Robin Söderling über "Big Three": "Total verrückt, dass drei der besten Spieler aller Zeiten gleichzeitig spielen"

Robin Söderling spricht im Interview mit der schwedischen Zeitung Aftonbladet über die Dominanz der "Big Three", ihre möglichen Erben und sein frühes Karriereende. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 09.03.2020, 09:52 Uhr

Robin Söderling spricht über seinen Sieg gegen Nadal 2009, die Dominanz der großen Drei und deren mögliche Erben.
Robin Söderling spricht über seinen Sieg gegen Nadal 2009, die Dominanz der großen Drei und deren mögliche Erben.

Zehn Titel auf der ATP-Tour, das Vordringen auf Platz vier der Weltrangliste sind zwar beeindruckende Statistiken einer mindestens ebenso beeindruckenden Karriere, sie sind aber nicht das, was als Erstes in Erinnerung kommt, wenn man den Namen Robin Söderling hört. Nein, es ist das, was Robin Söderling am 31. Mai 2009 in der Hauptstadt Frankreichs erreichte, was weit über sein Karriereende hinaus fortdauert. Robin Söderling sollte an besagtem Tage sein Achtelfinalduell bei den French Open bestreiten und dabei einer fast unüberwindbaren Hürde gegenüberstehen. Auf der anderen Seite des Platzes wartete nämlich Rafael Nadal, vierfacher Roland-Garros-Champion, ungeschlagen in allen 31 Partien, die er bislang in Paris bestritten hatte. 

Rund drei Stunden und dreißig Minuten später ist die Tenniswelt eine der größten Überraschungen in ihrer jüngeren Vergangenheit reicher. Es war nämlich nicht der Mallorquiner, der unaufhaltsam Richtung Titel Nummer fünf marschierte. Nein, es war der Schwede Robin Söderling, der in seinem ersten Major-Viertelfinale, einige Tage später in seinem ersten Grand-Slam-Finale stand. Für den Titel sollte es 2009 aber nicht reichen, im Endspiel musste sich Söderling Roger Federer geschlagen geben. 

So ist es wenig überraschend, dass der Schwede auch im Interview mit dem Aftonbladet gefragt wurde, wie oft er denn auf dieses Spiel angesprochen werde: "Die ganze Zeit, wenn ich unterwegs bin und Leute treffe. Sie kommen zu mir und sagen, dass sie sich daran erinnern, als ich Nadal geschlagen habe. "Welches Mal?", scherze ich normalerweise. Ich bin wirklich stolz auf dieses Spiel, aber ich habe noch so viele andere Erinnerungen aus meiner Karriere", meinte Söderling darauf.

Die möglichen Erben der "Big Three"

Rafael Nadal ist aber nur einer jener drei Athleten, die schon zu Zeiten Söderlings das Geschehen auf der ATP-Tour nahezu nach Belieben dominierten. Die Rede ist natürlich von den großen Drei, von Roger Federer, Novak Djokovic und eben Rafael Nadal. Er sei wenig überrascht, dass es noch immer die drei Herren sind, die die dominantesten Akteure im Tenniszirkus sind. "Es ist schwer, Epochen zu vergleichen, aber drei der besten Spieler aller Zeiten spielen gleichzeitig ... Es ist total verrückt. Sie sind so verdammt gut und waren fantastisch für den Sport, obwohl es für uns andere nicht so viel Spaß gemacht hat. Niemand ist so herausgestochen wie sie", meinte Söderling zu den "Big Three". 

Doch Djokovic ist 32, Nadal 33 und Federer bereit 38 Jahre alt - nicht ewig wird das Dreigespann noch auf der Tour unterwegs sein. Robin Söderling hat ein recht klares Bild, wer die Spieler sein werden, die eines Tages das Erbe der großen Drei antreten werden: "Thiem, Medvedev, Zverev, Tsitsipas - dann glaube ich an Shapovalov, er erinnert mich ein bisschen an Federer. Zu unserer Lebenszeit werden wir aber keinen neuen Djokovic, Nadal oder Federer sehen", ist Söderling überzeugt. 

"Wollte einige Jahre länger spielen"

Es gibt aber noch eine weniger erfreuliche Erinnerung, die wohl einige an Robin Söderling haben werden. Der Schwede war nämlich noch nicht einmal 27 Jahre alt, als er sein letztes Spiel auf der ATP-Tour bestreiten musste. Bei ihm wurde das Pfeiffer-Drüsenfieber diagnostiziert, eine Krankheit die ihn über Jahre hindern sollte, das Comeback auf der Tour zu schaffen. Erst Ende 2015 gab der Schwede dann bekannt, seine Karriere zu beenden, da ihm diese Erkrankung eine Rückkehr schlichtweg unmöglich mache. Auch über diese harte Entscheidung spricht Söderling mit dem Aftonbladet: "Ich wollte einige Jahre länger spielen. Es war schwer, Cilic, Wawrinka und Nishikori Grand-Slam-Finale spielen und gewinnen zu sehen. Sie sind fantastische Spieler, aber ich habe positive Statistiken gegen sie alle und über ein Jahr lang habe ich gefühlt, besser als sie zu sein", meinte Söderling. 

Stan Wawrinka darf sich dreifacher Major-Champion nennen, eine Ehre, die auch Söderling zuteil werden hätte können: "Mit einem kleinen Lauf hätte auch ich eine Grand-Slam-Trophäe im Schrank stehen, aber was soll´s, es hätte nicht so viel geändert", erklärte der 35-Jährige. Aktuell ist Robin Söderling der Davis-Cup-Kapitän der Schweden und das hoch erfolgreich. Seine Mannen rund um Mikael Ymer konnten Chile vergangenes Wochenende mit 3:1 besiegen und sich so für die Davis-Cup-Finals im November in Madrid qualifizieren. 

von Michael Rothschädl

Montag
09.03.2020, 11:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 09.03.2020, 09:52 Uhr