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Serena, Federer und die Frage: Wie lange noch?

Serena Williams hat sich aus Wimbledon verletzungsbedingt schon in Runde eins verabschiedet, Roger Federer keinen guten Eindruck hinterlassen. Wie lange werden die beiden Ikonen dem Tennissport noch erhalten bleiben?

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 30.06.2021, 14:31 Uhr

Serena Williams am Dienstag in Wimbledon
© Getty Images
Serena Williams am Dienstag in Wimbledon

Fast zwei Jahrzehnte lang waren es die Schlussbilder, die Wimbledon prägten: Serena Williams und Roger Federer beim traditionellen Champions Dinner in der Londoner Guild Hall, gemeinsam glücklich posierend mit ihren Siegertrophäen. Sieben Mal gewann die bullige, ehedem unwiderstehlich kraftvolle Amerikanerin die Offenen Englischen Meisterschaften, acht Mal ging der Schweizer Maestro als Titelheld aus den Rasenduellen hervor. Es war eine Ära vereinter Dominanz, die ganze Generationen von Gegnerinnen und Gegnern lähmte und erstarren ließ.

Doch am ersten Turnierdienstag des Jahres 2021, dem 29. Juni, erlebten die zurückgekehrten Fans an der Curch Road ganz andere Szenen mit den einst machtvoll bestimmenden Profis: Serena Williams, einst die Verkörperung von Power und Durchsetzungswillen auf dem Centre Court, humpelte am späteren Abend mit einer Oberschenkelverletzung von der grünen Hauptwiese des All England Club – untröstlich und in Tränen aufgelöst nach ihrer verletzungsbedingten Aufgabe gegen die Belarussin Alexandra Sasnovich. Ganze 34 Minuten hatte ihr Turnier-Gastspiel gedauert, es stand gerade mal 3:3, als die Amerikanerin das Handtuch warf. „Mein Herz ist gebrochen“, gab Williams später via Instagram zu Protokoll.

Federer mit leerem Blick

Und Federer? Er saß im Spiel vor dem Williams-Drama selbst konsterniert auf seinem Pausenstuhl, als er gegen den Franzosen Adrian Mannarino mit 1:2-Sätzen in Rückstand geraten war. Leer war sein Blick, er schüttelte mit dem Kopf, er schien zu ahnen, dass dieser erste Auftritt auch schon seit letzter sein könnte. Dann aber rettete ihn eine Fügung des Schicksals, Mannarino rutschte auf dem glitschigen Geläuf bei einer Drehbewegung aus. Er ließ sich behandeln, verlor unter Schmerzen den vierten Satz. Nur um dann zu Federer zu schreiten und ihm die Hand zu schütteln – es ging nicht mehr weiter für ihn. Für Federer aber schon. Nur wie?

Federer wird genau wie Williams in diesem Jahr noch 40 Jahre alt. Und bei beiden Superstars stellt sich an der Schwelle zum fünften Lebens-Jahrzehnt die Frage: Wie lange noch? Einst umgab das Duo besonders in Wimbledon eine Aura der Unangreifbarkeit, gefühlt gingen sie schon mit einem Vorsprung in jede der Ausscheidungspartien im Tennis-Heiligtum. Geblieben ist davon nichts im Dämmerlicht der imponierenden Karrieren, auch und gerade wegen der Verletzungsprobleme, die beide in jüngerer Vergangenheit plagten. Federer kommt nach seinem Comeback nach 14-monatiger Zwangsabstinenz und zweier Knieoperationen einfach nicht auf Touren, von seinem Ziel, sich zur Rasensaison wenigstens wieder nah an alte Stärke und Klasse heranzutasten, war er auch im Match gegen Mannarino weit entfernt. Ohne Mannarinos Verletzungspech hätte der Schweizer gut und gerne die bitterböse Startpleite erleben können. 

Serena hat Unglaubliches erreicht

„So willst du natürlich nicht gewinnen“, sagte er später, „aber wer weiß, was jetzt noch geht.“ Federer sei aus dem Tennis-Olymp herabgestiegen, notierte derweil die „Neue Zürcher Zeitung“, er spiele eben mittlerweile auf Augenhöhe mit dem Tennis-Mittelstand, mit Akteuren wie auch dem Deutschen Dominik Koepfer bei den French Open. Nach dem Drittrundensieg gegen Koepfer hatte Federer sich in Paris zurückgezogen, um alle Konzentration auf Wimbledon zu lenken – mit kaum überzeugender Wirkung zunächst.

Williams droht nach ihrer Oberschenkelverletzung wieder für einige Zeit auszufallen. Nach ihrer Babypause 2017 lieferte die Amerikanerin beim Wiedereinstieg manch bemerkenswertes Match, 2018 stieß sie in Wimbledon sogar ins Finale vor und verlor gegen Angelique Kerber. Aber wie Federer saß sie auch oft genug an der Seitenlinie, von kleineren und größeren Wehwehchen geplagt. Die Jagd nach der Einstellung des ewigen Grand Slam-Rekords, nach Major-Titel Nummer 24, blieb erfolglos. „Ihre Möglichkeiten werden jetzt immer kleiner. Man sollte bei ihr lieber auf das Unglaubliche schauen, was sie erreicht hat“, sagte die frühere Nummer eins, Tracy Austin.

Hier das Einzel-Tableau der Frauen

Hier das Einzel-Tableau der Männer

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von Jörg Allmeroth

Mittwoch
30.06.2021, 18:30 Uhr
zuletzt bearbeitet: 30.06.2021, 14:31 Uhr

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