„Sie hat nicht ein Wort zu mir gesagt“

Die US-Amerikanerin kritisiert in einem Interview das Verhalten der Weltranglisten-Ersten.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 06.05.2013, 09:10 Uhr

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Bei den diesjährigen Australian Open erreichte Sloane Stephens überraschend das Halbfinale. Im Viertelfinale warf sie die große Turnierfavoritin Serena Williams mit 3:6, 7:5, 6:4 aus dem Wettbewerb. Die 20-jährige US-Amerikanerin wird nicht nur seit ihrem starken Auftritt in Melbourne als mögliche Nachfolgerin von Williams gehandelt und als Anführerin der neuen Generation im Damentennis in den USA angesehen.

Nach ihrem Überraschungscoup war in den Medien viel über eine enge und freundschaftliche Beziehung zwischen Stephens und Williams zu lesen gewesen – dass Williams eine Art Mentorin für die elf Jahre jüngere Stephens gewesen war und immer noch ist. Mit diesem Mythos hat die 20-Jährige in einem Interview mit „ESPN The Magazine“ aufgeräumt. Stephens attackierte die Weltranglisten-Erste scharf, vor allem deren Verhalten nach dem Aus bei den Australian Open.

Williams folgt Stephens nicht mehr auf Twitter

„Sie hat nicht ein Wort zu mir gesagt, nicht mit mir gesprochen, nicht ‚Hallo’ gesagt, nicht in meine Richtung geguckt, war nicht im selben Raum mit mir, seitdem wir in Australien gegeneinander gespielt haben. Und das sollte allen etwas sagen, wie es dazu gekommen ist, dass sie all die netten Dinge über mich gesagt hat bis hin dazu, dass sie mir nicht mehr bei Twitter folgt. Ernsthaft! Die Leute sollen es wissen. Sie denken, dass sie so freundlich ist, dass sie dies und das ist. Nein, das ist nicht die Realität! Man hört nicht damit auf, jemandem bei Twitter zu folgen, man löscht ihn nicht von seinem BlackBerry Messenger. Für was? Warum?“

Stephens äußert sich auch zu Williams’ mysteriösem Tweet direkt im Anschluss an die Niederlage bei den Australian Open. „Ich habe dich gemacht (I made you)“, twitterte Williams nach ihrer Niederlage. „Ich dachte mir: ’Denkst du wirklich nicht, dass ich weiß, dass das über mich ist?’“. Dabei waren die beiden Williams-Schwestern in der Kindheit die großen Idole von Stephens. Dies ist aber längst nicht mehr der Fall. „Ich habe immer gesagt, dass Kim Clijsters meine Lieblingsspielerin ist, deshalb ist das etwas seltsam“, erklärte die 20-Jährige und wies die viel zitierte Begeisterung für die Williams-Schwestern zurück.

Vergebliches Warten auf ein Autogramm

Dass es so weit gekommen ist, hängt auch mit einem Erlebnis zusammen, dass Stephens als Zwölfjährige während eines Fed-Cup-Matches in Delray Beach hatte. „Ich habe den ganzen Tag auf ein Autogramm gewartet. Sie sind dreimal vorbei gekommen und haben nie Poster signiert. Ich hatte das Poster eine Zeit lang in meinem Raum hängen. Ich war niedergeschlagen, weil sie es nicht signiert haben. Danach war es zu Ende für mich mit dem Fan-Sein. Ich habe eine neue Spielerin (Anmerkung: Kim Clijsters) gefunden, weil ich beide nicht mehr mochte.“

Stephens redete sich in Rage und erklärte, dass Williams nie eine Mentorin für sie gewesen sei. „Die ersten 16 Jahre in meinem Leben hat sie ein Wort zu mir gesagt und war nie involviert in mein Tennis. Ich glaube nicht wirklich, dass es solch eine große Sache ist, dass sie derzeit nicht involviert ist. Wenn du Mentor von jemandem bist, bedeutet das, dass du mit ihr sprichst, bedeutet das, dass du ihr hilfst, bedeutet das, dass du über ihr Leben Bescheid weißt, bedeutet das, dass du dich um sie kümmerst. Sind derzeit einige dieser Dinge wahr? Nein, also deshalb...“

"Sie ist so süß. Ich liebe sie"

Williams hatte jedoch nie erklärt, dass sie Stephens dauerhaft unterstützt habe, obwohl sie einige Male danach gefragt wurde. „Es ist schwer, ein Mentor zu sein, wenn man selbst immer noch im Wettbewerb ist“, erklärte Williams vor ihrer Viertelfinal-Niederlage bei den Australian Open. Zwei Wochen zuvor trafen die beiden US-Amerikanerinnen in Brisbane aufeinander, wo sich Williams mit 6:4, 6:3 durchsetzen konnte.

„Sie ist so süß. Ich liebe sie. Sie hatte offensichtlich einen großen Einfluss in meiner Tenniskarriere. Ich dachte mir immer: ’Oh, mein Gott. Ich liebe sie bis zum Tod.’ Sie ist fantastisch. Nun ist sie eine gegenwärtige Person für mich. Sie ist nicht mehr wie eine Heldin. Sie ist einfach eine Freundin“, hatte sich Stephens in Brisbane über Williams geäußert.

Gemeinsam im Fed Cup

Das Interview für „ESPN The Magazine“ wurde bereits Ende März geführt. Ein paar Wochen später spielten Stephens und Williams Fed Cup für die USA und schafften den Aufstieg in die Weltgruppe I – ausgerechnet in Delray Beach, wo Stephens acht Jahre zuvor kein Autogramm bekommen hatte. Williams hat sich zu den Attacken von Stephens noch nicht geäußert.

Für Stephens war das Erreichen des Halbfinals bei den Australian Open noch kein großer Push. Zwar steht die 20-Jährige derzeit auf Platz 17 in der Weltrangliste, aber seit ihrem Erfolgslauf in Melbourne hat sie nur noch zwei Spiele gewonnen und sieben Niederlagen kassiert. In Madrid schied Stephens zum vierten Mal in diesem Jahr in der ersten Runde aus.(Text: cab; Foto: Jürgen Hasenkopf)

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Montag
06.05.2013, 09:10 Uhr