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Sergiy Stakhovsky: „Letztes Jahr hat Wimbledon großen Mut bewiesen“

Kurz vor dem Turnierstart in Wimbledon äußerte sich der ehemalige ukrainische Weltklassespieler Sergiy Stakhovsky in einem Interview mit „The Guardian“ zur Zulassung der Spieler:innen aus Russland und Belarus beim diesjährigen Turnier an der Church Road.

von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet: 03.07.2023, 10:40 Uhr

Sergiy Stakhovsky sieht Wimbledon und die ukrainischen Tennisspieler alleine gelassen.
© Getty Images
Sergiy Stakhovsky sieht Wimbledon und die ukrainischen Tennisspieler alleine gelassen.

Sergiy Stakhovsky erlebte viele große Momente in seiner erfolgreichen Laufbahn. Unvergesslich für den 37-jährigen sein Highlight in Wimbledon, als er 2013 keinen Geringeren als Roger Federer auf dem heiligen Rasen bezwingen konnte. Nach den Australian Open 2022 beendete er seine Karriere als Tennis-Profi und stellte sich mit Ausbruch des russischen Angriffs-Krieges in der Ukraine in den Dienst des Vaterlandes zur Verteidigung.

Gespräch mit Turnierdirektor Baker

Kurz bevor der All-England-Lawn-Tennis-Club die Aufhebung der Sperre für russische und belarussische Spieler öffentlich bekannt gab, informierte Turnierdirektor Jamie Baker den Ukrainer im persönlichen Gespräch. Nachdem WTA und ATP den britischen Tennis-Verband und Wimbledon mit einer Geldstrafe belegt hatten, und der Entzug von weiteren Turnier-Lizenzen wie z.B. in Queen’s drohten, sah der Veranstalter keine andere Wahl. Diesbezüglich kommentierte Stakhovsky: „Letztes Jahr hat Wimbledon großen Mut bewiesen. Sie leisteten Pionierarbeit in Bezug darauf, was richtig und was falsch sein sollte. Leider fanden sie in den eigenen Reihen keine Unterstützung. Ich spreche von den Grand Slam-Turnieren.“

Kein Verständnis für das Verhalten von Sabalenka

Ein besonders großer Dorn im Auge ist der ehemaligen Nr. 31 im ATP-Ranking der Umgang von Aryna Sabalenka mit der politischen Situation, die im Vorfeld ihrer Pressekonferenz in Wimbledon jegliche Fragen diesbezüglich abblockte: „Man könnte sagen, dass sie letztes Jahr Angst um ihre Familie hatte, dass diese strafrechtlich aufgrund von Aussagen verfolgt wird. Aber noch nicht einmal anderthalb Jahre nach Beginn des Krieges hatte sie die Gelegenheit, das Land zu verlassen und ihre Familie mitzunehmen. Es ist bizarr, die Art und Weise, wie Sabalenka sich in dieser Situation als Opfer darstellt.“

Kasatkina als lobendes Beispiel

Großen Respekt hegt Stakhovsky für Daria Kasatkina, die sich im Juli 2022 als homosexuell outete und die russische Invasion in der Ukraine scharf kritisierte: „Kasatkina hat mehr Mut, als alle russischen Spielerinnen zusammen. Ich bewundere sie unglaublich. Als ich ihr Interview hörte, war ich ehrlich gesagt überwältigt.“ Ein ähnlich klares Bekenntnis würde sich der vierfache ATP-Titelträger von anderen Spieler:innen aus Russland und Belarus ebenfalls wünschen.

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von Dietmar Kaspar

Montag
03.07.2023, 13:35 Uhr
zuletzt bearbeitet: 03.07.2023, 10:40 Uhr