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Mehr Heim-Turniere in Sicht - aber wo ist der deutsche Nachwuchs?

Möglicherweise werden im kommenden Jahr gleich zwei neue WTA-Turniere auf Rasen in Deutschland ausgetragen. Eigentlcih zwei gute Gelegenheiten für die nachkommende Generation an deutschen Spielerinnen.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 10.07.2019, 18:14 Uhr

Kann sich Julia Görges 2020 in Deutschland auf Wimbledon vorbereiten?
© Jürgen Hasenkopf
Kann sich Julia Görges 2020 in Deutschland auf Wimbledon vorbereiten?

Von Jörg Allmeroth aus London

Am Donnerstag haben Hessens Innenminister Peter Beuth und der Bad Homburger Oberbürgermeister Alexander Hetjes nicht nur einen besonderen Termin. Sondern auch einen besonders wichtigen Termin. Wenn sich die beiden Politiker im Londoner Südwesten mit Topleuten des All England Lawn Tennis and Croquet Club zum vertraulichen Plausch treffen, geht es um ein WTA-Turnier, das schon ab kommendem Jahr in der Kurstadt stattfinden soll. Die Gespräche sind weit fortgeschritten, ob man sich einigt, ist offen. Aber doch relativ wahrscheinlich, wie Insider berichten.

Wimbledon ist gerade wieder dabei, ein altes Club-Credo auf fremdem Terrain zu beleben – nämlich die Förderung und Verbreitung von Rasentennis. Vor nahezu drei Jahrzehnten hatten die Macher des berühmtesten Tennisturniers der Welt schon den Veranstaltern in Halle mit Manpower und Expertise geholfen, ihr ostwestfälisches Event auf die Beine zu stellen. Später unterstützten sie auch den Stuttgarter ATP-Wettbewerb mit all ihrer Erfahrung und wichtigen Szenekontakten.

Wimbledon gibt den "Sugardaddy"

Nun sollen in Bad Homburg und womöglich auch in Berlin WTA-Turniere entstehen und die deutsche Veranstaltungslandschaft erweitern – Wimbledon würde dabei stets als „Sugardaddy“ im Hintergrund wirken, teils als Vergeber der Lizenz, doch auch als Institution, die den nötigen Wissenstransfer in Sachen Rasentennis erteilt. Nur eine Frage stellt sich auch in diesem Zusammenhang: Wie steht es eigentlich um das deutsche Spielerpersonal, das bei diesen neuen deutschen Festlichkeiten tragende Rollen einnehmen könnte und sollte?

Darüber grübelt gerade auch jemand wie Barbara Rittner, die Chefin des deutschen Frauentennis. Sie hatte während der deutschen Wimbledon-Frustration – nur Julia Görges hatte überhaupt die dritte Runde erreicht, Titelverteidigerin Angelique Kerber war in Runde zwei ausgeschieden – auch über die Schwierigkeiten geredet, die es beim Aufspüren von Talenten und der weiteren Karrierebegleitung gibt. Einige Sätze, die sie in einem Interview mit der „Rheinischen Post“ sagte, sorgten für Nachhall, etwa diese: „Niemand ist mehr bereit, wirklich Anstrengungen auf sich zu nehmen und auch mal dauerhaft die eigene Komfortzone zu verlassen. Es geht unseren Talenten einfach zu gut.“ Daraufhin habe sie „unzählige Mails und Anrufe“ bekommen, sagt Rittner, „ich denke, ich habe da einen Nerv getroffen bei vielen Leuten, besonders bei Trainern auch.“

Die goldene Generation ist in ihrem Herbst angekommen

Tatsache ist: Die Generation, die Deutschland im Frauentennis wieder auf die Landkarte zurückbrachte und auch Wimbledons Interesse am Tennismarkt hierzulande weckte, ist im Herbst ihrer Karriere angekommen. Kerber, Görges, Petkovic – sie sind alle um die Dreißig, einige gute Jahre haben sie sicher noch vor sich. Aber hinter diesen verdienten Kräften tut sich wenig bis nichts, die Lücke ist riesengroß geworden. Eine Spielerin von Anfang bis Mitte Zwanzig, die internationales Potenzial und Perspektive hätte, fehlt schlicht. Erst die Jahrgänge 2002 und 2004 bei den Juniorinnen seien wieder „richtig stark“, sagt ein DTB-Coach.

„Die, die uns neue Perspektiven erspielt haben, sind früher oder später nicht mehr da“, befindet Rittner, „und Ersatz vorläufig nicht in Sicht. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Symptomatisch, dass beim Juniorinnenwettbewerb in Wimbledon zwar vielköpfiger Nachwuchs aus allen Winkeln der Welt, von allen Kontinenten, um Spiel, Satz und Sieg stritt, aber nur eine einzige Deutsche am Start war: Alexandra Vecic (17) aus Tübingen, die in der ersten Runde verlor. 

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