Theo Strobl komplettiert Semifinale beim HTT Saisonfinale
Jungstar Theo Strobl hat sich am Donnerstag Abend als letzter Spieler für die Vorschlussrunde beim a...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
28.11.2025, 13:18 Uhr
Jungstar Theo Strobl hat sich am Donnerstag Abend als letzter Spieler für die Vorschlussrunde beim aktuell im UTC La Ville stattfindenden HTT Saisonfinal-Turnier qualifiziert, und damit das jüngste Halbfinale der HTT Finals-Historie komplett gemacht. Der 17jährige vom TC Blau Weiss gewann das entscheidende Duell der roten Gruppe gegen den 2fachen HTT US Open Champion Rene Gräflinger im bislang längsten Match des Turniers in 2:25 Stunden Spielzeit mit 2:6, 7:6, 6:3, und hatte nach einer insgesamt enttäuschenden, teilweise irre verlaufenden und mit einem unschönen Finish endenden Partie mit 102 zu 101 gerade einmal einen Punkt mehr gemacht. Für das schwache Generationen-Duell wurden die Zuschauer in der Halle dann spät nachts in der rein serbischen Night Session zwischen Vuk Jovanovic und Teo Katic entschädigt. Ein flottes, abwechslungsreiches und von großartigen Ballwechseln geprägtes letztes Match der HTT Finals-Vorrunde 2025 ging schließlich an HTT Erste Bank Open Sieger Vuk Jovanovic, der nach Abwehr eines Matchballes im zweiten Satz mit 3:6, 7:6 und 6:2 siegreich blieb. Ein Bericht von C.L
Gräflinger und Strobl mit Match aus der Gefriertruhe
19 Aufschlagverluste, davon gleich deren 10 allein im entscheidenden dritten Satz, dazu 119 im Duett produzierte Eigenfehler, legen klares Zeugnis für ein mehr als enttäuschend verlaufendes Finals-Vorrunden-Match zwischen Rene Gräflinger und Theo Strobl ab. Wenn im dritten Satz, Strobls abermals notwendiges Einfädeln von Schuhbändern schon das Highlight darstellt, dann kann man erahnen, mit welcher Tristesse die beiden HTT Grand Slam Sieger durch diesen Abend am Centercourt führten. Strobl erwischte einen Blitzstart, führte mit dem ersten Break rasch 2:0, um dann für den Rest des ersten Satzes komplett abzutauchen. Im zweiten Satz bekam die handvoll an Besuchern in der leeren Halle dann den Tiefpunkt dieses eigentlich im Vorfeld für spannend befundenen Duells präsentiert. Wie schon im ersten Durchgang führte Strobl wieder rasch mit 2:0, musste neuerlich das 2:2 hinnehmen, bevor das Spiel diesmal auf seine Seite kippte. Allerdings nur ergebnistechnisch, denn spielerisch war das Gebotene von beiden Seiten ein planke Nullnummer. Die Performance der Spieler in der leeren und stimmungslosen Halle hatte was von einem Match aus der Gefriertruhe. Dementsprechend harte Kost hatte man als Beobachter dieser von Fehlerorgien geprägten Partie zu verdauen. Gräflinger hatte mit zwei fetten Blasen am daher eigentlich nicht belastbaren rechten Fuß zu kämpfen, während Strobl ohnehin seinen üblichen Kampf mit sich selbst zu führen hatte. Ach ja! Ein Resultat gab es auch im zweiten Satz. Strobl sorgte mit einem 6:3 für eine Verlängerung, die wahrscheinlich außer ihm und seiner im Publikum sitzenden Mama niemand herbeisehnte.
Schwaches Generationen-Duell endet unschön
15 Minuten waren dann im alles entscheidenden dritten Satz mit weiter sinkendem Gesamt-Niveau gespielt, Strobl hatte bereits ein Doppel-Break zum 3:0 auf seiner Habenseite und klaren Kurs Richtung Semifinale eingeschlagen, als die Partie nochmals eine Wende nahm. Kaum jemand in der Halle dachte, dass dieser dritte Satz mit dem bis hierhin einzigen Höhepunkt des Schuhbandwechsels von Strobl, noch 52 Minuten dauern würde. Weil Gräflinger nach der spielerischen Bankrott-Erklärung im zweiten Satz plötzlich wieder den Ball am Schläger spürte, entwickelte sich ein dramatischer Schlußakt mit zwei richtig schwachen Aufschlägern. Ein Blick auf die Service-Quoten der beiden HTT Top Ten Stars macht sicher. Immerhin hatte die Break-Orgie am Centercourt zur Folge, dass man spannungstechisch ein versönliches Ende zu sehen bekam. Ein Ende allerdings auch mit einem unschönen Knall. Was war passiert? Bei 5:5 gab Strobl sehr zum Ärger seines Gegners und auch der Zuschauer in der Halle einen Vorhandball Gräflingers Out. Als der 17jährige dann im Tie-Break bei Matchball erneut den Outcall tätigte, aber unsicher zum Gespräch mit seinem Gegner bereit war, hatte sein Kärntner Gegner aber gar kein Verlangen mehr, sich mit dem Youngster auseinander zu setzen. “Lassen wir es, ich habe keine Lust mehr mit dir”, quittierte der 2fache HTT Finals-Champion die streitbare Situation. “Wenn ein voll trainierender 17jähriger einen 40jährigen Hobbyspieler nur mit Schummeln besiegen kann, dann soll er den Sieg haben”, polterte Gräflinger beim Abgang. Theo Strobl war sich indes keiner Schuld bewusst, und zeigte auch kein Verständnis für seinen Gegner. “Das ist Teil des Spieles. Das man in engen Situationen einen Ball verschlagen kann, damit muss man rechnen”, so der 17jährige, der wohl nur mit dem Ergebnis zufrieden sein konnte.
Jovanovic und Katic liefern unfassbare Show am Centercourt ab
Eine Stunde später war wieder Ruhe im UTC La Ville eingekehrt, und die längst wieder mit Leben erfüllte Halle Nr. 5 voller Harmonie. Mehr noch, denn das serbische Bruder-Duell zwischen Vuk Jovanovic und Teo Katic, das eigentlich in Sachen Halbfinale völllig bedeutungslos war, entwickelte sich zu einem phantastischen Tennisspiel und zum einem Paradebeispiel, was Fairness und Sportsgeist angeht. Vorweg, die Herren Jovanovic und Katic haben am Donnerstag spät nachts massigst an Sympathien und Anerkennung gewonnen. Man möge sich folgende Situation vorstellen. Beide haben keine 20 Stunden später ein entscheidendes Doppel-Semifinale vor der Brust, Jovanovic sogar einen Doppelpack mit seiner Halbfinal-Partie mit Luca Vanella. Es ist schon 23 Uhr, als die beiden serbischen Jungstars die Bühne “Centercourt” unter dem tosenden Beifall der serbischen Fans betreten. Man hatte mit vielen Szenarien gerechnet. Wird einer der beiden nach einigen Ballwechseln das Handtuch werfen, wird man sich nach einem gespielten Satz auf ein Ergebnis einigen, oder wird man dieses letzte HTT Finals-Vorrunden-Match gar zu einem Showkampf verunglimpfen? Die Sorgen und Ängste, sie waren völlig unbegründet. Ja es gab eine Show am Centercourt zu sehen, aber eine über drei hochklassige Sätze mit einem Feuerwerk an brillanten Ballwechseln und unfassbar genialen Schlägen. Das lag vorallem an Teo Katic, der ohne Übertreibung das Match seines Lebens spielte, und mit einer galaktischen Darbietung dem Titelfavoriten das Leben schwer machte.
Katic mit Matchball gegen Jovanovic im besten Match seines Lebens
Mit 18:3 Winnern hatte Katic seinen renommierten Landsmann in 32 Minuten eine kaum für möglich gehaltene Lektion erteilt, und sich mit 6:3 die 1:0 Satzführung gesichert. Wer jetzt dachte, Jovanovic würde den “Hut drauf hauen”, sich für den anstehenden Halbfinaltag schonen, und gar die Partie aufgeben, der irrte gewaltig. Statt Frust hatte Jovanovic Freude am Spiel, und puren Spaß an den gewaltigen Schlägen seines Gegners. Und der 20jährige nahm die Herausforderung an, begann plötzlich seinerseits mit der Winner-Produktion, und lieferte gemeinsam mit Katic eine hochklassige Night Session ab. Vielleicht wäre das Ende ein bißchen kitschig gewesen, wenn Katic im Tie-Break seinen Matchball verwandelt, und den Abend aus seinerr Sicht veredelt hätte. Doch ein Volley des 18jährigen landete im Out, und so hatte Jovanovic Augenblicke später mit gewonnenem Tie-Break die erste Niederlage bei den HTT Finals verhindert. Im dritten Satz kippte dann das Spiel klar in Richtung des Favoriten, auch weil Katic sich zwei Sätze lang mental und körperlich an oder sogar über seinen Grenzen befand. Das tat aber dem Hammer-Match und der Wahnsinns-Stimmung keinen Abbruch mehr. DJ Marcus hatte mit dem niederländischen Party-Hit “links rechts” die Halle zum Kochen gebracht, und die beiden jungen Serben abgefeiert. “Mein größter Respekt an den Teo. Er wird von den Topspielern der HTT oft unterschätzt. Heute hat er geziegt, wozu er fähig ist. Ich bin begeistert und ziehe meinen Hut vor seiner heutigen Leistung”, lobte Jovanovic, der dann noch ergänzte. “Ja, wir haben im Vorfeld kurz über mögliche Szenarien gesprochen, wie wir mit diesem Match umgehen werden, und da war auch kurz die Aufgabe nach ein paar Games ein Thema. Aber ehrlich: Bei so einem tollen Turnier, hier ist alles so großartig aufgebaut, muss man einfach gerne spielen, und so haben wir dann ein tolles Match abgeliefert”. Pure Freude trotz riesiger Müdigkeit herrschte auch bei Teo Katic. “Das war das beste Tennis meines Lebens. Natürlich ärgert mich der vergebene Matchball, aber nur weil wir dann alle schon seit einer Stunde daheim wären. Die Niederlage stört mich gar nicht. Ich dachte der Vuk wird mich hier in alle Einzelteile zerlegen, und dann konnte ich ihm so ein tolles Match abringen”, zeigte sich Katic berechtigter Weise mega stolz.
