Turin und die ATP Finals - eine feine Verbindung

Die zweite Auflage der ATP Finals in Turin zeigt: Die Entscheidung der ATP, das Turnier bis 2025 in die Olympiastadt von 2006 zu vergeben, war eine gute.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 20.11.2022, 08:38 Uhr

Die Fanzone vor dem Pala Alpitour
© privat/tennisnet
Die Fanzone vor dem Pala Alpitour

Von Jens Huiber aus Turin

Die Bildergalerie, die die ATP im Herzen Turins aufgestellt hat, kommt für den Spaziergänger unvermittelt. Und entwickelt vielleicht gerade deshalb seine Wirkung. 25 Rahmen haben die Veranstalter der ATP Finals da mitten in die Fußgängerzone gepflanzt, allesamt beidseitig bespielt, schließlich gilt es 50 Jahre ATP zu feiern.Über die thematische Gewichtung ließe sich trefflich streiten, die interessierten Passanten sehen jedenfalls ziemlich viel Novak Djokovic, Roger Federer und John McEnroe, ein bisschen weniger Rafael Nadal und in Einzelbeiträgen auch Arthur Ashe, Stefan Edberg oder Boris Becker. Schön gemacht ist das, weil zwar unübersehbar, aber eben auch unaufdringlich.

Im Herzen Turins: Die ATP präsentiert ihre Geschichte
© privat/tennisnet
Im Herzen Turins: Die ATP präsentiert ihre Geschichte

Zu eruieren, ob Turin in dieser Woche im Tennisfieber ist, fällt schwer. Dazu müssten ja Vergleiche mit anderen Wochen des Jahres herhalten, wenn die besten Tennisprofis der Welt nicht im Pala Alpitour Station machen. Was sich aber vergleichen lässt: Das Publikum, das sich in Turin die Matches gibt, mutet doch um einiges jünger an als jenes, das man über viele Jahre in der im wahrsten Sinne des Wortes unvergleichlichen O2 Arena in London gesehen hat.

Die Fans sind nah dran in Turin

Moritz Lang, der für Sky seit Jahren die ATP Finals und andere Highlights wie Wimbledon vor Ort anmoderiert, hat die Atmosphäre in London gemessen an jener nun in Turin jedenfalls als „klinisch“ eingeordnet. Da ist natürlich was dran. Die O2 hat mehrere Kinosäle, ein Outlet Shopping Center, fabelhafte Restaurants und bis 2020 eben auch ein bisschen Weltklasse-Tennis zu bieten. Im Pala Alpitour dagegen gibt es nur ein Thema (und zu wenige Toiletten, das nur nebenbei): die ATP Finals.

Das Zuckerl für die Fans: der öffentliche Trainingsplatz
© privat/tennisnet
Das Zuckerl für die Fans: der öffentliche Trainingsplatz

Das besondere Goodie ist sicherlich der Trainingscourt, der im großzügigen Eingangsbereich installiert wurde, anders als in London (dort war dies den VIPs vorbehalten) dürfen hier auch die normalsterblichen Fans nah an die Spieler ran. Holger Rune und Hubert Hurkacz haben während der letzten Tage quasi öffentlich trainiert, die beiden Ersatzleute werden ohne Matchpraxis, aber wenigstens finanziell ordentlich kompensiert die Weiterreise antreten, vermutlich in einen ausgedehnten Urlaub.

Der italienische Charme besticht

Das „Fan Village“ ergänzt die Erfahrung des Besuchs bei den Finals, die pro Session mit je einem Doppel und einem Einzel ja zeitlich endlich ist. Lustigerweise haben sich die langen Matches ja zumeist am Abend zugetragen (Ausnahme: gestern die Partie zwischen Novak Djokovic und Daniil Medvedev), aber wer am Tag vorbeigeschaut hat, durfte sich im Village auch einen Absacker gönnen, der Food Court entspricht all jenen Vorstellungen, die man sich klischeehaft von der italienischen Küche macht.

Wer braucht schon offizielles Merchandise?
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Wer braucht schon offizielles Merchandise?

Auffallend ist höchstens noch eines: Wer sich mit offiziellem Merchandise eindecken möchte, dem kann vor Ort, auch nach längerer Suche, nicht geholfen werden. Das ist nicht weiter schlimm, es gibt ja einen italienischen Ausstatter, der sehr wohl ein paar Tennis-Klamotten feilbietet. Aber gut: wer zwingend ein T-Shirt, das die sehr feine Verbindung zwischen Turin und Weltklasse-Tennis zusammen führt, mit auf den Heimweg nehmen möchte, dem kann an einem Verkaufsstand vor des Toren des Pala Alpitour geholfen werden. Nicht offiziell. Aber mit viel Charme.

von Jens Huiber

Sonntag
20.11.2022, 11:45 Uhr
zuletzt bearbeitet: 20.11.2022, 08:38 Uhr