Stefanos Tsitsipas - „Ich hatte nicht viele Freunde“

Wenn Stefanos Tsitsipas ins Philosophieren kommt, dann sollte man genauer hinhören. Wie etwa in der jüngsten Ausgabe des „Behind the Racket“-Podcasts.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 01.08.2020, 15:41 Uhr

Stefanos Tsitsipas Anfang 2020 in Rotterdam
© Getty Images
Stefanos Tsitsipas Anfang 2020 in Rotterdam

Die griechische Tennistradition ist keine lange. Im Grunde genommen beginnt diese mit dem Einstieg von Stefanos Tsitsipas ins professionelle Tennis im Jahr 2016. Seitdem hat der 21-Jährige fünf Titel auf der ATP-Tour gewonnen, den größten im vergangenen November bei den ATP Finals in London. Tsitsipas hinterlässt allerdings nicht nur sportlich seine Spuren - der Mann aus Athen zeichnet sich auch durch ein hohes Maß an Selbstkritik und -reflexion aus. In Pressekonferenzen nach seinen Matches wie der epischen Niederlage gegen Stan Wawrinka 2019 in Paris.

Oder in längeren Podcast-Formaten wie der jüngsten Ausgabe von „Behind the Racket“, in der Stefanos Tsitsipas auch über die hohe Erwartungshaltung in seiner Heimat sprach.

„Es hat Zeiten gegeben, in denen ich nicht erfolgreich war. Ich habe begonnen, Futures zu spielen, und an mir gezweifelt. Ich war mir nicht sicher, ob ich gut genug war, professionelles Tennis zu spielen. Mein Heimatland ist durch eine harte Zeit gegangen.Griechenland war an der Kippe zum Bankrott. Die ganze Bevölkerung hat gelitten. Die Geschwister meines Vaters waren arbeitslos und konnten nicht für ihre Familien sorgen. Die Leute haben auf mich geschaut, als ob ich das Land regieren würde, und gedacht, ich wäre Teil des Problems.“

Tsitsipas in der Tradition großer Philosophen

„Ich habe mich isoliert gefühlt“, so Tsitsipas weiter. „Ich war nicht zuhause, um zu sehen, was los ist, weil ich gereist bin. Ich brauchte Unterstützung. Mein Mentalcoach hat mir seine Weisheit weitergegeben und mich inspiriert. Dann habe ich mir gesagt: `Du hast Dein ganzes Leben dem Tennis gewidmet, Du kannst nicht einfach aufgeben. Du musst weitermachen.´ Ich spiele Tennis um zu beweisen, dass mein Heimatland eine großartige Geschichte hat und erfolgreich sein kann. Tennis ist ein sehr introvertierter Sport, und wir müssen alles alleine regeln. Wir haben ein Team, das uns um die ganze Welt begleitet, aber ich habe zahllose schlaflose Nächte alleine verbracht. Die ganzen Reisen und Wettkämpfe verursachen eine Menge Stress, und ich wurde sehr einsam.“

„Ich war ein introvertiertes Kind und habe nicht viele Freunde gehabt. Als ich auf der Tour begonnen habe, dachte ich, dass ich neue Freunde finden würde. Aber das Gegenteil war der Fall. Die meisten Spieler möchten sich nicht öffnen. Mir kommt es vor, dass Spieler untereinander keine Freunde werden wollen, weil sie denken, dass ihnen jemand ein Geheimnis stiehlt, mit dem man sie dann schlagen kann. Wahrscheinlich gehen sie die ganze Sache einfach zu ernst an. Freunde würden das Reisen jedenfalls viel weniger einsam machen.“

Dass in ihm ein Philosoph schlummert, hat Stefanos Tsitsipas natürlich längst erkannt. „Ich bin philosophisch veranlagt, ich komme aus einem Land mit einer Geschichte voller Philosophen. Ich weiß nicht, ob ich in einem früheren Leben Pythagoras oder Socrates war, aber ich könnte mit beiden gut leben.“

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Samstag
01.08.2020, 17:55 Uhr
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