Der Tag, an dem ich Roger Federer 6:0, 6:0 besiegte
Der Schweizer ist der einzige Spieler, der dem 16-fachen Grand-Slam-Sieger die Höchststrafe verpasste. Schmidli erinnert sich an seinen Coup.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
21.03.2012, 10:06 Uhr

Reto Schmidli ist die einzige Person, die Roger Federer mit 6:0, 6:0 besiegen konnte. Der Schweizer erinnert sich an den Tag, als er der zukünftigen Nummer eins bei einem Juniorenturnier die Höchststrafe verpasste. Schmidli ist mittlerweile Polizist und Freizeit-Tennisspieler.
„Es war sehr lange her. Ich glaube ich war 13 und Roger zehn Jahre alt. Es war eins der größten Juniorenturniere in der Schweiz in der Baseler Gegend. Wir spielten in der ersten Runde. Ich glaube mich zu erinnern, dass es ein heißer Tag war. Da es Rogers erstes Juniorenturnier war, war es zu verstehen, dass er nervös auf dem Platz war. Er hat viele Fehler gemacht. Ich hatte keine Ahnung, dass ich gegen jemanden spiele, der später alle Grand Slams gewinnen würde. Es gab keine Anzeichen, dass er so gut werden würde. Wir konnten damals noch nicht sehen, dass er die Nummer eins der Welt wird.
Das ist eine tolle Erinnerung. Vor allem, wenn ich ihn im Fernsehen sehe, wie er all diese Turniere gewinnt. Niemand sonst kann sagen, dass er Roger 6:0, 6:0 geschlagen hat. Aber vielleicht hatte ich einfach nur Glück, ihn an diesem Tag als Gegner zu haben. Ich denke, dass jeder Roger an diesem Tag hätte schlagen können. Obwohl er nicht ein einziges Spiel machte, konnte man sehen, dass er ein gutes Gefühl hat. Er hat die ganze Zeit besondere Schläge probiert.
Er hat nicht so wie die anderen Schweizer Spieler gespielt, die sich darauf konzentrieren, den Ball im Spiel zu halten und keine Fehler zu machen. Roger war anders, da er versuchte, spektakuläre Punkte zu spielen. Vielleicht war das ein Zeichen. Es war kein normales Tennis, was er spielte. Aber es war erst so mit 14, dass die Leute bemerkten, dass er richtig gut ist, dass er besser als die meisten anderen Spieler ist. Aber wir wussten nicht, dass er so besonders sein wird.
Leute in der Umgebung von Basel kennen mich als den Kerl, der einst Roger 6:0, 6:0 schlug. Als ich kürzlich zur Arbeit ging und einige Routinekontrollen bei Autos machte, sagte ein Mann im Auto: ’Sind Sie der Kerl, der Roger 6:0, 6:0 geschlagen hat?’ Das war nett. Es ist lustig, dass man so erkannt wird, wenn man die Polizeiuniform trägt. Aber es gab auch andere Zeiten, als Leute sich über mich lustig machten und sagten: ’Schau dich an, du hast Federer geschlagen und bist nun ein Polizist.’ Ich finde das nicht lustig. Aber die meisten Leute sind nett zu mir.
Ich habe Roger seit dem Match das eine Mal in Basel beim Hallenturnier in der Stadt gesehen und das andere Mal an einer Samstagnacht. Er ist sehr beschäftigt, aber immer noch der gleiche Kerl. Wir haben nicht über das Match gesprochen, aber er hat 'Hallo' gesagt. Ich bin froh, dass er noch weiß, wer ich bin. Das ist eben Rogers Art. Viele andere Tennisspieler sind arrogant. Aber Roger ist auf dem Boden geblieben. Er ist nicht arrogant, er ist entspannt. Er spielt Tennis nicht wegen des Geldes. Er hat sich als Typ nicht verändert, ich finde das toll. Natürlich ist es gefährlicher, ein Polizist als ein Tennisspieler zu sein. Auf dem Tennisplatz kann dir nichts passieren. Aber als Polizist kann es gefährlich werden – wenn Kriminelle eine Waffe tragen und du es zu spät bemerkst, kannst du verletzt werden.
Ich lebe immer noch in einem Vorort von Basel. Ich hatte nie Ambitionen, Profi zu werden. Ich war zwischen der Schule und der Uni ein paar Monate in Australien. Ich habe versucht, mich für ein Satellite-Turnier zu qualifizieren. Ich habe es nie in ein Hauptfeld geschafft. Einmal habe ich zwei Matches in der Qualifikation gewonnen, aber dann das Finale verloren. Da ich nie über die Qualifikation hinauskam, hatte ich auch nie Punkte, um einen Weltranglistenplatz zu bekommen. Dann kam ich zurück in die Schweiz und versuchte hier auch, mich für ein paar Satellite-Turniere zu qualifizieren. Ich habe es nie über die erste Runde geschafft. Ich spiele immer noch Tennis, aber nur einmal in der Woche. Ich habe keine Zeit, öfter zu spielen. Ich spiele für meinen Verein Punktspiele."(Quelle: The Tennis Space; Foto: GEPA pictures)