Marterer-Coach Markus Wislsperger - „Bei Djokovic stimmt das gesamte Paket“
Maximilian Marterer hat die Qualifikation für das Wimbledon-Turnier 2022 erfolgreich überstanden. tennisnet.com hat mit seinem Coach Markus Wislsperger gesprochen. Über Marterer. Und den großen Favoriten Novak Djokovic.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 25.06.2022, 20:20 Uhr
Markus Wislsperger ist als Coach von Maximilian Marterer in Wimbledon beschäftigt. Marterer hat sich souverän durch die Qualifikation gekämpft, in Runde eins geht es gegen Aljaz Bedene. Und den hat Wislsperger über ein Jahr lang betreut. Vor dem Gespräch mit tennisnet hat der Übungsleiter eine Trainings-Session von Novak Djokovic mit dem jungen Tschechen Jiri Lehecka beobachtet.
tennisnet: Herr Wislsperger. Warum ist Novak Djokovic immer noch der Mann, den es hier für alle zu schlagen gilt?
Markus Wislsperger: Weil Novak in den Ecken der stabilste Spieler ist. Er kann Tempo generieren. Es stimmt einfach das gesamte Paket. Wenn er noch ein wenig mehr nach vorne spielen würde, wäre er sogar noch gefährlicher.
tennisnet: Wie gefällt Ihnen Jiri Lehecka?
Wislsperger: Maxi hat gegen ihn Traralgon gespielt. War ein sehr enges Match beim Challenger, das Lehecka mit 7:5 im dritten Satz gewonnen hat. Auch da ist das Paket sehr stabil von der Grundlinie, beide Seiten ähnlich stark, serviert gut - da gibt es nichts zu meckern.
tennisnet: Wie sehen Sie Ihren Schützling im Moment?
Wislsperger: Maxi ist wieder auf dem Weg dorthin, wo er schon einmal war. Es war Anfang des Jahres schon gut, es fehlen halt ein bisschen die Ergebnisse. Er hat eigentlich nur wenige nicht so gute Matches gespielt. Er qualifiziert sich für einen Challenger, schlägt Roman Safiullin und verliert dann gegen einen Scott Draper, der danach vier Challenger gewinnt. So ein Match mal zu drehen oder das ganze Turnier zu holen - dann wäre das Selbstvertrauen wieder da. Dass Maxi spielen kann, wissen wir ja.
tennisnet: Wie passt das Spiel von Maximilian Marterer auf Rasen?
Wislsperger: Maxi spielt gut auf Rasen oder Teppich, also allgemein auf schnelleren Bodenbelägen. Er muss es nur annehmen. Und so schnell ist es ja aktuell auch nicht mehr.
tennisnet: Die Qualifikation hat traditionell in Roehampton stattgefunden. Welche Unterschiede gibt es zwischen den Courts dort und jenen hier in Wimbledon?
Wislsperger: Wir haben heute das erste Mal hier trainiert, mit Bernabe Zapata Miralles. Es scheint ein wenig langsamer zu sein. Ob jetzt der Ball ein, zwei Zentimeter höher springt, daran kann man sich gewöhnen. Die Laufarbeit ist halt deutlich unterschiedlich zu anderen Belägen..
tennisnet: Wie viel Wert haben Sie als Team Marterer auf diese Rasensaison gelegt?
Wislsperger: Wir haben uns ehrlicherweise gar nicht spezifisch vorbereitet. Wir sind auf Asche geblieben. Ich wollte für ihn, dass Maxi einen gewissen Spielrhythmus beibehält. Und Rasen ist einfach anders, weil viel improvisiert werden muss. Wir sind einfach so hergekommen. Diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht: Manchmal ist mehr Vorbereitung sogar schlechter für ein Turnier.
tennisnet: In der ersten Runde wartet Aljaz Bedene. Ein Spieler, den Sie sehr gut kennen …
Wislsperger: Ich habe Aljaz mal ein Jahr lang trainiert. Er ist ein sehr, sehr talentierter Spieler. Es gibt bessere, es gibt aber auch schlechtere Lose. Wir haben uns gestern kurz gesehen, da mussten wir beide schmunzeln.
tennisnet: Global betrachtet: Wer kann Novak Djokovic hier schlagen?
Wislsperger: Wenn Rafael Nadal zu einem Turnier kommt, dann will er es auch gewinnen. Einen Spieler wie Stefanos Tsitsipas darf man auch nicht unterschätzen. Und Matteo Berrettini ist auch schwer zu spielen, wenn er gut serviert und dann mit der Vorhand nachlegt. Und wenn der Slice flach bleibt, weiß man nie, was passiert.
Hier das Einzel-Tableau in Wimbledon