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Marian Vajda: "Niemand hat Novak Djokovic bis zum höchsten Punkt getestet"

Marian Vajda ließ im Interview mit Tennis Majors den überragenden Wimbledon-Erfolg von Novak Djokovic Revue passieren und erklärte auch, wieso seines Erachtens die Medien nicht immer fair zu seinem Schützling sind.  

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 16.07.2021, 15:02 Uhr

Marian Vajda zählt seit langem zum Team Djokovic
Marian Vajda zählt seit langem zum Team Djokovic

Lediglich in seinem ersten und letzten Auftritt in Wimbledon 2021 musste Novak Djokovic einen Satzverlust hinnehmen. Auf seinem Weg zu Grand-Slam-Titel Nummer 20 konnte die aktuelle Nummer eins der Tenniswelt niemand so richtig an den Rand einer Niederlage drängen. Das betont auch der Übungsleiter und langjährige Begleiter des Serben, Marian Vajda: "Ich habe das Gefühl, dass niemand Novak bis zum höchsten Punkt getestet hat." 

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. "Novak spielt intelligentes Rasentennis und er hat die meiste Erfahrung. Er ist seit Jahren hervorragend auf Rasen, was ein großer Vorteil gegen Berrettini war. Für Matteo war es wirklich schwierig - in seinem ersten Slam-Finale war der Gegner Novak in Wimbledon", erklärte der Slowake. Berrettini konnte den ersten Durchgang nach klarem Rückstand zwar noch für sich entscheiden, musste in den folgenden drei Sätzen jedoch einigermaßen chancenlos mitansehen, wie sich Djokovic zum Wimbledon-Champion krönte. 

Verbesserung beim Aufschlag

Auf seinem Weg zum Titel konnte sich der 34-Jährige stets auf seinen Aufschlag verlassen. Ein Teil im Spiel des Belgraders, den dieser in den letzten Monaten stark verbessern konnte. "Gorans Inputs waren großartig, er ist der Meisterkoch in diesem Teil der Küche. Der Aufschlag ist nicht ganz so wie der von Goran, aber seine Anweisungen waren ähnlich wie bei ihm selbst: Der Wurf ist niedriger und die Biomechanik ist anders, Novak ist jetzt schneller beim Aufschlag. Er wartet nicht mehr auf den Schwung, so dass sein Aufschlag viel flüssiger und energischer ist, bevor er den Ball trifft."

Diese Verbesserung führt Vajda zu einem nicht unwesentlichen Teil auf Djokovic außerordentliche Gabe auf, Dinge zu lernen. "Man kann sehen, dass Novak mehr Asse serviert und insgesamt ist sein Aufschlag viel kontrollierter. Auch das Selbstvertrauen ist höher und bei Novak ist er immer so gut darin, Dinge umzusetzen: Was Goran sagt, war für Novak einfach und sehr effektiv."

Medien nicht immer fair zu Djokovic 

Trotz der großen Erfolge - Djokovic spielt sich langsam aber sicher zum erfolgreichsten Spieler aller Zeiten - sei der mediale Umgang mit dem Serben nicht immer fair, wie Vajda erklärte: "Manchmal sind sie einseitig und sehen nicht die Komplexität der Persönlichkeit von Novak. Er ist fantastisch, ein sehr netter und positiver Mensch, der den Zuschauern eine Menge guter Energie bringt."

Zudem sei es auch ein Wesen des Sports, den Außenseitern beiseite zu stehen. Ein Phänomen, das im Zusammenhang mit Djokovic besonders stark ausgebaut sei, wie Vajda erklärte: "Manchmal sind die Leute für den Underdog, weil Novak so dominant ist und niemand ihn gewinnen sehen will. Seine Dominanz ist so groß, dass viele Leute neidisch sind, wenn sie solche Perfektion sehen."

"Steckt Menge Arbeit dahinter"

Diese Perfektion auf dem Platz sei laut Vajda auch für die jungen Spieler ein Ansporn, ein Beispiel: "Ich finde, dass Novak ein erstaunliches Vorbild für die jüngere Generation von Sportlern und Menschen im Allgemeinen ist. Er hat ein Niveau erreicht, bei dem die Fans denken, dass sein Spiel ein Wunder ist, aber das ist es nicht - es steckt eine Menge Arbeit und Mühe dahinter."

Für die Zukunft seines Schützlings wünscht sich Vajda schließlich vor allem eines: mehr Ausgewogenheit in der Berichterstattung. "Meine Hoffnung ist, dass es nur mit der sportlichen Seite zu tun hat, aber ich würde gerne einen ausgewogeneren Medienansatz sehen, wenn es um Novak geht. Die Medien fördern Nadal und Federer, auch die jüngere Generation - über Novak werden auch nette Dinge geschrieben, aber aus meiner Sicht verdient er mehr positive Berichterstattung, er ist ein echter Champion."

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von Michael Rothschädl

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16.07.2021, 15:00 Uhr
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