Stan Wawrinka: "Roger Federer war wie ein großer Bruder auf der Tour"

Stan Wawrinka spricht im großen Interview mit der Schweizer Zeitschrift L`Illustré über seine größten Erfolge und verrät, wie einer seiner ganz großen Konkurrenten, Roger Federer, zu seinen Anfängen unterstützt hat. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 18.07.2020, 19:18 Uhr

Stan Wawrinka hat Roger Federer laut eigenen Aussagen einiges zu verdanken
Stan Wawrinka hat Roger Federer laut eigenen Aussagen einiges zu verdanken

Ein Blick auf die Grand-Slam-Sieger seit 2005 offenbart eine recht kurze Liste. Da wären etwa die Australian Open, die überhaupt nur drei verschiedene Spieler seither gewinnen konnten. Oder die French Open, bei denen in diesen 15 Jahren Rafael Nadal gleich zwölf Mal den Titel mit nach Hause nehmen können. Die größte Siegervielfalt bieten da noch die US Open, bei denen sich immerhin sieben verschiedene Spieler in die Siegerliste eintragen konnten. 

Wawrinka im elitären Kreis

Zurückzuführen ist diese Monokultur in den Siegerlisten ganz klar auf die Großen Drei, auf Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic, die die Majors der letzten fünfzehn Jahre nahezu nach Belieben dominierten und deren Sieg zumeist untereinander ausmachten. Das zeigt nicht nur der Fakt, dass es so wenige verschiedene Sieger gab, das zeigt auch, dass es überhaupt nur zwei Spieler gab, die seither zwei oder mehrere Grand Slams gewinnen konnten. 

Einer von ihnen ist Stan Wawrinka, der sich von 2014 bis 2016 bei den Australian Open, den French Open und schließlich auch bei den US Open in die Siegerliste eintragen konnte. "Es sind eindeutig die Australian Open (Anm. 2014), die meine Karriere geprägt haben. Es ist ein Grand Slam, darüber gibt es nichts. Am 26. Januar 2014 stand ich an der Spitze meines Lebens. Hyper-entspannt. Der Traum", erinnert sich der Schweizer heute im Gespräch mit der Zeitschrift L`Illustré, an den Tag, als auch er seine erste - so heißbegehrte - Grand-Slam-Trophäe in Händen halten durfte. 

Ein Mann, der daran großen Anteil hatte, war und ist zugleich einer der ganz großen Konkurrenten von Stan Wawrinka - Roger Federer. "Zu Beginn meiner Karriere", erinnert sich der Schweizer,  "konnte ich mich auf Rogers Rat verlassen, bevor ich mich den Besten stellte. Er war wie ein großer Bruder auf der Tour." Neben den Ratschlägen war es aber insbesondere das Training mit dem 20-fachen Grand-Slam-Champion, das Wawrinka dorthin brachte, wo er heute steht. 

"Nur wenige junge Spieler hatten bisher die Chance, mit einem Champion dieses Niveaus zu trainieren. Ich habe es immer geliebt, von anderen zu lernen, und ich sage oft, dass ich einen Großteil meiner Grand-Slam-Titel den "Großen Drei" verdanke. Ich bin sicherlich der Spieler, der mit ihnen am meisten trainiert hat. Ich habe ihnen zugesehen, ich habe viele ihrer Spiele gesehen", sieht Wawrinka vorrangig die positiven Aspekte, mit solchen Athleten zeitgleich aktiv zu sein. 

Die größte Reue seiner Karriere

Bei allem, was Wawrinka laut eigenen Angaben Federer aber zu verdanken habe, so ist es doch eine Niederlage gegen eben jenen, die der Schweizer heute als eine der schwierigsten seiner Karriere ansieht. Die größte Reue seiner Karriere nämlich - so Wawrinka - wäre das Masters-Halbfinale 2014 gewesen, als er Federer nach vier vergebenen Matchbällen unterlag. 

"Ich musste gewinnen, und an diesem Tag habe ich nicht getan, was nötig war, um dorthin zu gelangen. Es war ein Masters-Halbfinale, das populärste Turnier nach den Grand Slams, an dem nur die besten acht Spieler der Welt teilnehmen konnten. Es wäre großartig gewesen, im Finale gegen Djokovic spielen zu können und auf den Sieg zu hoffen. Ich habe diese Chance verpasst. Es war sehr, sehr schwer. In der nächsten Nacht habe ich kaum geschlafen" erinnert sich Wawrinka schmerzlich an jene Niederlage. 

Wenige Tage später kam es bereits zu einem Wiedersehen mit Federer, als Wawrinka mit dem Schweizer Davis-Cup-Team an den Start ging. Groll hegte Wawrinka zu diesem Zeitpunkt aber keinen mehr - ganz im Gegenteil: "Roger kam zwei Tage später zu uns, weil er verletzt war. Als er ankam, sahen wir uns nur mit einem Lächeln an, das uns alles bedeutete. Das Kapitel war abgeschlossen."

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von Michael Rothschädl

Samstag
18.07.2020, 20:23 Uhr
zuletzt bearbeitet: 18.07.2020, 19:18 Uhr

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