Majestätsbeleidigung? Schweiz stellt Federer Davis-Cup-Ultimatum
Um an den Olympischen Spielen in London 2012 teilzunehmen, muss Federer laut IOC-Richtlinien noch mindestens einmal für die Schweiz spielen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
21.09.2010, 17:23 Uhr

Roger Federers Absage für das Relegations-Davis-Cup-Duell in Kasachstan sorgt in der Schweiz weiter für massive Irritationen. Im Schweizer Boulevard-Blatt "Blick" forderte Swiss-Tennis-Präsident René Stammbach "ein klares Bekenntnis" Federers. "Sonst müssen wird die Konsequenzen ziehen". Federer hatte sein Antreten kurzfristig vor dem Duell wegen Müdigkeit abgesagt, die Schweiz verlor daraufhin in Kasachstan mit 0:5. Stammbach: „Wir müssen wissen, wohin die Reise geht. Wissen, wann mit Federer gerechnet werden kann und wann nicht."
Erik Keller, Präsident des Davis-Cup-Komitees, erklärt, wie die Konsequenzen aussehen würden. "Ohne Federer müssen wir den Aufwand reduzieren." Was vor allen Dingen heißt, mit weniger Personal auszukommen. Um Federer optimale Bedingungen bieten zu können, gehören zum Team unter anderem zwei Physiotherapeuten, ein Doktor, ein Bespanner, zwei Kommunikations-Fachkräfte. "Zwei, drei Leute weniger" könnte man laut Keller ohne Federer schon einsparen.
"Blick": Will Federer zu Olympia, muss er Davis Cup spielen
In der heutigen Ausgabe legt der "Blick" nach. Laut Paragraph 2, Absatz 1, Ziffer III des IOC-Reglements müsse Federer seinem Land noch mindestens einmal zur Verfügung stehen, um bei den Olympischen Spielen 2012 in London startberechtigt zu sein. „Genau das ist die Chance für den Davis Cup“, so der frühere Schweizer Davis-Cup-Kapitän und ehemaliger Weltklassespieler Marc Rosset. „Roger muss jetzt sagen, was er will“, fordert der 39-Jährige weiterhin.
Im Schweizer Tennisverband geht man allerdings ohnehin davon aus, dass der aktuelle Weltranglisten-Dritte 2011 wieder Davis-Cup spielen wird. Im Hinblick auf Olympia würde sich der Schweizer Tennisverband aber trotzdem für Federer einsetzen, um ihm ein Hintertürchen zu ermöglichen und den Paragraphen zu umgehen. Swiss Tennis wird in diesem Falle einen Vorschlag an das Schweizerische Olympische Komitee machen. “Es ist ja auch im Interesse des IOC, dass ein solcher Weltstar an Olympia teilnimmt. Keine Frage, dass Roger sowieso vorgeschlagen würde“, so Sandra Perez von Swiss Tennis.
Lüthi und Wawrinka machen weiter
Coach Severin Lüthi, der als enger Vertrauter Federers eine Schlüsselrolle einnimmt, will jedenfalls weitermachen. Und darf auch, denn die Arbeit des 33-Jährigen wird im Verband nicht in Frage gestellt. Auch die Schweizer Nummer zwei Stanislas Wawrinka gab ein Bekenntnis zum Davis Cup ab: "Klar müssen wir den Spielplan erst anschauen. Aber ich möchte auf jeden Fall weiter Davis Cup spielen."
(Foto: Gepa pictures / EQ images)