WTA: Spielerin des Jahres, Kandidatin vier - Simona Halep

Die tennisnet.com-Redaktion pickt ihre KandidatInnen für die Spieler und Spielerinnen des Jahres auf der ATP- und der WTA-Tour. Wir beginnen mit den Damen. Heute: Simona Halep.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 06.12.2018, 08:05 Uhr

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Simona Haleps neues Lieblingsspielzeug

Die Nummer 1 als persönliche Spielerin des Jahres? Na herzlichen Glückwunsch, das ist mal originell. Aber ehrlich gesagt: Ich hätte Halep auch als Nummer 2, Nummer 5 oder Nummer 22 gewählt. Denn "Simo" hat in diesem Jahr gezeigt, was in ihr steckt - und bewiesen, dass das Tennisleben doch irgendwie fair ist.

Drei Grand-Slam-Endspiele hatte sie zuvor erreicht: 2014 bei den French Open, wo sie Maria Sharapova in einem hochklassigen Match unterlag; 2017 wiederum in Paris, wo sie gegen Jelena Ostapenko mit 6:4 und 3:0 führte und sogar drei Breakchancen zum 4:0 hatte, bevor das Match kippte (und Ostapenko die Kugel traf); und 2018 bei den Australian Open, wo sie im Halbfinale im Match des Jahres gegen Angelique Kerber siegte und im Endspiel angezählt (aber unter großem Kampf) gegen Caroline Wozniacki verlor.

Während Wozniacki also den Major-Final-Fluch besiegt hatte, war Halep erneut nur zweite Siegerin. In Paris jedoch schlug sie zu: obwohl sie bereits in Runde eins strauchelte (Drei-Satz-Sieg gegen Alison Riske) und auch im Endspiel gegen Sloane Stephens mit einem Satz in Rückstand lag.

Der Abschluss auf der Topposition war für die 27-Jährige in diesem Jahr schon vor den WTA Finals in Singapur in Stein gemeißelt, ein durchaus unterschätztes Zeichen ihrer Konstanz. Schade: die Trennung von Coach Darren Cahill, der 2019 mehr Zeit mit seiner Familie verbringen will.

Was spricht noch für Simona Halep?

Vor allem eine Aussage von Darren Cahill. "Der Druck, unter dem sie die letzten vier oder fünf Jahre stand, ist schwer zu beschreiben", erklärte der Australier kürzlich im Podcast des Racquet-Magazins. Und erzählte von einer Begegnung mit Manager-Legende Ion Tiriac, Haleps Landsmann. "Er hat mich einige Male zur Seite genommen und gesagt: Hör zu, sie muss ein Major gewinnen. Das Land braucht das, wir brauchen das. Rumänien hatte schwierige 30 Jahre, die Kultur ist eher negativ. Wir haben kein großes Fußball-Team - Simona ist der größte Superstar im Sport, den wir haben. Wenn sie ein Major gewinnt, würde das alles ändern in Rumänien."

Man habe schon genug Druck gehabt, so Cahill, "aber wenn dich jemand wie er zur Seite nimmt und dir noch etwas mehr davon gibt, dann spürst du das." Und wenn er das schon gespürt habe, dann sei der Druck auf Halep noch 100 Mal stärker gewesen. "Wie sie damit umgegangen ist, da habe ich einfach nur Respekt vor", so Cahill.

Was spricht gegen Halep?

Was kann gegen eine Spielerin sprechen, die zum zweiten Mal in Folge das Jahr als Nummer 1 beschließt und diese Position bereits vorm Jahresend-Turnier fix gemacht hatte? Nicht viel. Vielleicht, dass Wimbledon (Aus in Runde 3) und die US Open (Aus in Runde 1) überraschend schlecht verliefen, obwohl Halep mit dem Sieg in Montréal und dem Finale in Cincinnati gut drauf war. Dann jedoch streikte der Rücken: Bandscheibenvorfall.

Halep beendete ihr bestes Jahr leider mit vier Niederlagen. Aber dass sie in Singapur wegen ihres Bandscheibenvorfalls nicht startete - es ist vielleicht auch so eine Sache, die zeigt, wie sehr Halep als Spielerin gereift ist: indem sie endlich auf ihren Körper hört. Denn das haben die Großen dieses Sports irgendwann alle getan, wenn sie noch eine Weile auf der Tour bleiben wollten.

von Florian Goosmann

Donnerstag
06.12.2018, 08:05 Uhr