Mats Wilander: "Novak Djokovic ist der größte Verlierer der Unterbrechung"

Mats Wilander spricht im Interview mit dem französischen Medium L´Équipe über die Gewinner und die Verlierer der Unterbrechung der ATP-Tour. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 03.04.2020, 19:22 Uhr

Mats Wilander nennt im Gespräch mit L`Èquipe die größten Verlierer und Gewinner der Unterbrechung der Tour.
Mats Wilander nennt im Gespräch mit L`Èquipe die größten Verlierer und Gewinner der Unterbrechung der Tour.

Was haben Dominic Thiem, Gael Monfils, Daniil Medvedev und Denis Shapovalov gemeinsam? Sie sind die einzigen vier Athleten, die Novak Djokovic 2020 in einen Entscheidungssatz zwangen - sie haben aber auch gemeinsam, diesen allesamt verloren zu haben. Novak Djokovic ist in diesem Kalenderjahr bis dato das Maß der Dinge, bei allen Turnieren, bei denen er an den Start ging, holte der Serbe auch den Titel. Den Anfang machte der Titelgewinn mit seinen Serben bei der Erstaustragung des ATP Cups, dann folgte der achte Australian-Open-Titel und zuletzt legte der 17-fache Grand-Slam-Champion den Titelgewinn beim ATP-500-Event in Dubai nach. 

Nach seinem Finalsieg in Dubai über Stefanos Tsitsipas ließ der Weltranglisten-Erste kräftig aufhorchen, als er meinte, das Jahr ungeschlagen beenden zu wollen. Dieses Kunststück könnte Djokovic nun gelingen, wenn auch anders, als sich der 32-Jährige das vorgestellt hatte. Die Saison wurde bekanntermaßen unterbrochen, auch über der geplante Wiederaufnahme Anfang Juli schwebt noch ein großes Fragezeichen. Die ehemalige Nummer-Eins der Welt, Mats Wilander, meint nun im Gespräch mit  L´Équipe, dass Djokovic aber der größte Verlierer der Unterbrechung sei: "Der Serbe hatte in dieser Saison keine einzige Partie verloren, und nur das Coronavirus konnte seinen Schwung bremsen", so der Schwede. 

Neben Djokovic hätten vor allem die jungen Spieler einen großen Nachteil durch die Unterbrechung: "Sie standen vor der großen Chance, sich den großen Drei zu nähern und gegen sie in einem Grand Slam kämpfen zu können", meinte Wilander.  "Tennisspieler wie Shapovalov, Tsitsipas oder Aliassime, werden mit der maximalen Anzahl von Spielen wachsen. Wenn sie jung sind, interessiert sie das Training nicht besonders. Alles, was sie wollen, ist, fast vier Stunden auf einem Tennisplatz zu verbringen und gegen bessere Tennisspieler als sie selbst um Siege zu kämpfen", erklärte der Eurosport-Experte. 

"Unmöglich zu wissen, wann es weitergeht"

"Gewinner", wenn man so will, seien hingegen jene Athleten, die sich nach den Australian Open verletzt hätten. "Wenn sich all dies wieder normalisiert, werden alle bei Null anfangen, aber im Moment ist es unmöglich zu wissen, wann das sein wird. Viele Jungen bereiten sich zu Hause körperlich darauf vor, ihre körperliche Form nicht zu verlieren, aber sie wissen, dass es für sie sehr schwierig ist, in dieser Saison wieder zu spielen", schätzt Wilander die aktuelle Situation ein. In weiten Teilen der Welt gelten nämlich rigorose Ausgangsbeschränkungen, auch gestandene Top-10-Spieler wie Dominic Thiem oder Roger Federer müssen aktuell auf das Training am Tennisplatz verzichten. 

Roger Federer ist es auch, der laut Wilander zusammen mit Serena Williams als weiterer Verlierer zu sehen ist. "Für sie ist die Zeit nicht ihr Freund, da sie wissen, dass sie fast am Ende ihrer Karriere stehen", erklärt der siebenfache Grand-Slam-Sieger. In diesem Sinne gab der Schweizer zumindest Entwarnung. Nahezu zeitgleich mit der Absage der Rasen-Saison - allen voran der Turniere in Wimbledon und Halle - gab Federer bekannt, auch 2021 noch in Halle starten zu wollen. Zwölf Monate wird Roger Federers Ausnahmekarriere damit zumindest noch andauern - bleibt nur abzuwarten, wie viele Monate davon auch Tennis gespielt werden kann. 

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von Michael Rothschädl

Freitag
03.04.2020, 21:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 03.04.2020, 19:22 Uhr

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