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„Ich sehe keine Gefahr einer Niederlage“

Charly Steeb exklusiv im Interview über das Auftreten der deutschen Mannschaft im Davis Cup.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 17.09.2010, 21:03 Uhr

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tennisnet.com-Herausgeber Charly Steeb wertet exklusiv den ersten Tag des Davis Cup aus und macht einen Ausblick auf die bevorstehenden Aufgaben.

tennisnet.com: Herr Steeb, Philipp Kohlschreiber hat den Anfang gemacht. Die deutsche Nummer eins siegte in drei Sätzen. Er selbst empfand sein Spiel als „gut, aber unschön“. Wie war Ihr Eindruck?

Charly Steeb:Unschön würde ich nicht sagen. Er hat wie erwartet gepunktet und eine solide Leistung gebracht, aber er kann auf jeden Fall besser spielen. Meiner Meinung hätte er durchweg aggressiver agieren können, dann wäre das Ergebnis sicherlich deutlicher ausgefallen.

An welchen Stellen in seinem Spiel hätte Kohlschreiber denn genau zulegen können?

Er hat die ganze Zeit vor sich hin gespielt. Wenn es wichtig wurde, hat er angezogen. Richtig wäre gewesen, von der ersten bis zur letzten Sekunde Gas zu geben, weil es dann 6:2, 6:2, 6:2 ausgeht. Das ist sicherlich ein Faktor in seinem Spiel, den er verbessern muss.

Im zweiten Einzel des Tages setzte sich Florian Mayer in vier Sätzen gegen die südafrikanische Nummer eins Izak van der Merwe durch. Wie haben Sie ihn erlebt?

Florian war am Anfang sehr locker drauf. Hat mit einem Satz geführt, Break vor gehabt, war dann zehn Minuten nachlässig und hat plötzlich gemerkt, wie so ein Match drehen oder gar über fünf Sätze gehen kann und er am Ende noch als Verlierer da steht. Da ist einfach Vorsicht geboten. Speziell im Davis Cup baut sich da der Druck recht schnell auf. Umso mehr müssen die Spieler halt wissen, dass wenn einer am Boden liegt, man sofort nachsetzen muss, ansonsten kann so eine Partie wirklich noch kippen.

Hatten Sie im Verlauf dieser Partie zu einem bestimmten Moment das Gefühl, die Partie könnte wirklich kippen?

Das nicht, aber es ging in den Tiebreak des vierten Durchganges. Beim Satzausgleich geht es in den Fünften, und da kann dann alles passieren. Van der Merwe hat sehr gut serviert, da darf man sich beim eigenen Service keine Fehler leisten, sonst kann die Partie mit ein, zwei Fehlern sehr schnell gelaufen sein. Klar war Mayer der bessere Spieler, aber sein Gegner hatte sich im Spielverlauf weiter gesteigert, da gilt es einfach, sein Spiel konsequent durchzuspielen.

Philipp Kohlschreiber erzählte, dass er sich etwas wunderte, wie ruhig Patrik bei seinem Match an der Linie war. Bei Mayer wirkte er hingegen aktiver. Wie haben Sie es wahrgenommen?

Ich hab das jetzt nicht explizit beobachtet. Aber Patrik hat das Fingerspitzengefühl, dass er weiß, wann er einem Spieler wie etwas sagen muss. Gerade bei Mayer war deutlich, dass er die Unterstützung von Patrik gebraucht hat.

Morgen Samstag steht nun mit einer 2:0-Führung im Rücken das Doppel zwischen Andreas Beck und Christopher Kas gegen Jeff Coetzee und Wesley Moodie an. Wie bewerten Sie die Chancen des deutschen Duos?

Da sind die Südafrikaner Favorit, aber durchaus können wir trotzdem den dritten Punkt holen, das wäre dann aber schon eine Überraschung.

1962 gab es das vierte Aufeinandertreffen mit Südafrika im Davis Cup. Damals führte Deutschland ebenfalls nach den ersten beiden Einzelpartien mit 2:0, in der Folge unterlag man nicht nur im Doppel, sondern auch im Vergleich mit 2:3 - was letztlich auch der bislang letzte Erfolg der Südafrikaner gegen die Deutschen war. Wird es in diesem Jahr das Déjà-vu geben?

Das wollen wir nicht hoffen. Das glaube ich auch nicht, dass wir so was hier wieder erleben. Selbst wenn wir im Doppel unterliegen, sind wir in den beiden folgenden Einzelpartien erneut Favorit. Ich sehe somit keine Gefahr, dass der Vergleich insgesamt verloren geht.

Sollte man das Doppel tatsächlich verlieren, wann wird die Entscheidung trotzdem zu Gunsten des deutschen Teams fallen?

Ich gehe davon aus, dass unser Team spätestens nach dem Einzel von Philipp Kohlschreiber als Sieger vom Platz geht.

Interview: Gari Paubandt, Foto: GEPA pictures


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