Spaniens „Next-Big-Thing“ Alcaraz Garfia begeistert in Triest

Wieder ertönt ein euphorisches „Mamma-Mia“ des Erstaunens von den Tribünen des Campo-Centrale „Claudio Giorgi“ am Tennis Club Triestino. Die Begeisterung des Publikums gilt dabei nicht dem italienischen Lokalmatadoren Matteo Viola, sondern seinem Gegenüber. Denn der erst 17-jährige Carlos Alcaraz Garfia aus Spanien ist in Aktion.

von Florian Heer
zuletzt bearbeitet: 27.08.2020, 10:08 Uhr

Carlos Alcaraz Garfia
© Florian Heer
Carlos Alcaraz Garfia

Von Florian Heer aus Triest

Längst hat es sich bis an den Golf von Triest herumgesprochen, welch großes Talent hier gerade live und aus nächster Nähe zu bestaunen ist. Dementsprechend gut sind die Ränge gefüllt. Alcaraz Garfia liefert eine imposante Aufholjagd in seinem Zweitrunden-Match beim Città di Trieste ATP-Challenger.

Überzeugender Auftritt

Lag der Teenager noch mit einem Break im ersten Satz zurück, konnte er sich den Eröffnungsdurchgang im zehnten Spiel sichern und liefert im Folgenden die große Show. Harte, peitschenartige Vorhandgrundschläge, die arg an seinen Coach, den Roland-Garros-Champion von 2003, Juan Carlos Ferrero, erinnern. Nicht umsonst wurde die ehemalige Nummer eins der Welt auch „Mosquito“ genannt, da er mit seiner stärksten Waffe auf dem Platz blitzartig zustechen konnte.

Ganz so weit ist sein Protegé noch nicht. Alcaraz Garfia rangiert gerade auf Platz 310 der ATP-Weltrangliste, doch überzeugt er schon spielerisch mit seinem Variantenreichtum auf dem Court. Nicht nur von der Grundlinie ist der junge Mann aus Murcia solide, auch der eine oder andere Stopp wird gerne eingestreut. Und auch am Netz wirkt er stabil. Der ein oder andere gekonnt vollendete Volley ringt sogar seinem Mentor auf den Rängen ein Lächeln ab. Am Ende lautet es 6:4 und 6:2.

Zweiter Einzug ins Viertelfinale

„Ich bin mit meiner Performance heute sehr zufrieden“, freut sich Alcaraz Garfia nach knapp eineinhalb Stunden Spielzeit. Er präferiert es, dabei auf Spanisch zu sprechen. Interviews in Englisch stehen (noch) nicht an der Tagesordnung. Dabei kann er bereits einige internationale Erfolge vorweisen.

Spaniens „Next-Big-Thing“ konnte drei Turniersiege auf der ITF-World-Tennis-Tour einfahren und ist dabei, sich auf der ATP-Challenger-Tour zu etablieren. Ausgerechnet in seiner Heimatstadt konnte er im Rahmen der Murcia-Open ein erstes Ausrufezeichen setzen. Als 16-Jähriger besiegte er im April 2019 nach einem Erfolg über den Franzosen Gleb Sakharov mit Pedro Martinez Portero aus Spanien einen Spieler aus den Top 150, um in die Runde der letzten 16 einzuziehen. Eine erste Teilnahme im Viertelfinale erfolgte fünf Monate später bei der Copa Sevilla in Andalusien.

Arbeit an der Physis

Den verhältnismäßig strengen Corona-Lockdown in Spanien hat Alcaraz Garfia, der an der JC-Ferrero-Equelite-Sport-Academy in Villena trainiert, versucht, so gut wie möglich zu nutzen. „Ich habe viel Zeit im Gym verbracht, um an meiner körperlichen Fitness zu arbeiten. Insgesamt war es eine harte Zeit. Umso glücklicher bin ich, jetzt wieder auf dem Platz stehen zu können“, strahlt der Iberer. Im italienischen Todi hat Alcaraz Garfia vergangene Woche den Re-Start der Challenger-Tour erlebt. Allerdings war in Umbrien nach überstandener Qualifikation in der ersten Runde des Hauptfelds gegen den Italiener Gian Marco Moroni Feierabend.

Noch in der Phase des Lernens

Im ca. 600 Kilometer entfernten Triest konnte er mit dem Einzug in die Runde der letzten Acht sein bisher bestes Ergebnis auf diesem Level bereits egalisieren.

Was kann man in dieser Woche noch von ihm erwarten? „Es lief bisher sehr gut und ich genieße die positiven Resultate, aber noch gilt es für mich, aus jeder Partie und von jedem Gegner zu lernen sowie von Match zu Match zu denken“, gibt sich Alcaraz Garfia bescheiden. Eine Tugend, die wiederum an seinen Coach und Mentor erinnert und zu erneuten Ausrufen der Begeisterung auf den Rängen führen kann.

von Florian Heer

Donnerstag
27.08.2020, 11:55 Uhr
zuletzt bearbeitet: 27.08.2020, 10:08 Uhr