längst auf dem Markt. Gemeinsam mit dem Tennisjournalisten Peter Bodo blickt der US-Amerikaner auf seine herausragende Karriere zurück und schildert die wichtigsten Etappen in seinem Leben. Auch mit den Beziehungen zu seinen Trainern Tim Gullikson und Peter Fischer befasst sich Sampras sehr intensiv. Gullikson verstirbt an Krebs, was Sampras sehr mitnimmt. Fischer, sein Förderer und Entdecker, muss in den Neunzigern wegen Kindesmissbrauchs ins Gefängnis. "Wir können alle von den Einsichten profitierten, die er uns eröffnet", sagt Roger Federer über "A Champions Mind - Lessons from a life in Tennis". Auch Rod Laver ist voll des Lobes: "Wie der Titel sagt, ist es ein außergewöhnlicher Blick in die Gedanken eines Champions." Die Biografie von Sampras ist bislang nur in englischer Sprache erschienen.
Rafael Nadal: Rafa (mit John Carlin)
Skandalträchtige Geschichten wie bei der Biografie von Andre Agassi gibt es in Rafael Nadals "Rafa - My Story" nicht zu lesen. Trotzdem erzählt der scheue Spanier in seinem Buch viel von seinem Innenleben. Thematisiert wird natürlich, wie aus dem Mallorquiner ein zehnfacher Grand-Slam-Champion wurde. Nadal widmet sich dabei zwei besonderen Matches, dem Wimbledonsieg 2008 im Finale gegen Roger Federer und der Vollendung des Karriere-Grand-Slams bei den US Open 2010. Eine große und wichtige Rolle im Buch spielen auch die Verhältnisse in der Nadal-Familie, besonders die Hass-Liebe zu seinem Onkel Toni wird durchleuchtet. Der Spanier erzählt auch von seinen Ängsten und Unsicherheiten, die ihn beschäftigen.Die Biografie von Nadal ist bislang nur in spanischer und englischer Sprache erschienen. Am 05. April 2012 erscheint die deutsche Version mit dem Titel "Rafa - Mein Weg an die Spitze".
Boris Becker: Augenblick verweile doch (mit Robert Lübenoff und Helmut Sorge)
Steffi Graf hat bislang ihre Memoiren noch nicht zu Papier gebracht, der zweite große deutsche Tennisstar dagegen schon. 2003 veröffentlichte Boris Becker seine Autobiografie "Augenblick, verweile doch..." und blickt auf sein Leben als nationaler Sportheld zurück. Becker spricht über den Aufstieg vom kleinen Boris zum jüngsten Wimbledonsieger aller Zeiten, über die Einsamkeit in Hotelzimmern, von Alkohol, Sex und Schlaftabletten und über das Scheitern seiner Ehe.
Serena Williams: On The Line (mit Daniel Paisner)
Die Biografie von Serena Williams ist in zwei verschiedenen Titeln erschienen, als "On The Line" und als "My Life - Queen of the Court". In ihrem Buch erzählt Serena ihre Geschichte - als Nesthäkchen von fünf Schwestern zur erfolgreichsten farbigen Tennisspielerin, die es bislang gab. Die US-Amerikanerin berichtet über ihre Kindheit, ihre bis heute andauernde Tenniskarriere, die vielen Matches mit Schwester Venus und ihren Sinn für Mode. Die Biografie von Serena Williams ist bislang nur in englischer Sprache erschienen. Auch Venus Williams hat bereits ein Buch veröffentlicht. "Come to win" ist aber keine Biografie, sondern ein Ratgeberbuch, wie man durch den Sport auch für andere Bereiche lernen kann.
James Blake: Breaking Back (mit Andrew Friedman)
2004 schien die Karriere von James Blake bereits beendet, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Der US-Amerikaner krachte im Training in vollem Lauf einen Netzpfosten und brach sich dabei einen Halswirbel. Der US-Amerikaner entging nur knapp einer Querschnittslähmung. Für Blake kam es noch schlimmer. Sein Vater starb an Krebs und ein Virus sorgte dafür, dass eine Gesichtshälfte eine Zeit lang gelähmt war. Doch der Kämpfer Blake gab nie auf, kam zurück und schaffte es bis auf Platz vier der Weltrangliste. In seiner Autobiografie "Breaking Back - How I Lost Everything and Won Back my Life" erzählt der US-Amerikaner seine tragische Geschichte und gibt viel aus seinem Innenleben und dem Alltag eines Tennisprofis preis. Die Biografie von James Blake ist bislang nur in englischer Sprache erschienen.
Mark Ryan: Justine Henin - From Tragedy To Triumph
Der britische Autor Mark Ryan widmete sich der Karriere von Justine Henin, die 2008 völlig überraschend als Nummer eins zurücktrat. 2010 kam die Belgierin wieder zurück und musste Anfang 2011 ihren zweiten Rücktritt bekanntgeben - diesmal aber nicht aus freien Stücken. Im Buch "Justine Henin - From Tragedy to Triumph" zeichnet Ryan den komplizierten und tragischen Lebensweg der Belgierin nach. Der Autor hat dabei viele Gespräche mit der Henin-Familie geführt, die bei der Entstehung des Buches hilfreich war. Das Buch ist bislang nur in englischer Sprache erschienen.
Weitere interessante und lesenwerte Bücher über Tennisstars und große Matches:
Andy Murray: Coming to Age
John McEnroe: Serious (mit James Kaplan)
Martina Navratilova: Being myself in the rest of the world
Chris Evert: Chrissie - My own Story
Rod Laver: Education of a Tennis Player (mit Bud Collins)
Ilie Nastase: Mr. Nastase
Brad Gilbert: Winning Ugly
Flavia Pennetta: Dritto al Cuore (bislang nur in italienischer Sprache erschienen)
Johnette Howard: The Rivals -Chris Evert vs. Martina Navratilova
Stephen Tignor: Hitting Strung - Björn Borg, John McEnroe and the Untold Story of Tennis´s Fiercest Rivalry
L. Jon Wertheim: Strokes of Genius - Federer, Nadal and the Greatest Match Ever Played
Tobias Gonscherowski: Stefan Edberg - ein Porträt
Jon Fisher: Ich spiele um mein Leben - Gottfried von Cramm und das beste Tennismatch aller Zeiten
Jimmy Connors: Autobiografie (erscheint Mitte 2012)