„Den Druck mach' ich mir selbst“

Die erst 19-jährige Anna Zaja hat beim Turnier in Bad Saulgau erstmals in ihrer Karriere eine Spielerin aus den Top-100 geschlagen. Ihr Ziel für 2010 ist WTA-Rang 300.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 28.07.2010, 16:38 Uhr

Anna Zaja (WTA 652) aus Mengen in Baden-Württemberg hat bei den Knoll Open in Bad Saulgau als Lokalmatadorin mit einer Wildcard die an eins gesetzte Sandra Zahlavova (WTA 94) geschlagen. Im Interview mit tennisnet.com spricht die 19-jährige mit kroatischen Wurzeln über den Erfolg, ihre Ziele für 2010 und Plan B, falls es nichts werden sollte mit der Profi-Karriere. Was sich Zaja aber kaum vorstellen kann.

Anna, du hast in Bad Saulgau zum ersten Mal eine Top100-Spielerin geschlagen. War das der größte Erfolg in deiner Karriere?

Natürlich war das ein großer Erfolg, eigentlich auch der Größte, aber die ganz großen Erfolge werden noch kommen, hoffentlich...

Sicher war es auch eine tolle Atmosphäre bei Flutlicht vor vielen Zuschauern, die auf deiner Seite waren?

Ja, das war ein super Atmosphäre gestern. Es waren viele Freunde von mir zu Hause da, die mich unterstützt haben, meine Mutter, meine Schwester,  und die ganzen Zuschauer standen hinter mir. Und auch die Bedingungen mit Flutlicht, das war ein schönes Erlebnis.

Macht dich Unterstützung von Familie und Freunden eher nervös, oder besser?

Klar war ich auch nervös, weil ich gut spielen wollte vor dem heimischen Publikum und Freunden, aber letzlich hat es mir viel Kraft gegeben, unterstützt zu werden, immer wenn es mal nicht so gelaufen ist.

Hattest du dir gegen Zahlavova eigentlich Chancen ausgerechnet, oder bist du einfach in das Spiel gegangen, um Spaß zu haben?

Ich habe gar nicht so sehr über gewinnen und verlieren nachgedacht. Ich habe mich auf die Punkte konzentriert, die ich mit meinen Trainern besprochen hatte und einfach um jeden Punkt gekämpft. Und letztendlich ist es gut ausgegangen.

Ohne Druck spielen zu können ist natürlich ein Vorteil, aber das könnte sich jetzt schnell ändern. Spürst du jetzt schon die gestiegenen Erwartungen?


Nö, ich denke, ich kann weiter locker aufspielen, ich habe von keiner Seite Druck, weder von Trainern noch Familie – wenn, dann mache ich mir den Druck selbst, aber eigentlich kann ich in jedes Match locker reingehen und frei aufspielen.

Du trainierst in der neuen Akademie von Rainer Schüttler und Alexander Waske. Seit wann? Ist dein Erfolg auch ein Stück weit der Verdienst der neuen Trainer?

Ich trainiere dort seit Anfang Mai und natürlich ist das auch ein Verdienst der Trainer. Ich habe dort perfekte Bedingungen und Trainingsmöglichkeiten. Aber natürlich ist es letztlich auch mein Verdienst, das kann ich schon sagen, weil ich immer weiter hart an mir gearbeitet habe. Jetzt stellt sich langsam der Erfolg ein.

Ich habe mit deinem Trainer vom TC Großhesselohe, Karsten Schulz, gesprochen und er freut sich natürlich sehr für dich. Wirst du gerade mit Glückwünschen überhäuft?

Ja, ich habe viele Nachrichten bekommen von Freunden und Trainingspartnern aus Offenbach. Natürlich freue ich mich sehr über die Glückwünsche, aber ich konzentriere mich auch auf mein nächstes Match morgen.

Da geht es gegen Evelyn Mayr, die ist auch 300 Plätze vor dir. Aber das ist ja nun kein Problem mehr. Bist du jetzt Favoritin?

Ich denke nicht, dass ich jetzt Favoritin bin. Ich muss Evelyn Mayr genauso ernst nehmen wie die Zahlavova gestern. Ich hab schon ein paar Matches von ihr gesehen und sie hat viel gezeigt. Ich muss mich einfach auf mein Spiel konzentrieren und dann werden wir sehen, was passiert.

Was ist das Ziel für dieses Jahr? Hast du einen Masterplan für 2010?

Mein Ziel für dieses Jahr ist es, noch unter die Top 300 zu kommen.

Ist Tennis derzeit alles für dich, oder hast du noch eine alternative Ausbildung im Auge?

Ich konzentriere mich hauptsächlich aufs Tennis, aber ich mache nebenher noch mein Fernabitur an der ILS in Hamburg. Ich denke, das ist auch eine gute Abwechslung, um mal den Kopf frei zu kriegen und nicht immer nur ans Tennis zu denken. Und natürlich ist es auch wichtig, einen guten Schulabschluss zu haben, man weiß ja nie, was passiert...

Deine besten Ergebnisse hast du bisher im Doppel geholt, liegt dir das Doppelspielen mehr?

Ich denke nicht, dass es mir mehr liegt, aber es liegt mir auch. Durch meinen guten Aufschlag und die Grundschläge habe ich einen großen Vorteil im Doppel, außerdem nutze ich das Doppel gerne als Trainingsmöglichkeit. Da kann ich locker aufspielen.

Eine Spezialisierung auf den Doppelwettbewerb ist keine Option für dich?


Nein, ich möchte es als Einzelspielerin schaffen.

(Interview: ma, Foto: M.Huber)



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