„Der DTB ist bodenlos - mein Sohn soll bitte in den USA bleiben“

Der Vater von Tommy Haas nimmt mal wieder kein Blatt vor den Mund.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 01.08.2014, 20:05 Uhr

Regentage bei Tennisturnieren haben auch ihre positiven Seiten: Zuschauer können sich in den Boutiquen auf der jeweiligen Anlage mit Merchandise-Produkten eindecken, TV-Stationen endlich längst verschüttgegangen geglaubte Konserven auspacken, Spieler sich schließlich in Disziplinen üben, die bei ihnen ansonsten eher nicht auf der Tagesordnung stehen. Philipp Kohlschreiber frönte am verregneten Mittwoch beim bet-at-home-Cup in Kitzbühel etwa dem Kartenspiel, auch die Carrera-Bahn in der zum Spielerbereich umgewidmeten Tennishalle erfreute sich reger Auslastung.

Man könnte allerdings die freie Zeit auch nutzen, einfach mal ganz ungezwungen über den Tennissport an sich plaudern, zumal wenn man Doppel-Ass Christopher Kas und Stephan Fehske, den Coach von Philipp Kohlschreiber, zu Gast hat. Dass sich auch Peter Haas, Vater des mittlerweile an der Schulter operierten Tommy Haas, für einen Podcast von sportradio360.de ein paar Minuten Zeit genommen hat, lieferte nicht ganz überraschend einige Ansichten zutage, die auch in der spontanen Talk-Runde nicht unwidersprochen blieben.

Idealbesetzung Michael Stich

Einigkeit herrschte bei Kas, Fehske und Haas immerhin darüber, dass Michael Stich einen guten DTB-Präsidenten abgeben würde. "Das kann ich nur unterstützen. Das ist das Beste, was dem deutschen Tennis passieren kann. Das weiß man natürlich erst nachher, wenn er es drei Jahre gemacht hat", führte Haas aus, um gleich im Anschluss daran festzuhalten, dass Tommy mit einer bei den BMW Open in München gemachten universellen Absage den DTB betreffend alles richtig gemacht hat. "Gottseidank hat er Nein gesagt. Wenn ich mir die ganzen Strukturen anschaue, trifft mich der Schlag. Sportdirektor Eberhard in Berlin, das ist ein Wahnsinn. Der kennt ja nicht einmal Oberhaching, weiß gar nicht, was die dort machen. Die warten und zählen die Tage und machen Strichlisten, wann die Pension anfängt."

Auch zum Stand der Dinge im deutschen Profitennis hatte Haas heftige Worte übrig: "Wir haben drei gute deutsche Damen. Nicht eine aus Deutschland. Kerber Polen, Lisicki Polen, Petkovic Jugoslawien. Die werden jetzt alle hochgejubelt. Und wen haben die deutschen Männer? Einen super Nachwuchsspieler, einen Russen. Zverev. Einmalig! Das ist das deutsche Tennis. Mein Sohn soll bloß drüben bleiben, weit weg." Streng genommen dürften dann allerdings auch die Österreicher Ansprüche auf Tommy Haas´ Erfolge anmelden, kommt Vater Peter ursprünglich doch aus der steirischen Landeshauptstadt Graz. Die Kritik, im deutschen Tennis gäbe es keine guten Nachwuchsspieler, wollte Stephan Fehske unter Hinweis auf den erst 15-jährigen Daniel Altmaier oder auch Rudi Molleker übrigens nicht gelten lassen.

Gebührender Abschied für Tommy

Bessere Nachrichten kann Peter Haas immerhin von seinem Sohn vermelden: "Dem Tommy geht es den Umständen entsprechend. Die Armbinde ist weg. Und er wird sich schön langsam beginnen vorzubereiten, um noch einmal zurückzukommen. Nicht, um zu gewinnen, sondern um einen besseren Abgang zu haben. Um den Leuten zu zeigen: 'Ich bin noch einmal da. Danke, dass ihr mir so lange die Daumen gedrückt habt.' Und das ist, glaube ich, ein angenehmerer Rücktritt, als einfach den Schläger aus der Hand fallen zu lassen." ( Text: jehu )

Teil 1 des Interviews mit Christopher Kas, Stephan Fehske und Peter Haas gibt es hier.

Teil 2 des Interviews mit Christopher Kas, Stephan Fehske und Peter Haas gibt es hier.

von tennisnet.com

Freitag
01.08.2014, 20:05 Uhr