„Doppel – wozu spielen wir es überhaupt?“
Die US-Legende stellt die Sinnhaftigkeit des Doppelspiels in dessen aktueller Form mit sehr harten Worten in Frage.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
07.12.2013, 10:41 Uhr

Neben seinen riesigen einstigen Erfolgen ist John McEnroe für seine Wutausbrüche auf dem Platz berühmt-berüchtigt. Doch diesmal hat sich der US-Amerikaner einen kleinen Ausraster abseits des Liniengevierts geleistet. Der 54-Jährige, der derzeit beim Statoil Masters Tennis in der Londoner Royal Albert Hall im Einsatz ist, hat sehr schwere verbale Geschütze gegen das heutige Doppelspiel aufgefahren und es als „zunehmend wertlos werdend“ bezeichnet. Dies kommt auch insofern überraschend, als McEnroe in seiner Karriere unglaubliche 78 Titel im Doppel (einen mehr als im Einzel) abgeräumt hatte und einer der wenigen Spieler ist, die hier ebenso wie im Einzel die Nummer eins der Welt waren. Er ist neben vielleicht dem ebenfalls oftmals im Doppel angetretenen Stefan Edberg der letzte Ex-Weltranglisten-Erste im Einzel, der auch regelmäßig Doppel gespielt hat. Heute macht das kaum noch ein Top-Einzel-Athlet.
„Ich erkenne nicht mal, was das ist“
„Doppel – wozu spielen wir es überhaupt?“, lästerte McEnroe in einem am Donnerstagabend online veröffentlichten Interview mit der Londoner Tageszeitung „The Times“. „Die meisten von euch Leuten wissen, dass ich das Doppel liebe. Aber ich schaue es mir jetzt an und sage, ‚was ist das?’ Ich erkenne nicht mal, was das ist.“ McEnroe führte aus: „Ich weiß nicht, was das Doppel auf den Tisch vorsetzt. Die im Doppel sind die langsamen Leute, die nicht schnell genug sind, um Einzel zu spielen. Wäre es besser, ohne unhöflich sein zu wollen, aber wäre es besser, wenn’s überhaupt kein Doppel gäbe und wir all das Geld, das wir sparen, woandershin investieren, sodass ein paar andere Leute, die niemals in eine wirklich gute Position im Sport gekommen sind, letztendlich mehr Einzel spielen?“
Bryans für Fleming nicht die Besten aller Zeiten
Schützenhilfe erhielt McEnroe von seinem ehemaligen Doppelpartner Peter Fleming, der nun in einer der Akademien von „Big Mac“ in New York arbeitet. Der mittlerweile 58-jährige US-Amerikaner fügte hinzu, dass er nicht denkt, dass Bob und Mike Bryan das beste Doppelteam der Geschichte sind – obwohl diese den Rekord von 93 gemeinsamen Turniersiegen, darunter 13 Grand-Slam-Titeln halten und derzeit überlegen die Weltrangliste anführen. „Ich höre, die besten Doppelspieler aller Zeiten – die Bryan-Brüder und denke mir ‚Entschuldigen Sie?’ Ich finde diesen Kommentar unglaublich“, sagte Fleming. Der Hintergrund dessen ist jener, dass Fleming und McEnroe, die zusammen sieben „Majors“ für sich entschieden hatten, überzeugt sind, damals die härtere Konkurrenz gehabt zu haben. Zu der Zeit hatten etwa mit Stan Smith und John Newcombe zwei Ex-Weltranglisten-Erste im Einzel auch noch im Doppel gespielt.(Text: MaWa; Foto: GEPA pictures)