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Rafael Nadal nach Sieg über Stefanos Tsitsipas zum fünften Mal im Melbourne-Finale

Der Spanier entzauberte den griechischen Federer-Bezwinger Stefanos Tsitsipas mit 6:2, 6:4, 6:0 und greift am Sonntag nach seinem 18. Grand-Slam-Titel. Glückt dies, dann wäre Nadal der erste Profi in der Open Era, der jedes der vier Majors mindestens zweimal gewonnen hat.

Im Melbourne Park hatte der Linkshänder bereits 2009 triumphiert - und danach drei Australian-Open-Endspiele verloren (2012, 2014, 2017).    

von Ulrike Weinrich aus Melbourne
zuletzt bearbeitet: 24.01.2019, 12:55 Uhr

Rafael Nadal bei den Australian Open
© getty pictures
Rafael Nadal bei den Australian Open

Nach 1:46 Stunden verwandelte der bärenstarke Nadal in der mit 15.000 Zuschauern ausverkauften Rod Laver Arena seinen ersten Matchball und blieb auch in seiner sechsten Partie beim "Happy Slam" 2019 ohne Satzverlust. Der fast chancenlose Tsitsipas konnte sich lediglich beim 0:5 im dritten Satz einen Breakball erarbeiten.  

"Es fühlt sich wirklich gut an, wieder im Finale zu stehen. Ich habe hier jetzt jede Partie gut gespielt. Dieser Platz und dieses Publikum geben mir einfach eine unglaubliche Energie", sagte der 32-Jährige.

Im Endspiel am Sonntag (19.30 Uhr Ortszeit/9.30 Uhr MEZ) wartet auf "Rafa" entweder Branchenführer Novak Djokovic (Nr. 1) oder der Franzose Lucas Pouille (Nr. 28), die sich am Freitag im zweiten Vorschlussrundenduell gegenüberstehen.

Im Vergleich mit dem über zwölf Jahre jüngeren Tsitsipas (20) war Nadal von Anfang an auf der Höhe und setzte den Youngster mit seinen extremen Topspin-Schlägen unter Druck. Der Sieger des NextGen-Finals von 2018 in Mailand konnte sich kaum aus der Umklammerung lösen.

Bezeichnenderweise nutzte Nadal gleich seinen ersten Breakball - mit einem 148 km/h schnellen Vorhandwinner. Auf dem Garden Square, direkt vor der Arena, ließen sich die Fans, viele von ihnen in blau-weißen Nationaltrikots und mit Flagge, die Laune von dem frühen Rückstand nicht verderben.

Die "Stef"-Fans sorgten wieder für eine große Party

Mit Sprechchören feierten sie ihren "Stef". In Melbourne befindet sich die größte hellenische Community außerhalb Griechenlands. In der Arena aber hatte ihr Liebling, der im Achtelfinale Titelverteidiger Roger Federer (Nr. 3) in vier Sätzen ausgeschaltet hatte, weiterhin einen schweren Stand gegen einen allerdings auch fast fehlerfrei agierenden Nadal.

Mit einem starken Slicekonter nach einem ebenso formidabel erlaufenen Stopp schraubte der Paris-Rekord-Champ die Führung auf 5:2 und verwandelte wenig später nach einer halben Stunde seinen ersten Satzball. Nadals Erfolgsquote nach dem ersten Service lag im Auftaktdurchgang bei 100 Prozent. Elf Winnern standen sechs Unforced Errors gegenüber.

Danach konnte der Außenseiter mit der einhändigen Bilderbuchrückhand, der als erster griechischer Profi überhaupt im Halbfinale eines Majors gestanden hatte, den Schlagabtausch offener gestalten. Beim 0:1 wehrte Tsitsipas gleich drei Breakchancen von Nadal in Weltklassemanier ab und holte sich mit einem Ass doch noch das Spiel.

Doch im Stil eines Champions nahm ihm Nadal dann den Aufschlag beim Stand von 4:4 - und lag wenig später mit 2:0 Sätzen in Front. Tsitsipas, das "Greek Wunderkind", wie ihn die australische Tageszeitung Herald Sun in diesen Tagen nannte, konnte sich noch nicht einmal etwas vorwerfen.

Sein Traum vom Finale platzte trotzdem. Nadal breakt in gleich im ersten Spiel des dritten Durchgangs. Davon erholte sich der junge Athener mit den wilden Locken nicht mehr. Sein Kontrahent, der titelhungrige "Stier aus Manacor", spielte an diesem heißen Sommerabend  - um 21 Uhr Ortszeit waren es noch 35 Grad Celsius - nahezu perfekt. 

Tsitsipas darf trotzdem erhobenen Hauptes die Heimreise antreten. In der Stadt, in der sein Großvater mütterlicherseits 1956 olympisches Gold mit der sowjetischen Fußball-Nationalmannschaft holte, hat er sich zum großen Hoffnungsträger der NextGen aufgeschwungen.  

Und "Stef" konnte in den vergangenen knapp zwei Wochen viele neue Fans dazugewinnen. Sein eigener Youtube-Kanal hat jetzt rund 96.000 Abonnenten - vor den Australian Open war es rund die Hälfte.      

von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Donnerstag
24.01.2019, 11:34 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.01.2019, 12:55 Uhr