Nach dem Sieg gegen Brasilien: Träumen für die DTB-Frauen wieder erlaubt

Die deutschen Tennisspielerinnen haben sich für das Finalturnier des Billie Jean King Cup qualifiziert. Der 3:1-Erfolg gegen Brasilien in Stuttgart macht Hoffnung für die nahe Zukunft.

von SID
zuletzt bearbeitet: 16.04.2023, 12:46 Uhr

Man sieht sich in der Finalrunde!
© DTB/Philipp Reinhard
Man sieht sich in der Finalrunde!

Teamchef Rainer Schüttler wollte gerade zu einem Loblied auf seine Mannschaft ansetzen, da schnitt ihm diese höchstselbst das Wort ab. Bestens gelaunt stürmten Jule Niemeier und Co. den Medienraum der Stuttgarter Arena und bedachten Schüttler und Teamkollegin Anna-Lena Friedsam unter "So-sehen-Sieger-Aus"-Rufen mit einer ordentlichen Wasserdusche.

"Das bekommen sie später zurück", scherzte Schüttler, nun mit nassem Haupthaar, aber noch immer zufrieden. Die Stimmung hätte kaum besser sein können bei den deutschen Tennisspielerinnen nach der gelungenen Qualifikation für das Finalturnier im Billie Jean King Cup. "Es ist einfach ein tolles Team", stellte Schüttler fest.

Der überzeugende 3:1-Erfolg gegen Brasilien, den Niemeier und Friedsam mit ihren Erfolgen am Samstag perfekt machten, war ein dringend ersehnter Schritt in die richtige Richtung. Denn zuletzt hatte das deutsche Frauentennis einiges von seiner Strahlkraft verloren.

"Brauchen uns vor niemandem zu verstecken"

Die dreifache Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber? Im Herbst ihrer Karriere und vorübergehend in der Mutterpause. Die beliebte Andrea Petkovic, die in Stuttgart im Umkreis des Teams weilte? Zurückgetreten. Eine echte Weltklassespielerin? Trotz des jüngsten Turnier-Erfolgs in Bogota und der letztjährigen Wimbledon-Halbfinalteilnahme von Tatjana Maria (35) nicht in Sicht.

Da kommt der Erfolg von Stuttgart zur richtigen Zeit. Vor der Endrunde der besten zwölf Nationalteams im November, die im vergangenen Jahr noch verpasst wurde, ist beim Deutschen Tennis Bund (DTB) sogar das Träumen wieder erlaubt: "Wenn man nicht darauf hoffen würde, den Cup jetzt auch zu gewinnen, wäre man falsch als Profisportler. Es ist alles möglich", sagte Schüttler und Friedsam fügte an: "Wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken, denn wir haben in der Breite ein sehr starkes Team."

Niemeier hat den Druck gespürt

In der Tat: Die mannschaftliche Geschlossenheit entpuppte sich als große Stärke der deutschen Mannschaft, für die neben Friedsam auch Maria sowie die zuletzt formschwache Niemeier erfolgreich waren. Letztere steht sinnbildlich für den Aufschwung im deutschen Team. Nach ihrem starken Jahr 2022, als sie etwa in Wimbledon erst im Viertelfinale an Maria scheiterte, war Niemeier mit zahlreichen Misserfolgen in die neue Saison gestartet, ehe ihr in Stuttgart ein Befreiungsschlag gelang.

"Das war ein sehr wichtiges Match für mich. Ich habe den Druck gespürt", sagte die 23-Jährige nach ihrem vorentscheidenden Dreisatz-Sieg über die Weltranglisten-14. und brasilianische Topspielerin Beatriz Haddad Maia, der die Weichen auf Sieg gestellt hatte: "Ich war alles andere als selbstbewusst, aber ich wurde vom ganzen Team gestärkt."

Niemeiers Ziel, und auch das ihrer Teamkolleginnen, ist klar: Den Rückendwind mitnehmen für die anstehenden Aufgaben auf der Tour. "Wenn ich so spiele, dann kann es auch in den nächsten Matches so erfolgreich weitergehen", sagte die Dortmunderin. Wie nachhaltig der Aufschwung von Stuttgart wirklich ist, wird sich schnell zeigen. Bereits Anfang der Woche geht sie, wie auch Maria, beim WTA-Turnier an selber Stelle an den Start.

von SID

Sonntag
16.04.2023, 13:15 Uhr
zuletzt bearbeitet: 16.04.2023, 12:46 Uhr