Patrik Kühnen im Interview: „Glücklich, dass Sascha Zverev seit 2014 in München spielt“

Patrik Kühnen steht den BMW Open seit 2008 als Turnierdirektor vor. Der ehemalige deutsche Davis-Cup-Spieler und -Kapitän freut sich endlich wieder auf Live-Tennis.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 21.04.2021, 11:09 Uhr

Patrik Kühnen ist seit 2008 Turnierdirektor der BMW Open
© Getty Images
Patrik Kühnen ist seit 2008 Turnierdirektor der BMW Open

Patrik Kühnen ist am Mittwoch in München angekommen. Beim MTTC Iphitos stehen die Internationalen Bayerischen Tennismeisterschaften an, nach einjähriger Pause. Die BMW Open sind, wie so viele andere Turniere, 2020 der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen, auch in diesem Jahr muss ohne Zuschauer gespielt werden. Das Teilnehmerfeld ist dennoch sehr formidabel ausgefallen: Mit Alexander Zverev, Jannik Sinner, Casper Ruud, Aslan Karatsev und Daniel Evans kommen fünf Spieler nach München, die in der Jahreswertung, dem Race to Turin, unter den besten elf klassiert sind.

Im Interview mit tennisnet.com möchte Patrik Kühnen seine Vorfreude auf das Traditionsturnier gar nicht verhehlen.

tennisnet: Herr Kühnen. Worauf freuen Sie sich bei den anstehenden BMW Open am meisten?

Patrik Kühnen: Zum einen mal darauf, dass ich endlich mein Team wiedersehe, mit dem ich das Turnier umsetze. Wir haben in den letzten Wochen viel telefoniert und organisiert, und jetzt ist die Zeit gekommen, dass wir uns hier auf der Anlage treffen können. Und natürlich freue ich mich besonders darauf, dass es endlich wieder Live-Tennis gibt.

tennisnet: Nach der Verschiebung der French Open um eine Woche hat sich plötzlich ein späterer freier Termin aufgetan. War eine Verschiebung des Turniers eine Option? Auch hinsichtlich des Umstandes, dass im späteren Mai eventuell mit Zuschauern gespielt werden könnte?

Kühnen: Die Entwicklungen bei den French Open sind sehr kurzfristig gekommen. Für uns war es keine Option, unsere Planungen zu ändern.

tennisnet: Alexander Zverev hat das Turnier in München bereits zweimal gewonnen, er spielt auch in diesem Jahr. Wie kommt diese besondere Beziehung zustande?

Kühnen: Zunächst muss ich sagen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Alexander Zverev bei uns aufschlägt. Wir sind sehr glücklich und dankbar, dass Sascha seit 2014 bei uns spielt. Damals war es eine Wildcard gegen Jürgen Melzer auf dem zweiten Center Court. Ich erwarte mir einen sehr hungrigen Alexander Zverev, der auch sehr früh anreisen wird. Er wird sich auf unsere leichte Höhenlage entsprechend vorbereiten.

"Zverev kommt öfter nach vorne - das sehe ich gerne bei ihm"

tennisnet: Seit diesem ersten Auftritt 2014 - worin sehen Sie die größten Verbesserungen bei Alexander Zverev?

Kühnen: Es ist ein sehr spannender, positiver Reifeprozess eingetreten. Am intensivsten während der letzten zwölf bis 18 Monate. Ich nehme gerne das Beispiel der US Open 2020 heran: Da lag Sascha in zwei Matches hinten, auch gegen Pablo Carreno Busta mit 0:2-Sätzen. In diesen Situationen ist Sascha ruhig geblieben, hat sich besonnen, überlegt, wie er das Match noch gewinnen kann. In puncto mentale Stärke ist einiges passiert. Und auch sein Spiel hat sich weiter entwickelt. Sascha kommt öfter nach vorne, da sehe ich ihn gerne. Ich wünsche mir sogar noch ein bisschen mehr Serve-and-Volley beim richtigen Spielstand. Das ist ein Prozess. Und ich bin sehr zuversichtlich.

tennisnet: Bei der Präsentation des Spielerfeldes vor ein paar Monaten haben Sie Jannik Sinner als jungen Wilden vorgestellt. Mittlerweile steht der Italiener unter den besten 20 der Welt. Und hat innerhalb der letzten 15 Monate viele Erfahrungen gesammelt.

Kühnen: Jannik hat ein sehr gutes, sehr erfahrenes Umfeld, vor allem mit seinem Trainer Ricardo Piatti. Der führt ihn als väterliche Figur und als herausragende Figur sehr gut. Das sieht man an der Turnierplanung und an seiner Entwicklung als Spieler. Jannik Sinner macht auf mich einen sehr reifen Eindruck für sein Alter. Auch in der Analyse seiner Matches, selbst bei Niederlagen. Das ist sehr professionell.

"Ich freue mich auf Aslan Karatsev"

tennisnet: Der Rekordsieger in München heißt aber Philipp Kohlschreiber. Wie sieht die aktuelle Lage bei ihm aus?

Kühnen: Philipp freut sich sehr auf die BMW Open. Es war für uns selbstverständlich, dass wir ihn mit einer Wildcard unterstützen. Philipp hat nicht viel gespielt, aber er kommt an jenen Ort zurück, an dem er fünfmal im Finale gespielt hat, dreimal gewonnen hat. Jeder Spieler auf der Tour weiß: Gegen Philipp Kohlschreiber beim MTTC Iphitos zu spielen, das ist eine schwierige Aufgabe.

tennisnet: Und dann kommt mit Aslan Karatsev einer der Überraschungsmänner der Saison nach München. Jan de Witt hat vor kurzem gesagt, dass er Karatsev am Ende des Jahres unter den Top 20 erwartet. Wie sehen Sie die Entwicklung des Russen?

Kühnen: Da gehe ich mit. Ich habe für Sky ja auch den ATP Cup übertragen, da ist mir Karatsev im letzten Jahr schon aufgefallen, weil er so unglaublich gut Doppel gespielt hat. In diesem Jahr hat Russland ja gewonnen - und bei der Siegerehrung hat Daniil Medvedev sich kurz zu Karstev umgedreht und hat zu ihm gesagt: „Junge, dieses Jahr wird Dein Jahr.“ Das Halbfinale bei den Australian Open un der Turniersieg in Dubai haben das bestätigt. Ich freue mich total, dass er kommt.   

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