Tag 5, voller Emotionen, samt Rekord & Wash-Out
Tag 5 bei den HTT French Open, das ist traditionell jener Tag, an dem beim wichtigsten Sandplatz-Tur...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
03.06.2025, 16:18 Uhr
Tag 5 bei den HTT French Open, das ist traditionell jener Tag, an dem beim wichtigsten Sandplatz-Turnier der Hobby Tennis Tour die Viertelfinal-Begegnungen über die Bühne gehen. Seit einigen Jahren kann der HTT FO-Montag aber noch mit einer weiteren Tradition aufwarten. Mit schöner Regelmäßigkeit mischt bei der Viertelfinal-Entscheidung auch der Wettergott mit. Diesmal unterbrach das kühle Nass von Oben knapp nach 19 Uhr einen schwülen und sportlich hitzig abgelaufenen Nachmittag im UTC La Ville. Und so endete Tag 5 mit einem Wash Out ohne brauchbare Resultate, dafür allerdings mit vielen Emotionen und einem neuen HTT-Rekord. Ein Bericht von C.L
Giftküche beim Match Jelinek vs. Bigic schnell am Dampfen
Es begann alles sonnig und in eitler Wonne. Zum Start des gestrigen Viertelfinaltages bei der 34. Auflage der HTT French Open am Altmannsdorfer Ast hatte man das Gefühl, der tags zuvor so viel Freude machende Super-Sunday wäre in eine Verlängerung gegangen. Doch der Schein, er trügte! Längst waren am Liesinger Himmel dunkle Regenwolken im Anzug, und auch die Atmosphäre am Centercourt beim ersten Viertelfinal-Duell zwischen dem 2fachen HTT Masters 1000 Champion Julian Jelinek und dem serbischen Shootingstar Uros Bigic war schon nach wenigen Ballwechseln ernsthaft vergiftet. Damit starten wir mit den Emotionen und Entgleisungen, die sich ein Teil der HTT-Stars am Montag Abend geleistet haben. Dazu können wir wohl einmal die wenig spektakuläre Einschätzung vornehmen, dass Jelinek und Bigic in diesem Leben keine best friends mehr werden. Schon nach wenigen Minuten eines letztlich historischen ersten Satzes – dazu später mehr – war die Giftküche auf Lance Lumsden am Dampfen. Auslöser einer hitzig geführten Partie war wohl der am Centercourt laufende Abnützungskampf, den sich die beiden Teenager lieferten. Physisch an ihren Grenzen, von Emotionen geleitet, war den Youngsters das so wichtige Duell um einen Platz im Semifinale irgendwann im ersten Satz mental entglitten. Einen sportlich intensiven Schlagabtausch mit allen erlaubten und auch grenzwertigen Scharmützeln zu führen, ist die eine Sache. Sich dezent im Ton zu vergreifen aber eine ganz andere. Die verbal übers Netz gefeuerten Nettigkeiten des Julian J in Richtung seines Gegners., wollen wir hier an dieser Stelle nicht näher ausführen. Fakt ist aber, solche Szenen haben auf einem Tennisplatz nichts verloren, und werden im Wiederholungsfall wohl nicht ohne Konsequenzen bleiben.
1:55 Stunden – Jelinek & Bigic stellen Rekord für den längst gespielten Satz der HTT Geschichte auf
Sportlich war der Marathon zwischen Jelinek und Bigic ein faszinierender. Viel Taktik, viel Physis, aber nicht unbedingt der Augenschmaus für Tennis-Ästhetiker. Das Teenie-Treffen im Viertelfinale der HTT FO und da speziell der erste Satz hatten aber abseits der “dirty moments” wirklich Spezielles zu bieten. “Best Buddies” werden Bigic und Jelinek wie erwähnt zwar nicht mehr, und dennoch teilen die beiden seit dem frühen Abend des 2. Juni 2025 einen gemeinsamen HTT-Rekord. Um exakt 18:14 Uhr hatte Jelinek im Tiebreak den ersten Satz für sich entschieden, vorallem aber gemeinsam mit seinem Kontrahenten auf der anderen Seite des Netzes den Rekord für den längsten Satz der HTT Geschichte seit 1990 aufgestellt. Mit einer Spielzeit von fast zwei Stunden, genau genommen nach 1:55 Stunden, war die neue Bestmarke fixiert. Jelinek mit geschwollenem Knie und unrund wirkendem Gang, stellte dann im zweiten Satz bei 0:3 ab, ließ sich mit 0:6 “vorführen”, um zu Beginn des dritten Durchgangs wieder voll zurück im Kampf um das angepeilte Semifinal-Ticket zu sein. Gespielt sind 2:47 Stunden, und damit fehlt noch ein ganzes Eck auf den Rekord für das längste Dreisatz-Match der HTT-Geschichte, mit dem sich die Herren Stefan Pöchhacker und Martin Kalkhofer am 19. Mai 2017 in 4:08 Stunden in die Rekordbücher der HTT katapultiert hatten.
Vuk Jovanovic steht nach 4:6, 0:3 Rückstand vor dem Einzug ins Semifinale der HTT French Open, Vanella mit skandalösem Abgang
Auch im zweiten – letztlich durch Regen unterbrochenen – Viertelfinale zwischen dem an Nr. 2 gesetzten Italiener Luca Vanella und Serbiens Vuk Jovanovic gibt es noch keinen Sieger, dafür aber über reichlich Emotion zu berichten. Das Duell zwischen zwei Hochbegabten und zwei Freigeistern mit eigenem Blickwinkel und eigener Auffassung was Tennis angeht, war das totale Kontrast-Programm zum Centercourt. Wurde auf Lance Lumsden “Tennis gearbeitet”, zelebrierten auf “Raimund Stefanits die beiden Künstler feinstes Tennis. HTT Wimbledonsieger Luca Vanella glänzte mit dem besseren Start, gewann Satz 1 mit 6:4, und schien mit einer 3:0 Führung und einer Break-Chance zum 4:0 auf bestem Wege, bei den HTT French Open erstmals das Semifinale zu erreichen. Damit wäre Italiens Bester bei allen vier HTT Majors zumindest einmal im Halbfinale gestanden. Doch nach Abbruch des Matches drei Minuten vor 19 Uhr, scheint das Ticket für die Top 4 des Sandplatz-Klassikers im UTC La Ville in weiter Ferne. Was war passiert? Vanella verlor bei 6:4, 3:0 den Fokus, wähnte sich bereits als Sieger, und fand sich gegen den unermüdlichen Kämpfer plötzlich in einem dritten Satz, und in einem schlechten Film. Denn es begann nämlich zu regnen, ein Horrorszenario für den 22jährigen, der sich bei ähnlichen Bedingungen in der Vergangenheit schon drei Bänderrisse zugezogen hatte. So schaltete der Ranglisten-Dritte aus Italien seine Risikobereitschaft betreffend, mehrere Gänge zurück. Ein fataler Fehler, den Jovanovic bei seiner Klasse gnadenlos nützte. Vanellas Antwort war eine Schimpftriade, ein weggeschleudertes Racket, ein Kung Fu Tritt in die Anzeigetafel und ein saftiges Warning von der Turnierleitung.
Jelinek & Vanella einsichtig und mit glaubwürdiger Entschuldigung
Übrigens: Zur Ehrenrettung des eigentlich hoch sympathischen Duos, das sich abseits des Platzes größter Beliebtheit bei den Kollegen erfreut und beim HTT-Veranstalter hohes Ansehen genießt, am Montag Abend aber an der Rolle eines Tennis-Rüpels Gefallen fand, sei abschließend noch erwähnt. Beide Spieler, Opfer ihrer Emotionen, haben ihre Ausraster eingeordnet, und sich dafür entschuldigt. Ein Zeichen von Größe, denn Jelinek und auch Vanella haben wohl ganz sicher realisiert, dass sie mit ihrem Verhalten wie am Montag, kaum ihrer Vorbildwirkung für 10jährige im Publikum sitzende Kids nachgekommen sind.
