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Super-Sonntag mit kleinem Schönheitsfehler

Was war das für ein phantastischer Tennistag, dieser erste Juni 2025 und der Turnier-Sonntag der 34....

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 02.06.2025, 15:18 Uhr

Was war das für ein phantastischer Tennistag, dieser erste Juni 2025 und der Turnier-Sonntag der 34. Auflage der HTT French Open im Union Tenniscenter La Ville. Nach wochenlanger Dauerkrise, schwach besetzten Turnier-Tableaus, ausbleibenden Topstars und generell merkbar fehlendem Interesse, brannten Jaros & Co am vierten Spieltag des Sandplatz-Klassiker am Altmannsdorfer Ast ein brillant leuchtendes Tennis-Feuerwerk an großartigen Matches ab. Die Tennis-Party auf der roten Asche des UTC La Ville hatte am Ende nur einen Schönheitsfehler. Ein Burgenländer avancierte zum Party-Crasher, warf Serbiens vierfachen HTT Wimbledonsieger Vladimir Vukicevic bei dessen Coemback aus dem Turnier, und verhinderte damit das allseits so sehr erhoffte viertelfinale Giganten-Duell in seiner 25. Ausgabe zwischen den internationalen HTT Großmeistern Vladimir Vukicevic und Damian Roman. Ein Bericht von C.L

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Wenn Topstars der HTT-Szene auf die hinteren Courts ausweichen müssen

Die Hobby Tennis Tour ist – zumindest für einen Tag einmal – aus der Krise getreten. Prachtvolles Wetter, ein bei Spielern und Zuschauern wahrnehmbares Knistern angesichts eines vollen Entertainments-Programms am Centercourt, vorallem aber eine beinahe unüberschaubare Menge an hochklassigen Zweitrunden-Matches und Achtelfinal-Partien, die man auf den beiden Show-Courts “Lance Lumsden” & “Raimund Stefanits” organisatorisch gar nicht unterbringen konnte. Die Qualität der Paarungen, und die Vielzahl an Duellen höchst erfolgreicher und aktuell großartig performender Spieler, hatte zur Folge, dass absolute Kapazunder der Szene, auf den hinteren Plätzen der Tennisanlage in der Kirchfeldgasse ihr sportliches Dasein fristeten. Einige Beispiele gefällig? Der amtierende HTT Wimbledonsieger und hochbegabte Tennis-Künstler aus Bella Italia Luca Vanella, musste sich auf Court Nr. 4 gegen den kroatischen Debütanten Bruno Novakovic mit einem Kraftakt ins Achtelfinale zaubern. Noch bitterer für die angereisten Besucher war die notwendig gewordene Ansetzung der Begegnung Rene Gräflinger gegen Alexander Rieger auf dem gottverlassenen 5er-Court. Ok, der 2fache HTT US Open Gewinner aus Kärnten, und der HTT Erste Bank Open 500 Champ von 2023 sind nicht gerade das was man Spieler in aktueller Hochform nennen würde, für tolles Tennis und großartige Erfolge in der Vergangenheit stehen die beiden HTT-Asse aber allemal.

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Rübenbauer schlägt den Rasenkönig und sprengt das viertelfinale Giganten-Duell zwischen Damian Roman und Vladimir Vukicevic

Im Nachgang vielleicht besonders bitter war aber der am Ende zum Marathon ausgeartete Auftritt von Comeback-Star Vladimir Vukicevic, der bei seinem sechsten HTT French-Open-Achtelfinal-Antreten gegen den amtierenden Mai Masters Series 1000 Gewinner Marcel Rübenbauer auf den zusehertechnisch unbeliebten Court Nr. 3 ausweichen musste. Damit entging vielen Besuchern ein letztlich heroisch verlaufendes und 3:16 Stunden Spielzeit dauerndes Match bei Temperaturen knapp an die 30 Grad, das Alles zu bieten hatte, außer dem richtigen Sieger. Denn beim abendlichen Rückblick auf einen gigantisch anmutenden Tennistag, der einmal mehr das riesige Potential der HTT offenbarte, war in der allgemeinen Jubelstimmung eben auch der eine kleine Wermutstropfen zu vernehmen. Nach fast 200 absolvierten Minuten in der prallen Juni-Sonne hatte Marcel Rübenbauer seine aktuell großartige Form mit einem 7:6, 2:6, 6:2 Erfolg unter Beweis gestellt, war aber auch gleichzeitig in die Rolle des Party-Crashers geschlüpft. Avancierte der 30jährige aus Neustift an der Lafnitz vor drei Wochen noch zum umjubeltesten Burgenländer der Szene, der als erster burgenländischer HTT Masters 1000 Champoion historisches vollbracht hatte, war er am Sonntag Abend auf der Heimfahrt in den südlichen Teil des Landes der Burgen längst zum Buhmann geworden. Freilich nicht, weil er einer von der unsympathischen Sorte an Zeitgenossen wäre, sonder rein sportlich betrachtet, weil er das allseits herbeigesehnte Revival der HTT Giganten Damian Roman und Vladimir Vukicevic im Viertelfinale gesprengt hatte. Einmal noch, zum bereits fünfundzwanzigsten und vielleicht letzten Mal auf Grand Slam Ebenne den HTT-Klassiker schlechthin zu sehen, dieses für Montag angedachte Center-Court-Highlight ließ der “Rübe” einfach platzen.

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Damian Roman mit HTT Grand Slam Match Nr. 140 – nur mehr Martin Kova mit 157 Spielen liegt in der Bestenliste vor ihm

Vukicevic selbst, der diesen, seinen 343. Matchsieg unbedingt wollte, zeigte sich nach verlorener Schlacht gegen Rübenbauer enttäuscht. “Mein Fehler war, dass ich mich schon seit der Auslosung mit dem möglichen Viertelfinale gegen Damian Roman beschäftigt habe”, so der 43jährige in einem ehrlich wirkenden Kommentar. Angesprochener Damian Roman hat am Sonntag Abend hingegen seinen Teil für dieses viertelfinale Giganten-Duell geleistet, wenngleich auch in zwei Etappen. Gegen den ehemalig Besten der HTT-Charts, den Kärntner Routinier Lukas Planteu, ließ sich der HTT Branchen-Primus trotz einer rund einstündigen Regenunterbrechung nicht aus der Ruhe bringen, und siegte am Ende mit 6:3, 6:2 in einem statistisch betrachtet ganz besonderen Match. Für den Frontman des TC Strebersdorf war es sein 550. HTT Karriere-Single, und das 140. Grand-Slam-Match. Nur mehr der 4fache HTT French Open Champion Martin Kova liegt mit 157 absolvierten HTT Grand-Slam-Partien vor dem rumänischen HTT Superstar. Ähnlich souverän wie die Nummer 1 der heurigen HTT French Open Setzliste spielten sich auch Titelverteidiger Dominik Jaros und der 2fache HTT Finals-Gewinner Rene Gräflinger unter die letzten Acht. Jaros wehrte am Centercourt den jugendlichen Angriff von April HTT 500 Sieger Mateo Wagner ab, und ist nach seinem 6:3, 6:3 Erfolg nun bereits seit sieben Spielen bei den HTT FO ungeschlagen. Still und heimlich hat sich am gestrigen Sonntag auch Rene Gräflinger in sein drittes HTT French Open Viertelfinale geschlichen. Und das gegen eigentlich richtig starke Gegner, wie den jungen Serben Teo Katic und die “Fünf” des Turniers Alex Rieger.

Jovanovic und Leitgeb mit dem besten Match des Tages, und der HTT Australian Open Sieger scheitert sang-, und klanglos im Achtelfinale

Die Musik am vierten Spieltag, die spielte aber nicht nur am Centercourt aus der brandneuen Party-Box des UTC La Ville, sondern sportlich gesehen auf den beiden Show-Courts am ehemaligen Dr. Karl Waltl Weg. Das beste Match des Tages, da waren sich alle “Experten und solche die sich dafür halten” einig, war die Zweitrunden-Partie zwischen Power-Server Alex Leitgeb und dem 2fachen Saisonsieger Vuk Jovanovic aus Serbien. Drei Sätze lang schenkten sich die beiden Teenager nichts, und begeisterten mit atemberaubenden schnellem Grundlinien-Tennis die Besucher vor Ort. Beeindruckend war vorallem, dass sich Leitgeb und Jovanovic mit einem konstant hohen Level bekämpften. Lange Zeit sah der HTT French Open Semifinalist von 2023 Alex Leitgeb wie der sichere Sieger aus. Der 18jährige vom TC Alt Erlaa prügelte die Luft aus den kleinen gelben Filzkugeln, und seinen Gegner mit 6:1 vom Platz. Die bessere Ausdauer und das bessere Ende hatte aber Jovanovic für sich, der bei seinem HTT French Open Debüt damit auf Anhieb das Viertelfinale erreichte. Tja und mit großer Spannung war es erwartet worden, und mit noch größerer Enttäuschung ist es zu Ende gegangen, das Top-Duell am Centercourt zwischen Titelmitfavorit Julian Jelinek und HTT Australien Open Champion Theo Strobl. Nach einer müden Dreiviertelstunde entschloss sich Strobl bei seinem ersten Antreten seit dem großen Triumph im Jänner, bei 1:6, 0:3 vom Platz zu gehen. Sehr zur Enttäuschung des Publikums, und nach Anfrage wohl vorsichtshalber aufgrund einer störenden Bauchmuskel-Verletzung, mit der sich Strobl nach sieben gewonnenen HTT Grand Slam Matches in Serie erstmals wieder geschlagen geben musste.

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von Claus Lippert

Montag
02.06.2025, 14:20 Uhr
zuletzt bearbeitet: 02.06.2025, 15:18 Uhr