Mehr Geld für alle? Nicht so schnell …

Global betrachtet können sehr wenige SportlerInnen gut als Tennisprofis leben. Was aber nur schwierig zu ändern sein dürfte.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 10.03.2023, 07:46 Uhr

Novak Djokovic hat seine Schäfchen natürlich längst im Trockenen
© Getty Images
Novak Djokovic hat seine Schäfchen natürlich längst im Trockenen

1,3 Milliarden Fans würden den Tennissport weltweit verfolgen, hat Novak Djokovic neulich in Dubai vorgerechnet, aber lediglich 400 Männer und Frauen könnten tatsächlich als Tennisprofis ihr Auskommen finden. Einmal ganz abgesehen davon, ob die Zahl der Anhänger belastbar ist: Das ist aus Sicht der TennisspielerInnen bedauerlich. Es ist aber auch: Marktwirtschaft.

Am heutigen Freitag haben sich in Antalya etwa Daniel Michalski und Fabian Marozsan zum Viertelfinale beim dortigen Challenger getroffen. Michalski ist die Nummer 278 der Welt, Maroszan liegt als Nummer 163 etwas besser im Rennen. Nichtsdestotrotz zählen beide global betrachtet zu den Ausnahmekönnern einer Disziplin, die sich als Weltsportart begreift. Man darf dennoch davon ausgehen, dass sich vor Ort das Interesse auf die Betreuer und die engsten Familienangehörigen beschränkt. Auch wird die ATP keine zusätzlichen Server-Kapazitäten angemietet haben, damit der Livestream aus Antalya nicht zusammenbricht.

Tennis braucht die Stars und die Grand Slams

Etwas später am Freitag werden in der zweiten deutschen Fußball-Bundesliga der 1. FC Nürnberg und Eintracht Braunschweig aufeinander treffen. Man tritt hoffentlich niemandem zu nahe, wenn man sagt: Keiner der Kicker, die sich da in Nürnberg auf dem Rasen tummeln werden, kommen global betrachtet auch nur annähernd an das Ranking von Daniel Michalski und Fabian Maroszan heran. Aber: Alle Spieler, egal ob als Starter oder von der Ersatzbank, haben ein stabileres und mit ganz wenigen Ausnahmen auch deutlich höheres Einkommen als die beiden Tennisprofis.

Weil sich eben vor Ort mehr als 20.000 Menschen einfinden werden. Weil es einen TV-Sender gibt, der für die Übertragungsrechte gutes Geld hingelegt hat. Solche Anlässe gibt es im Tennis natürlich auch - zumeist beinhalten diese aber zwingend einen von zwei Faktoren: entweder ist einer der großen Stars der Szene zu sehen. Oder es wird einer der vier großen Titel im Tennisjahr ausgespielt. Dann sind die Tribünen voll, dann gibt es auch Bieter-Wettkämpfe um die TV-Rechte, die auf Umwegen Geld in die Taschen der Profis spülen. Ob diese Summen zwischen Turnieren und Spielerinnen anders verteilt werden könnten, kann und sollte diskutiert werden.

Djokovic könnte Lösungsvorschläge bringen

Es ändert aber nichts am Umstand, dass eben wieder nur die Besten wirklich gut dastehen. Wie eben in den meisten Einzelsportarten. Denn was wäre denn die Alternative? Eine konkurrierende Tour aufzumachen, so wie es gerade im Golfsport passiert (und der Disziplin nicht gut tut)? Oder die Preisgelder bei Challenger-Turnieren massiv zu erhöhen (einen ersten Schritt hat die ATP in dieser Richtung schon getan)? Das würde die Anzahl jener SportlerInnen, die vom Tourbetrieb leben können, auch nicht wesentlich zum Besseren. Dazu kommt: Die Bereitschaft, einen vorhandenen Kuchen mit mehr Leuten zu teilen, ist nicht nur im Tennis eher überschaubar.

Am Ende ist der Sport halt auch nur ein Teil der Unterhaltungs-Industrie. Bezahlt wird, was gefällt. Was sollen sich Turner oder Schwimmerinnen denken, die mindestens ebenso Einsatz im Training zeigen wie die Nummer 89 der WTA-Weltrangliste? Und nicht annähernd deren Einkommen haben? Hier greift das Argument ja, dass einfach zu wenig Interesse von Fans, TV-Stationen oder Sponsoren herrscht.

Dass Novak Djokovic die Problematik angesprochen hat, ist natürlich gut und richtig. Auf etwaige Lösungsvorschläge darf man gespannt sein. Denn diese ist der Weltranglisten-Erste bislang schuldig geblieben.

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von Jens Huiber

Freitag
10.03.2023, 16:45 Uhr
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