Souverän auch ohne Zverev: Davis-Cup-Team sichert Klassenerhalt
Das deutsche Davis-Cup-Team sichert in Bosnien und Herzegowina den Klassenerhalt und darf 2024 wieder um den Titel spielen.
von SID
zuletzt bearbeitet:
17.09.2023, 15:56 Uhr
Ersatzgeschwächt, aber erfolgreich: Das deutsche Davis-Cup-Team hat auch ohne den verletzten Olympiasieger Alexander Zverev den Klassenerhalt in der Weltgruppe geschafft. In Mostar setzte sich die Auswahl von Kapitän Michael Kohlmann gegen Gastgeber Bosnien und Herzegowina souverän durch. Kevin Krawietz und Tim Pütz sorgten am Sonntag für das 3:0 und damit die vorzeitige Entscheidung.
Das Duo aus Coburg und Frankfurt gewann gegen Mirza Basic/Damir Dzumhur 6:4, 6:2. Am Samstag hatten Daniel Altmaier (Kempen) und Yannick Hanfmann (Karlsruhe) Deutschland mit zwei Einzelsiegen in Führung gebracht. Altmaier schlug Nerman Fatic 7:6 (7:5), 6:2, Hanfmann ließ dem früheren Top-30-Spieler Dzumhur auf einem extrem langsamen Sandplatz beim 6:2, 6:1 keine Chance.
Den Punkt zum 4:0-Endstand holte der für Zverev nachnominierte Maximilian Marterer (Nürnberg) mit 6:1, 7:6 (7:4) gegen Andrej Nedic
Zverev am Oberschenkel verletzt
Zverev hatte nach seinem Viertelfinal-Aus bei den US Open wegen einer Oberschenkelverletzung abgesagt. Auch Jan-Lennard Struff fehlte dem Team, das im kommenden Jahr einen weiteren Anlauf auf den vierten deutschen Davis-Cup-Titel nach 1988, 1989 und 1993 nehmen kann. Im Februar hatte die Mannschaft mit Zverev gegen die Schweiz 2:3 verloren und die Finalrunden verpasst.
Es drohte der dritte Abstieg nach 1982 und 2003 in einem Wettbewerb, der allerdings kaum noch zu vergleichen ist mit den denkwürdigen Ausgaben der Vergangenheit. Während die Deutschen in der Relegation immerhin ein klassisches Auswärtsspiel erlebten, ging es für die Top-Teams bei den Turnieren in Bologna, Manchester, Valencia and Split um Plätze beim "Final 8" in Malaga (21. bis 26. November).
Viele Zuschauer zog der Davis Cup nicht mehr an, die Stimmung blieb verhalten, obwohl große Namen wie Novak Djokovic, Andy Murray oder Stan Wawrinka für ihre Länder aufschlugen. Boris Becker, zweimaliger Champion und Held zahlreicher legendärer Davis-Cup-Schlachten wie in Hartford 1987 oder Göteborg 1988, schimpfte über den seelenlosen Wettbewerb und forderte die "schnellstmögliche" Änderung des Formats.
Wie geht es weiter mit dem Davis Cup?
Die Verantwortung dafür liegt beim Weltverband ITF, der sich in einem Rechtsstreit mit der Agentur Kosmos befindet. Die hatte unter großem Getöse die traditionsreiche Veranstaltung reformiert, für viele Beobachter damit aber ruiniert. Wie es im kommenden Jahr mit dem Davis Cup weitergeht, ist offen. Eine Lösung der Probleme ist auch angesichts des engen Terminkalenders nicht in Sicht.
Krawietz, Pütz und Co. ließen sich von den Diskussionen um die Zukunft nicht beeinflussen. Nach dem 2:0 am Samstag hatte Teamchef Kohlmann vor verfrühter Euphorie gewarnt, doch sein Doppel geriet kaum unter Druck. Krawietz baute seine Bilanz im Davis Cup auf zwölf Siege bei nur einer Niederlage aus, Pütz steht nun bei 14:1 Siegen.