Mats Wilander über Daniil Medvedev als Nummer eins: "Großer Unterschied zwischen diesen beiden Realitäten"
Mats Wilander hat sich gegenüber Eurosport zur Wachablöse an der Spitze der Herren-Weltrangliste geäußert. Ob Daniil Medvedev nun ein verdienter Weltranglistenerster sei? Es gäbe verschiedene Blickwinkel.
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
05.03.2022, 10:40 Uhr

Sage und schreibe 18 Jahre lang waren es gerade einmal vier Herren - Federer, Nadal, Djokovic und Murray -, die sich den Platz an der Sonne der ATP-Weltrangliste unter sich ausgemacht haben. Nun, vergangenen Montag, wurde diese Dominanz durchbrochen: Daniil Medvedev setzte sich nach dem Viertelfinal-Aus Djokovics in Dubai am Serben vorbei und ist erstmals in seiner Karriere die Nummer eins der ATP-Charts.
Dieses denkwürdige Ereignis für das zeitgenössische Herrentennis wurde freilich auch von den aktivsten Beobachtern reichlich kommentiert - darunter auch von Eurosport-Experten Mats Wilander: "Ich finde, Medvedev hat es verdient, aber wenn er auf dem Platz steht und jeden Tag die Nummer eins ist, muss er vielleicht noch zwei Grand Slams gewinnen, während er die Nummer eins ist. Aber so funktionieren Rankings nun mal", sagte der Schwede.
Medvedev nicht unter allen Bedingungen der Beste
Die Funktionsweise der Rankings müsse man also stets im Hinterkopf behalten, wenn man den Stellenwert der Nummer eins betrachte: "Wenn man viele Turniere spielt und konstant ist, hat man es verdient, der Beste zu sein", so Wilander. "Natürlich darf man nicht verwechseln verwechseln, an einem bestimmten Tag der Beste zu sein und in den letzten 12 Monaten der Beste gewesen zu sein. Denn es gibt einen großen Unterschied zwischen diesen beiden Realitäten."
Das erste - inoffizielle - Match als Nummer eins (auf dem Papier war Medvedev zu diesem Zeitpunkt bereits die neue Nummer eins der Welt, offiziell nahm der Russe diese Position aber erst Tage später mit der Aktualisierung der Rankings ein) musste der neue Branchenprimus dann jedoch gleich verloren geben. Gegen Rafael Nadal setzte es für Medvedev wie schon bei den Australian Open eine bittere Niederlage. Bei Bedingungen, die dem Russen so gar nicht zu liegen schienen.
"Big Four" nicht abschreiben
Und genau das sei der springende Punkt, wie Wilander betonte: "Ich denke, dass man in Acapulco aufgrund der Bedingungen leicht erklären kann, warum Medvedev verloren hat. Und das ist sein Problem. Er kann nicht jeden Tag als der beste Tennisspieler der Welt gelten, egal auf welchem Belag oder unter welchen Bedingungen", so der Schwede. "Das war nicht der Fall, als Roger Federer, Rafa Nadal oder Novak Djokovic die Nummer eins der Welt waren. Sie waren oft die Favoriten bei allen Turnieren."
Während es nun auch an der Weltrangliste zu einer Wachablöse gekommen ist, appelliert Wilander zugleich, die großen Dominatoren der vergangenen 18 Jahre keineswegs abzuschreiben: "Es ist gut für das Herrentennis, bedeutet aber nicht, dass die "Big Four" von der Bildfläche verschwunden sind. Ich bin mir sicher, dass sie dort weiter kämpfen werden und weiterhin sehr schwer in fünf Sätzen zu schlagen sein werden. Das motiviert sie, durchzuhalten und ihr Tennisniveau zu steigern, denn die Nummer eins der Welt zu sein, ist immer noch ein Teil ihrer Ziele."